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Kämmerer, Christian [Hrsg.]
Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland: Baudenkmale in Niedersachsen (Band 32): Stadt Osnabrück — Braunschweig, 1988

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https://doi.org/10.11588/diglit.44440#0158
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ßenzügen wurde zu Ende des 19. Jh. das heu-
tige geradlinige Straßennetz südwestlich des
Schinkelberges festgelegt, das sich in der Fol-
ge zu einem geschlossenen Vorstadtbereich
entwickelte, dessen Hauptachsen in den er-
sten Jahrzehnten des 20. Jh. mit langgezo-
genen Häuserzeilen bebaut wurden. Zu den
ersten baulichen Anlagen, die mit dem Vor-
dringen städtischer Bebauung im 19. Jh. am
Westrand Schinkels entstanden, gehört die
Arbeiterkolonie an der Bremer Straße, die die
Köln-Mindener Eisenbahngesellschaft 1873
in unmittelbarer Nähe zu den Anlagen der ein
Jahr zuvor erbauten Bahnlinie nach Bremen
errichten ließ. Architekt der ursprünglich grö-
ßer geplanten Siedlung war Adolph Funk, der
an der Bremer Straße fünf zweigeschossige
und entlang zweier Stichstraßen zwölf einge-
schossige Doppelhäuser zur Ausführung
brachte, von denen sich nur noch ein Teil in
ursprünglicher Gestalt erhalten hat (Kolonie-
straße 1 -8). Die schmucklosen, gleichgestal-
teten Rohziegelbauten sind auf Gartengrund-
stücken angeordnet und mit Stallgebäuden
versehen, ein Siedlungsmuster, das dem der
etwa gleichzeitig entstandenen Bergarbeiter-
siedlung in Eversburg gleicht (vgl. S. 132).

Ev.-Iuth. Pauluskirche
Im Herzen des neuen Stadtteils, der sich nach
der Jahrhundertwende zwischen Bremer und
Mindener Straße entwickelte, erbaute die
evangelisch-lutherische Kirchengemeinde St.
Marien, zu deren Kirchspiel Schinkel gehörte,
1928/29 die Pauluskirche als neue Pfarrkirche
des Bezirks. Sie befindet sich in städtebaulich
wirksamer Situation am Kopf der Ebertallee,
die auf den hohen, von einem spitzen Helm
bekrönten Turm der Westfassade zuführt. Ar-
chitekt war Lothar Gürtler, der unter freier stili-
stischer Anknüpfung an die mittelalterlichen
Bauepochen und unter Verwendung des tradi-
tionellen Bruchsteinmaterials eine Saalkirche
mit polygonalem Chor erbaute, die durch feine
Gruppierung der Baumassen und Lebendig-
keit des verwendeten Materials chorseitig ei-
ne hohe malerische Qualität besitzt.
Bereits zwischen den Weltkriegen griff die Be-
bauung vereinzelt weiter hinaus nach Osten,
vor allem nördlich des Schinkelberges, wo
zwischen Bremer Straße und Gartlager Weg
durch den Gemeinnützigen Osnabrücker
Bauverein eine große geschlossene Siedlung
angelegt wurde. Seit dem Zweiten Weltkrieg,

in dem der Stadtteil sehr starke Zerstörungen
erlitt, breiten sich zusammenhängende Neu-
siedlungsgebiete großflächig über die Schin-
keler Gemarkung nach Osten hin aus.
Kath. Mariä-Rosenkranz-Kirche
Östlich des geschlossenen Vorstadtgebiets in
der damals noch ganz ländlichen Region im
Herzen der Bauerschaft wurde 1913/14 die
katholische Mariä-Rosenkranz-Kirche an der
Windthorststraße erbaut. Sie war in ihrer
ersten Gestalt ein über dem Grundriß eines
griechischen Kreuzes errichteter turmloser
Bruchsteinbau, dem 1935/36 durch Joseph
Feldwisch-Drentrup im Westen eine Turmfas-
sade mit Vorhalle angefügt wurde. Nach fast
totaler Kriegszerstörung der Kirche, von der
nur der Turmbau erhalten blieb, wurde sie
1953 in ihrer heutigen Gestalt, die weitgehend
an die des zerstörten Kirchenbaus anknüpft,
wieder errichtet: ein schmuckloser Haustein-
bau, der durch große und einfache Baukörper
gegliedert ist und seine Wirkung in erster Linie
der wuchtigen Turmfassade Feldwisch-Dren-
trups verdankt.
OSNABRÜCK-SUTTHAUSEN

Schinkel, ehemalige Siedlung für Werkstattarbeiter
der Köln-Mindener-Eisenbahngesellschaft, 1873


Schinkel, Mariä-Rosenkranz-Kirche,
Wiederaufbau 1953



Schinkel, Pauluskirche, 1928/29,
Architekt L. Gürtler

Sutthausen, Gut Sutthausen, Ansicht von Nordosten


Der Ortsteil im Süden des Stadtkreises gehör-
te ursprünglich zur Landgemeinde Holzhau-
sen und wurde 1970 der Stadt Osnabrück ein-
gegliedert. Er umfaßt die ehemaligen Guts-
herrschaften Sutthausen und Wulften, deren
einstiger Grundbesitz sich allerdings noch er-
heblich weiter nach Süden über die Düte hin-
aus erstreckte. Der Grenze Sutthausens zur
Osnabrücker Gemarkung folgt im Norden die
Linie der mittelalterlichen Landwehr im Wald
des Hörner Bruchs, im Nordwesten bildet ein
Landwehrabschnitt, der die städtische Land-
wehr mit der Düte im Süden verbindet, die
Grenze zur Bauerschaft Hörne (s. S. 98). Lauf
und Tal der Düte fallen über längere Strecken
mit den heutigen West- und Südgrenzen Sutt-
hausens zusammen.
Die alten Siedlungskerne befinden sich am
West- und Südrand am rechten Düteufer.
Ganz im Westen liegt der Hörnehof, ein ehe-
maliger Meierhof, der bis zur Mitte des 17. Jh.
zu Bauerschaft Hörne gehörte. Er ist vermut-
lich als der Stammhof des Gutes Sutthausen
anzusehen, das 1 km weiter südlich aus einer
mittelalterlichen Wasserburg am Ufer des
Flusses entstand. Im äußersten Süden Sutt-
hausens befindet sich das Gut Wulften. Bei-
den Gütern zugehörig waren eine größere
Zahl von Pachthöfen, die über die Gutslände-
reien verstreut lagen.
Das ursprüngliche Siedlungsbild der Guts-
herrschaften blieb noch im Anfang des 20. Jh.
unverändert, bis 1916/17 Gut Wulften größ-
tenteils parzelliert und 1924 Gut Sutthausen
aufgelöst wurde. Seit den zwanziger Jahren
breiten sich umfangreiche Neusiedlungen im
Herzen Sutthausens auf der Wulfter Heide
aus, die die alte Struktur der Güter allmählich
zu überlagern beginnen.
Gut Sutthausen
Das Gut, das aus einer im 13. Jh. angelegten
Wasserburg hervorging, befand sich bis zum
15. Jh. im Besitz der Familie v. Varendorf.

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