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Pantel, Etta [Hrsg.]
Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland: Baudenkmale in Niedersachsen (Band 25): Baudenkmale in Niedersachsen: Landkreis Soltau-Fallingbostel — Braunschweig, 2001

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https://doi.org/10.11588/diglit.43924#0349
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überwiegend als Wohnhäuser genutzt. Wahr-
scheinlich gehörten die hart an der Straße
errichteten, breit gelagerten Ziegelgebäude Os-
kar-Wolff-Straße Nr. 22 und Hermann-Löns-
Straße 17 ursprünglich auch zur früheren
Hofanlage Nr. 1. Die um 1880 als Bediensteten-
Wohnhaus erbaute heutige Handweberei ist ein
langgestreckter, verputzter Ziegelbau unter Sat-
teldach mit flachen Segmentbogenfenstern und
Zierziegelsetzungen. Zur Anlage gehört auch ein
zweigeschossiger, langgestreckter Baukörper
unter Krüppelwalmdach mit einer wohl um 1900
entstandenen Putzfassade mit flachem Dekor
und Eckverquaderung, der vermutlich aus ei-
nem Wirtschaftsgebäude der großen Hofanlage
gegenüber hervorgegangen ist.
Von den gründerzeitlichen Villen, die hinter brei-
ten Vorgärten auf der nördlichen, ehemals von
einer Allee gesäumten Straßenseite errichtet
worden sind, haben die beiden 1 1/2-geschos-
sigen, durch einen Mittelrisalit symmetrisch ge-
gliederten Fachwerkhäuser Oskar-Wolff-Straße
12 (um 1880) und 20 (um 1890) noch ihr ur-
sprüngliches Aussehen bewahrt. Sie sind wie-
derum gekennzeichnet durch die hölzerne Qua-
derimitation bzw. Verbretterung sowie weitere
gut erhaltene Gliederungs- und Zierelemente,
wie profilierte Laibungen und Fensterverdachun-
gen sowie z.T. zeitgenössische Kastenfenster
oder Zierungen der Verandakonstruktion und
des Giebelgesprenges.
Die Stadterweiterungsflächen im Nordwesten
der Innenstadt wurden von Anbeginn mit we-
sentlich dichterer Bebauung gefüllt. In der ersten
Phase entstand eine Blockrandbebauung mit
sog. Arbeiterwohnhäusern aus eingeschossigen
traufständigen Doppelhaustypen in Anlehnung
an das Vick’sche Aufbaukonzept aus der Mitte
des 18.Jh. In der Grünstraße entspricht eine
kleine Gruppe von sich gegenüberliegenden
Eck- bzw. Doppelhäuser mit entsprechenden
Zufahrten zu der winkelförmig angesetzten Hin-
terhofbebauung, Nr. 6, 8 mit 10 und Nr. 7, 9 mit
11, noch vollkommen der Bebauung der Zeit
um 1895. Erhalten sind auch die Kopfsteinpflas-
terung der Fahrbahn und die ziegelgepflasterten
Gehwege. Die kleinen schlichten Ziegelbauten
wurden unterschiedlich mit straßenseitigem
Putzdekor oder mit Quaderputz und Ziegeldekor
am Traufgesims geschmückt.
In den benachbarten Straßen ist allmählich vom
früheren Bebauungsprinzip abgewichen wor-
den. Zwischen 1910 und 1930 entstand eine
lockere Ein- und Mehrfamilienhausbebauung mit
noch vereinzelten mehrgeschossigen Doppel-
häusern oder öffentlichen Gebäuden, die jedoch
heute vielfach verändert sind. Bis auf die Dach-
deckung unverändert erhalten ist das in der
Wiesenstraße 14 erbaute Logenheim der Gut-
templer, das 1910 zusammen mit einem Kaffee-
garten erbaut wurde und heute als Gemeinde-
haus genutzt wird. Es wurde im sog. Heimatstil
als verputzter Massivbau in der Form eines
Hallenhauses mit hohem Halbwalmdach errich-
tet.
Bei dem Walsroder Gymnasium, das gegen
Ende der zwanziger Jahre in dem Stadterweite-
rungsgebiet an der Sunderstraße 19/Ecke
Grünstraße erbaut worden ist, handelt es sich
um eine der in der Provinz Hannover noch selte-

nen sog. Aufbauschulen. Sie ist bis heute auf
der Rückseite vielfach erweitert worden.
Das Gebäude ist von den für ihre moderne
Bauauffassung bekannten Hannoverschen Ar-
chitekten Gebr. Siebrecht fernab des damaligen
Siedlungsbereiches errichtetet worden. Der
zweigeschossige, verputzte Gebäudetrakt auf
hohem Sockelgeschoss steht parallel zur Grün-
straße. Die Gliederung der Baukörper ist durch
die einzelnen Funktionen der Schule bestimmt,
wie bei dem quergestellten, westlichen Aula-/
Turnhallenflügel, der von der überhöhten Gie-
belwand mit Schuluhr beherrscht wird. Der
insgesamt ausgewogen proportionierte Baukör-
per u.a. mit den rhythmisch angeordneten
Fenstern und der Eckbetonung durch Klinker-
bänder vermittelt zusammen mit zahlreichen
Details auch bei der Innenausstattung (u.a. das
dreiteilige Eingangsportal, Flure, Aula) ein ein-
heitliches Gestaltungsbild eines dem neuen
Bauen der zwanziger Jahre verpflichteten Kom-
plexes.

WALSRODE-ALTENBOITZEN

Altenboitzen ist eines der typischen Dörfer, die
sich südlich von Walsrode, aufgereiht am
Geestrand zwischen dem flachen Böhmetal und
dem anschließenden Höhenrücken, entwickelt
haben. Diese Lage ermöglichte von jeher, dass
innerhalb der quer zum Fluss verlaufenden Ge-
markungsgrenzen fruchtbare Wiesen und Äcker,
aber auch die für die Viehwirtschaft notwendi-
gen Wald- und Heideflächen genutzt wurden.
Gelegen am Ende einer ausgedehnten feuchten
Mulde des sog. Jordanbaches, bot Altenboitzen
nachweislich mindestens seit der mittleren
Steinzeit günstige Siedlungsbedingungen. Dies
bezeugen neben zahllosen Funden die ehemali-
gen Hügelgräber in der Umgebung und vor
allem die sog. Steinhäuser nahe des Weges
nach Klein Eilstorf, deren mächtige Abdeckstei-
ne jedoch seit 1800 für den Straßen- und Brü-
ckenbau, aber auch für Fundamente Verwen-
dung fanden. Neben den bedeutenden Grab-
stätten deuten auch zahlreiche alte Flurnamen
und möglicherweise Symbole wie Lebensbaum

Walsrode, Oskar-Wolff-Str. 1, ehern. Hofanlage/Landhaus, 1890



Walsrode, Oskar-Wolff-Str. 1, Hofzufahrt, 1890

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