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Pantel, Etta [Hrsg.]
Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland: Baudenkmale in Niedersachsen (Band 25): Baudenkmale in Niedersachsen: Landkreis Soltau-Fallingbostel — Braunschweig, 2001

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https://doi.org/10.11588/diglit.43924#0336
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Mit der Errichtung des Remters wurde ein wich-
tiges Beispiel eines halbprofanen, spätgotischen
Raumes geschaffen. Er wird von unverputzten
Blenden gegliedert, deren Pfeiler zusätzlich noch
von kleinen spitzbogigen Nischen unterbrochen
sind. In den regelmäßig angeordneten segment-
und auch spitzbogigen Nischen sind heute Äb-
tissinnenbildnisse aus verschiedenen Jahrhun-
derten untergebracht. Rankenförmige Bemalun-
gen von Wand und Deckenbalken schmücken
den einseitig belichteten Raum. Das Mauerwerk
ist wohl bis auf die ostseitige Fensterreihe und
den Südgiebel wenig und sonst historisierend
restauriert worden (Blendnischen).
Die südseitig an den Klosterchor anschließende
winkelförmige Wohnanlage der Konventualin-
nen, genannt „Langes Haus“ oder „Langer
Gang“ mit Haupteingang im Süden, bildet zu-
sammen mit dem Klosterhof den Kern der Klos-
teranlage. Sie ist 1715 von Johann Caspar
Borchmann an Stelle der mittelalterlichen zwei-
geschossigen Klausur (im 12.Jh. für angeblich
80 Nonnen) entworfen und 1717-19 einge-
schossig mit sieben Wohnungen errichtet wor-

den, die vom inneren Gang jeweils durch Türele-
mente des ausgehenden Barock erschlossen
werden. Der schlichte Backsteinbaukörper unter
Walmdach wird von der regelmäßigen Anord-
nung der Kastenfenster, der doppelflügeligen
Eingangstüren mit breiten Gewänden und darü-
ber liegenden Gauben gegliedert. Anstelle eines
Kreuzgangs umschließt er mit einem Flügel des
winkelförmigen Wirtschaftstrakts (18.Jh.) und
der Kirche den ehemaligen Klosterfriedhof. Die-
ser abgeschiedene, heute von hohen Bäumen
bestandene begrünte Innenhof ist bis ca. 1860
als Friedhof des Klosters genutzt worden. Am
Rande sind zahlreiche, unterschiedlich geform-
te, überwiegend mit Familienwappen ge-
schmückte barocke bis klassizistische Grabstei-
ne verstorbener Äbtissinnen des 17-19.Jh. auf
Sockeln aufgestellt worden. Weitere Gedenk-
steine in Form von hochrechteckigen Kuben mit
aufgesetzten Salbungsgefäßen von 1793 und
1839 stehen verteilt im Gartenareal, ebenso wie
ein 1936 hierher translozierter Ziehbrunnen mit
Sandsteinsegmenten von 1794 und einer Datie-
rung von 1657 in der hölzernen Dachkonstruk-
tion.

In der Nähe des Haupteingangs ist das von der
Familie von Bothmer etwa 1725 für eine Tochter
erbaute sog. „Bothmersche Haus“ aufgestellt
worden. Nach dem Umbau 1974 hat man hier
die Äbtissinnenwohnung eingerichtet. Der impo-
sante Nordgiebel mit den dreifachen, auf gerun-
deten Balkenköpfen und ebensolchen Füllhöl-
zern aufgebauten Auskragungen sowie ein kräf-
tiges Traufgesims kennzeichnen den freistehen-
den eingeschossigen Fachwerkbau mit den teil-
weise erhaltenen Kastenfenstern. Der ostseitige
Hauseingang mit barocken Elementen wird
durch ein mittiges Zwerchhaus betont. Das
östlich anschließende ehemalige Brau- und
Waschhaus und spätere KlostenA/ärterhaus, das
in der 1. Hälfte des 18.Jh. eingeschossig, im Stil
des „Langen Hauses“, unter hohem Walmdach
errichtet worden ist, dient heute dem Wohnen.
Dies gilt auch für das hohe, zweigeschossige,
auf einem massiven Erdgeschoss aufgebaute
Wohnhaus von 1730, in dem früher der Remter
untergebracht war und das seit einer 1971 aus-
geführten Renovierung teilweise verputzt, bzw.
dessen Obergeschoss einschließlich des vorkra-
genden Fachwerkgiebels verbreitert worden ist.


Ob die drei südöstlich von Kloster bzw. Innen-
stadt inmitten der Landschaft aufgefundenen,
wenig bearbeiteten Steine mit den verwitterten
Initialen KW und eingemeißelter Wolfsangel die
Grenze des früheren umfangreichen Klosterbe-
sitzes markieren, oder in Zweitverwendung dort
aufgestellt wurden bzw. evtl, auch die zu Anfang
des 19.Jh. im Böhmebereich verlaufende Gren-
ze zum Königreich Westfalen festschreiben, ist
z.Zt. nicht festzustellen.
Neben dem in Sichtweite vom Kloster gelege-
nen und 1626 zerstörten Vorwerk vor dem Ha-
gentor gehörten der nahe, östlich an dem Müh-
lengraben gelegene Amtshof sowie der südlich
anschließende Mühlenhof mit der Klostermühle
zum Kloster. Der im 18.Jh. u-förmig angelegte
Amtshof und frühere Propsthof war der Sitz der
jeweiligen Klosterverwaltung, später auch Forst-
verwaltung und beherbergt neben kleineren
Neubauten heute noch das sog. Amtshaus der
Pfarrgemeinde mit Kantor- und Küsterwohnung,
Am Kloster 1. Es wurde, wie andere Bauten


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