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Kämmerer, Christian [Editor]
Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland: Baudenkmale in Niedersachsen (Band 32): Stadt Osnabrück — Braunschweig, 1988

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https://doi.org/10.11588/diglit.44440#0089
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lung der drei Bereiche der Natur besonders
hervorgehoben ist. 1907 erhielt die zur Her-
renteichstraße weisende Nordseite des Hau-
ses in respektvoller und künstlerisch ge-
schickter Anpassung an das Fassadensystem
der Hauptfront ihre heutige Gestalt (Architekt
Ed. Jüngerich, Berlin). Teil des durchgreifen-
den Umbaus, mit welchem der Flügel zur Her-
renteichstraße vollständig verändert wurde,
war der Einbau eines Laubenganges, der we-
gen der engen Einmündung der Straße in den
Nikolaiort als Fußgängerpassage dient. Die
Ausführung der Fassaden erfolgte in Kunst-
stein.
Wenige vereinzelt erhaltene Zeugnisse der
Osnabrücker Bürgerhausarchitektur des 19.
Jh. finden sich noch in dem fast restlos kriegs-
zerstörten Umkreis um den Nikolaiort. Typi-
sche Wohnhäuser des Klassizismus sind die
gleichgestalteten Doppelhäuser Herrenteich-
straße 3/4, dreigeschossige Vierachsenhäu-
ser von 1807, deren vorgeblendete Sand-
steinfassaden sparsamen Louis-seize-Dekor
aufweisen. Ihre Erdgeschoßzone ist heute
durch großflächige Ladeneinbauten verun-
staltet, die ursprünglichen Walmdächer der
beiden Häuser durch ein gemeinsames Sat-
teldach ersetzt. Einen spröderen Klassizis-
mus der Zeit um 1820 vertritt die in stärker ver-
änderter Gestalt überkommene, ursprünglich
zweigeschossige Fassade Kamp 81/83 mit
gleichförmiger Reihung ihrer sieben Fenster-
achsen, jedoch schöner Hervorhebung der
Portalachse, deren rahmende Architektur
Portal und Obergeschoßfenster zu einer Ein-
heit zusammenfaßt. Die links am Haus an-
schließende Beifahrt ist gut angeglichene
spätere Hinzufügung. Unter den spärlich er-
haltenen Wohnhäusern des Rundbogenstils
um 1860 ist Herrenteichstraße 11, ein hohes
dreigeschossiges Fünfachsenhaus, beson-
ders stattlich, seine Fassade allerdings
schmerzlich, wenn auch nicht irreparabel, im
Erdgeschoßbereich verändert. Etwas später
mag die dreiachsige Werksteinfassade von
Krahnstraße 24 entstanden sein, in deren Ge-
staltung sich Elemente des Historismus und
Klassizismus überlagern.
DIE NEUSTADT

Etwa 1 km südlich von Domburg und Bischofs-
sitz befand sich seit ältester Zeit unweit des
Haseufers der Martinshof, der bischöflicher
Besitz war. Auf seinem Grund entstand be-
reits 1011 durch Bischof Detmar das Kolle-
giatstift St. Johann am alten süd-nördlichen
Fernweg. Stift und bischöflicher Hof bildeten
den ältesten Kern und Ausgangspunkt für die
Entstehung der Neustadt, die gegen 1240
erstmals als Ort urkundlich erwähnt wird. Die
Entwicklung vollzog sich, vergleichbar den alt-
städtischen Stadtteilen, in erster Linie entlang
des alten Heerweges, der, von Süden her-
kommend, die Altstadt an der Alten Pforte am
heutigen Neumarkt erreichte (heute Johannis-
straße). Beiderseits dieser Hauptachse ent-
stand ein im Gegensatz zur Altstadt weiträu-
miges Straßensystem mit großen Baublök-
ken, deren Gradlinigkeit und Regelmäßigkeit
eine planmäßige Stadtanlage vermuten las-
sen. Aus ihr fallen die ältesten Siedlungsberei-

Plan der Neustadt (Hausbesitzaufnahme), Zeichnung von C.L. Reinhold, 1790
(Nieders. Staatsarchiv Osnabrück, K 62a Nr. 108H BI. 4)


Große Straße 62, um 1790


Herrenteichstraße 11, um 1860


Kamp 81/83, um 1820



Krahnstraße 24, um 1860

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