Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Pantel, Etta [Hrsg.]
Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland: Baudenkmale in Niedersachsen (Band 25): Baudenkmale in Niedersachsen: Landkreis Soltau-Fallingbostel — Braunschweig, 2001

DOI Seite / Zitierlink:
https://doi.org/10.11588/diglit.43924#0350
Überblick
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
und Sonnenrad an alten Fachwerkgebäuden
angeblich auf eine frühere Kultstätte hin.
Das 1242 erstmals erwähnte „Olden Botzem“
gehörte von Anbeginn dem 1565 geschaffenen
Herzoglichen Amt Rethem an und innerhalb
diesem dem Go bzw. Gericht Boitzen und
später als kleinste Verwaltungseinheit dem
Kirchspiel Kirchboitzen. Die Neugliederung der
Amtsbezirke im Jahre 1852 ließ die Ortslage
dem Amt und ab 1895 dem Kreis Fallingbostel
zufallen. Ohne eigene Kirche ist Altenboitzen in
das benachbarte Kirchboitzen eingepfarrt.
Die Böhme, die im Laufe ihrer Geschichte häufig
auch Grenzfluss zwischen zwei Ländern war,
bildet im Süden die politische Grenze des Stadt-
gebiets von Walsrode zur Nachbargemeinde
Böhme.
Obwohl über kurze Entfernungen erreichbar,
liegt Altenboitzen abseits der großen Verkehrs-
wege (B 209, Autobahnanschluss Bremen-
Hamburg-Hannover) und hat sich daher seine
landwirtschaftliche Prägung bewahrt. Der frühe-

re Postweg, der im 18.Jh. Altenboitzen auf
seinem Weg von Bremen nach Hannover östlich
tangierte, nutzt für die Überquerung der Böhme
den heute noch als landwirtschaftliche Brücke
erhaltenen Übergang zur Ahrensheide. Jahrhun-
dertelang hatte dieses nunmehr bewaldete und
von der Bundeswehr zu Übungszwecken ge-
nutzte Heidegebiet eine große Bedeutung als
Schafweide für die Dorflagen jenseits des Flus-
ses. Heute ist die Brücke neben einem fußläufi-
gen Übergang am Wehr Neumühlen weiter
südlich des Dorfes die einzige direkte Verbin-
dung des Dorfes zum südlichen Ufer.
Entlang der in die Nachbarorte führenden Kreis-
straßen sind etwa seit Mitte des 20.Jh. Wohn-
bauten entstanden. Um den ehemaligen Halte-
punkt der 1910 eröffneten und später nur noch
für den Güterverkehr benutzten Kleinbahn von
Verden nach Walsrode, deren Gleisbett nördlich
an der Dorflage vorbeiführt, haben sich einige
auf die Landwirtschaft bezogene Betriebe ange-
siedelt und für einigen Aufschwung gesorgt.
Heute hat die etwa neun Kilometer von Walsro-
de entfernte Ortschaft rund 300 Einwohner.

Die Lage am Rande des weiten Flusstals, umge-
ben von Eichenwald bzw. heute kiefernbewach-
senen Dünen der Ahrensheide am nördlichen
Uferrand des Flusses, macht heute noch den
Reiz der etwa 28 Meter über der Wasseroberflä-
che liegenden Dorflage aus. Die Parzellen der im
Jahr 1669 bereits vorhandenen 20 Hofstellen
(davon zehn Voll- und acht Halbhöfe), die 1858
auf 29 Hofstellen angewachsen waren, (1965
noch 20 landwirtschaftliche Betriebe mit über-
wiegend Viehzucht) sind weitgehend erhalten
geblieben; ebenso wie viele Hofeichen, die alten
Kopfsteinpflasterungen einiger Hofzufahrten und
sonstiger Flächen (z.B. Nrn. 6, 7, 13, 16, 17) so-
wie die gemauerten Einfriedungen (Nm. 7, 13),
die erst nach der Vermessung und Begradigung
von Wegen und Grundstücken zur Zeit der
Verkopplung 1839 entstanden sind. Besonders
prägend ist der von Norden kommende, oftmals
reißende Jordanbach, der von Eichen gesäumt
meist an den Rückseiten der Hofanlagen durch
das alte Haufendorf fließt. Trotz einiger Brücken
und jüngerer Regulierungsmaßnahmen zer-
schneidet sein Hochwasser auch heute noch
das Dorf für längere Zeit in zwei Teile.

Altenboitzen, Altenboitzen 6, Hofanlage


Altenboitzen, Altenboitzen 7, Hofanlage


Bemerkenswert ist, dass die alten Fachwerk-
bauten auf den Hofanlagen vor und um 1900
vielfach durch Ziegeibauten ersetzt worden sind.
Trotz vielfacher Modernisierungen fallen diese
durch Zierziegeldetails oder breite Einfassungen
der Einfahrtstore in Sandstein mit großen In-
schriften auf. Der westliche Dorfteil, der um eine
alte Straßenkreuzung angelegt ist, ist vermutlich
der ältere. Hier am Südrand der Ortslage hat
sich vor allem die (frühere Halb-) Hofanlage
Nr. 16 mit weitläufiger, den Bach tangierender
Hofparzelle mitsamt den Gebäuden seit der Zeit
der Verkopplung Mitte des 19.Jh. nicht verän-
dert. Bereits in der Mitte des 17.Jh. sind das
Wohnwirtschaftsgebäude, das Backhaus und
der Brunnen entstanden, Mitte des 19.Jh. der
Speicher mit Erdkeller. Der vorsichtig restaurierte
Wirtschaftsgiebel des dorfältesten Zweiständer-
baus von 1651, der quer zur nordseitigen Zu-
fahrt liegt, weist deutliche Merkmale seiner frü-
hen Erbauungszeit auf, so das auf profilierten
Knaggen kräftig auskragende Giebeltrapez und
die insgesamt weitmaschigen Gefache.
Breite Kübbungen, das mittige Einfahrtstor mit
Vorschauer sowie ein kräftiges Fußdreieck darü-
ber gliedern den Giebel symmetrisch. Die sog.
„Uhlenlucht“ und die gekreuzten Pferdeköpfe
des alten Rauchhauses sind erhalten. Der deut-
lich erhöhte Wohntrakt wurde wohl erst Mitte
des 19.Jh. angefügt.
Auf Hof Nr. 13 nahe der alten Dorfmitte prägt
die straßenseitig traufständig angeordnete
Längsdurchfahrtsscheune von 1785 mit zwei
zur Zeit vermauerten Zufahrten den Hofeingang.
Der alte Vollhof Nr. 17 am westlichen Ortsaus-
gang wird durch sein in Ziegelbauweise mit
Sandsteindetails errichtetes Wohnwirtschaftsge-
bäude von 1862 beherrscht, das nach einem
alles vernichtenden Feuer im Winter 1858 in der
Art eines Vierständerhauses wieder errichtet
worden war.
Auf der östlichen Dorfseite jenseits des Baches
sind besonders die beiden, auf langgestreckten
Parzellen benachbarten Höfe Nr. 6 und 7 zu
erwähnen. Die beiden giebelständig errichteten

346
 
Annotationen