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Kämmerer, Christian [Hrsg.]
Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland: Baudenkmale in Niedersachsen (Band 32): Stadt Osnabrück — Braunschweig, 1988

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https://doi.org/10.11588/diglit.44440#0145
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OSNABRÜCK-ATTER

Die seit 1972 der Stadt Osnabrück eingeglie-
derte Landgemeinde im Westen der Stadt er-
streckt sich über leicht hügeliges, zum Teil be-
waldetes Gebiet und wird in ihren Randzonen
von größeren Ödland- und Niederungszonen
umfaßt. Den westlichen Bereich durchquert
der ursprünglich stark gewundene, heute je-
doch begradigte Lauf der Düte, die nach Nor-
den der Hase zufließt.
Im Bild der heutigen Besiedlung Atters blieb
die alte Struktur, die bis zur Jahrhundertwen-
de kaum Veränderungen erfuhr, noch im we-
sentlichen gut erkennbar. Der alte Kern der
locker besiedelten, urkundlich seit dem 13. Jh.
erwähnten Bauerschaft befindet sich im We-
sten am Übergang der Leyer Straße über die
Düte mit einer auseinandergezogenen Grup-
pe von sechs Erbhöfen beiderseits des Flus-
ses. Zwei weitere, ursprünglich selbständige
Siedlungbereiche im Osten und Süden wer-
den der Bauerschaft seit dem 16. Jh. zuge-
rechnet: Leye im Osten, das von der Kernsied-
lung durch den großen Besitz des Gutes Leye
getrennt ist, ein Weiler von ehemals drei Erb-
höfen in einer Gruppe südlich der Leyer Stra-
ße, und, weitab südlich am Düteufer, der Ein-
zelhof Meyer zu Hüningen. Eingeschlossen
von dem ausgedehnten Waldgebiet des Leyer
Holzes liegt im Norden Atters das Gut Leye.
Seit dem Zweiten Weltkrieg breiten sich Neu-
siedlungen an verschiedenen Stellen aus, die
sich besonders östlich des Ortskerns und in
den Ödlandpartien des Nordens und Westens
konzentrieren.
Die Bausubstanz der Höfe ist vielfach erneu-
ert und verändert, geschlossene ältere Hofan-
lagen mit intaktem Baubestand sind nicht
mehr anzutreffen, gut erhaltene Einzelgebäu-
de eher die Ausnahme. Zum alten Siedlungs-
kern Atters gehört der Mühlenhof, an dessen
ursprüngliche Lage unmittelbar am Ufer der
Düte heute, nach Umlegung des Flußbettes,
nur noch der Mühlenteich westlich des Hofes
erinnert (Leyer Straße 161). An das ehemalige
Haupthaus des Hofes, ein in der 1. H. des 19.
Jh. vollständig umgebautes Hallenhaus,
schließt sich das 1816 angebaute massive
Wohnhaus an, ein eingeschossiger verputzter
Bruchsteinbau mit Sandsteineinfassungen,
der von einem Krüppelwalmdach überdeckt
wird. Der dreiachsige übergiebelte Dachauf-
bau der Westseite, der dem sonst schlichten
Gebäude einen anspruchsvollen, landhausar-
tigen Charakter verleiht, ist Zutat des 20. Jh.
Bestandteil der Hofanlage ist die Mühle, die
bereits 1488 urkundlich erwähnt wurde. Das
heutige Mühlenhaus aus der 2. H. des 19. Jh.
ist ein einfacher, eingeschossiger Bruchstein-
bau über hohem Sockel mit gewölbtem Durch-
laß für den Mühlbach.
Zum Mühlenhof gehörte auch das benachbar-
te ehemalige Heuerhaus nördlich der Leyer
Straße, ein Zweiständerbau der 2. H. des 18.
Jh., der sich mit dem Hof zu einer lockeren
baulichen Gruppe zusammenschließt (Leyer
Straße 162). Unter den großen Hallenhäusern
der Erbhöfe, die in den meisten Fällen erheb-
lich umgebaut und erneuert sind, ist noch
guterhalten das Haupthaus der Hofanlage
Bahnhofstraße 11 in der Altsiedlung Atter. Der
Zweiständerbau von 1837, dessen Giebel

über Stichbalken schwach vorkragen, ist ein
Beispiel für das Festhalten am Zweiständer-
gerüst zu einer Zeit, als das größere Hallen-
haus um Osnabrück bereits allgemein als
Vierständerbau errichtet wurde.
Gut Leye
Das Gut entstand im 15. Jh. durch die Zusam-
menlegung mehrerer, in der Bauerschaft Leye
gelegener Höfe. 1680 gelangte es in den Be-
sitz des Fürstbischöflich Osnabrückischen
Geheimen Rats und Vizekanzlers Franz Ost-
man, der 1703 den Kern der heutigen, im Sin-
ne der Barockzeit regelmäßigen Gutsanlage
erbauen ließ. Dieser besteht aus dem in der
Mittelachse angeordneten Herrenhaus und
freistehenden niedrigeren Flügelbauten, die
den Vorplatz in der Art eines Ehrenhofes seit-
lich einfassen, ein Grundriß, wie er in Wulften
bereits zwanzig Jahre zuvor ähnlich zur Aus-
führung kam. 1737 wurde die Anlage unter
Sixtus Anton Ostman von der Leye mit Gräben
umgeben und die steinerne Schloßbrücke,
Torpfeiler und flankierende Torbauten hinzu-
gefügt. Noch im 20. Jh. folgten, anstoßend an
die Hofflügel, die Schloßkapelle (1906) auf der



Gut Leye, Landesvermessung J.W. Du Plat,
1787 (Nieders. Staatsarchiv Osnabrück,
K 100 Nr. 1H IV 12a, Ausschnitt)

Atter, Leyer Straße 161, Mühle


Atter, Bahnhofstraße 11, Wohnwirtschaftsgebäude,
1837


Atter, Leyer Straße 162, ehemaliges
Wohnwirtschaftsgebäude, 2. Hälfte 18. Jh.


Atter, Gut Leye, Blick von der Einfahrt zum Herrenhaus


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