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Kämmerer, Christian [Editor]
Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland: Baudenkmale in Niedersachsen (Band 32): Stadt Osnabrück — Braunschweig, 1988

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https://doi.org/10.11588/diglit.44440#0015
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STADT OSNABRÜCK

Geschichtlicher Überblick
Die Höhenzüge des Wiehengebirges und des Teutoburger Waldes, die sich mit ihrem
zwischengelagerten Hügelland vom Weserbergland weit hinaus nach Nordwesten zwi-
schen norddeutsche Tiefebene und westfälische Tieflandsbucht schieben, bilden den
äußeren Rahmen des Osnabrücker Berg- und Hügellandes. Dieses stellt eine Mittelge-
birgslandschaft dar, die in eine Vielfalt von kleineren Berg- und Hügellandschaften mit
weiten, zum Teil moorigen Talauen und Überschwemmungsgebieten in den Flußniede-
rungen gegliedert ist. Der Richtung der beiden Haupthöhenzüge im Norden und Süden
folgen die meisten der kleineren Berge und Hügel des Zwischenlandes, ebenso in den
Tälern die größeren Flüsse, deren bedeutendster, die Hase, mit ihrer weiten, zu Über-
schwemmungen neigenden Talaue das Hügelland in einen nördlichen und einen südli-
chen Teil scheidet.
Die Stadt entwickelte sich im Hasetal auf einem diluvialen Sandrücken, der seinen natür-
lichen Schutz einerseits durch die Hase und die sie begleitende Niederungszone im
Osten und andererseits durch das Niederungs- und Moorgebiet der Wüste im Westen
erfuhr. Die Talsohle, die im Innenstadtbereich durchschnittlich auf 65 m über N.N. liegt,
umgibt ein Kranz von Hügeln und Hügelgruppen, aus denen im Norden Westerberg (102
m) und Gertrudenberg (97 m) von zwei Seiten dicht an den Fluß herantreten und hier das
Hasetal auf nur etwa 500 m einengen, auf diese Weise in ältester Zeit die Möglichkeit zu
einer Überquerung der Hase bietend, wie sie ähnlich günstig an anderer Stelle nicht wie-
der anzutreffen war.
Die Entstehungs- und Entwicklungsgeschichte der Stadt liegt wesentlich begründet in
ihrer verkehrsgeographischen Lage an einer Hasefurt und im Kreuzungspunkt der Li-
nien alter Heerwege, deren Bestehen schon in fränkischer und römischer Zeit anzuneh-
men ist. Übergänge über die Pässe der Randgebirge des Hügellandes bei Bramsche im
Norden und Iburg im Süden bezeichnen Punkte der alten Süd-Nord-Verbindung (mit
Richtung Köln-Bremen), die die Haseüberquerung bei Osnabrück benutzt, während ei-
ne zweite Hauptlinie des Verkehrs der breiten Längstalzone des Hügellandes in ostwest-
licher Richtung (Niederlande-Weser-Elbe) folgt, Verkehrslinien, die noch im 19. und 20.
Jh. durch die Trassen der Eisen- und Autobahn übernommen werden.
Für den Osnabrücker Raum darf bereits in altsächsischer Zeit eine lockere Besiedlung
durch Höfe und Hofgruppen angenommen werden, die in die Waldungen des Hügellan-
des eingestreut lagen. Eine vielleicht nur aus wenigen Höfen bestehende Siedlung, die
möglicherweise in Verbindung mit einem sächsischen Edelinghof zu sehen ist, wird
schon zu dieser Zeit am linken Haseufer unweit südlich der Furt, auf welche der Name
des Ortes sich bezieht, bestanden haben.
Karolingischer Bischofssitz
Im Zuge der missionspolitischen Aufteilung des Landes nach der Unterwerfung der
Sachsen gründete Karl der Große in Osnabrück wie auch in anderen Orten des späteren
Bistums um 780 Missionsstationen. Ausschlaggebend für die Wahl des Ortes im Zen-
trum des alten Threcwiti-Gaues war die sowohl verkehrsgeographisch als auch strate-
gisch wichtige Lage innerhalb des Berglandes und am Haseübergang, der in der Zeit der
Sachsenkriege Karls mehrfach von seinen Heeren berührt wurde. Bereits Ende des 8.
Jh. erfolgte die Erhebung der Missionsstation zum Bischofssitz. Für die Anlage des Bi-
schofshofes bot sich ein leicht erhöht liegender sandiger Rücken südlich der Hasefurt
an, der im Osten durch die Hase seinen Schutz erhielt. Im Westen bildete der Poggen-
bach, der in damaliger Zeit vom Wüstenmoor im Südwesten herkommend, nördlich des
Bischofshofes in die Hase einmündete, eine natürliche Sicherung des Ortes. Der Bi-
schofshof, auf den sich die erste urkundlich gesicherte Erwähnung Osnabrücks im Jahre
851 bezieht, war eine etwa rechteckige, vermutlich durch Palisaden, Wall und Graben
gesicherte Anlage, die auf der westlichen Langseite ihr Tor besaß. Innerhalb der Gren-
zen dieser ältesten Domburg, deren Kontur sich noch in großen Zügen im heutigen Dom-
bezirk erhalten hat, waren Dom, Bischofspalast und Kollegium der Domgeistlichen zu-
sammengefaßt.
Frühmittelalterliche Domburg
Mit dem Anwachsen der Siedlung durch den Zuzug von Handwerkern und Händlern er-
folgte wohl schon im Verlauf des 9. Jh. ihre erste Erweiterung außerhalb der Befestigung
des Bischofshofes auf einer wiederum leicht erhöht liegenden Partie der Talsohle west-

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