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Kämmerer, Christian [Hrsg.]
Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland: Baudenkmale in Niedersachsen (Band 32): Stadt Osnabrück — Braunschweig, 1988

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https://doi.org/10.11588/diglit.44440#0136
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meinde erbaut und ist ein verkleinerter Nach-
bau der Serbischen Klosterkirche von Kalenic
(1407-1413).
EHEMALIGE FELDMARK -
ÖSTLICHE STADTGEBIETE
(OHNE BAHNHOFSVIERTEL)

Im Osten besaß die Osnabrücker Feldmark ih-
re geringste Ausdehnung, hier traten ihre
Grenzen verhältnismäßig dicht an die Stadt
heran. Der von Gertrudenberg und Knollstra-
ße im Norden und der Hase im Süden be-
grenzte Ausschnitt des Stadtgebiets weist nur
geringe landschaftliche Akzente auf. Er wird in
seinem nördlichen Bereich von einer flachen
Talmulde geprägt, durch den der (heute in der
Kanalisation aufgegangene) Sandbach von
Osten her in Richtung Stadt und Hase verläuft.
Im Süden befindet sich die kleine Erhebung
des Klushügels, die sich nach Süden hin ge-
gen die Hase vorschiebt. Die Feldmarkgrenze
wird im Nordosten durch die Landwehr be-
zeichnet, deren Linie südlich der Knollstraße
innerhalb des Waldes der Gartlage noch ver-
folgbar ist (vgl. S. 98). Weiter südlich ist sie
von der jüngeren Stadtentwicklung vollständig

überlagert und verläuft etwa auf der Linie
Scharnhorststraße-Grenzweg-Buersche
Straße-An der Rosenburg zur Hase.
Das alte Wegesystem der Feldmark ging in
der Regel in den modernen Stadtgrundriß ein.
Die Fernstraße nach Bohmte-Bremen, die
1811 unter Napoleon im Zuge einer Fernver-
bindung Paris-Hamburg zu einer Chaussee
ausgebaut wurde, durchquert die Gemarkung
in nordöstlicher Richtung (Bohmter Straße),
von ihr zweigt westlich des Klushügels die
Straße nach Schledehausen bzw. Buer-
Oldendorf ab, die den Hügel an seinem Süd-
rand überquert und in östlicher Richtung ver-
läuft (Buersche-Mindener Straße).
Die Feldmark vor dem Herrenteichstor war
das Weidegebiet der Herrenteichsleischaft,
während am Nordrand das Gertrudenkloster
seine Ländereien besaß. Wie vor allen Toren
der Stadt befand sich auch vor dem Herren-
teichstor ein ausgedehntes Gebiet mit alten
Bürgergärten, die mit der Entwicklung der
Feldmark im 19. Jh. verschwanden. Um die
landschaftlich wenig reizvolle Region im
Osten der Stadt machte sich in der ersten
Hälfte des 19. Jh. der Vorsteher der Leischaft
und Senator Gerhard Friedrich Wagner

Petrusallee 28/30, ehemaliges Wärter-Doppelhaus des Eversburger Landgestüts, 1925


Denkmal Gerhard Friedrich Wagner auf dem
Sportplatz Klushügel, 1821



Liebigstraße 22, Elektrizitätswerk,
Kopfbau an der Liebigstraße, 1899-1900


(1768-1846) verdient, der tatkräftig Verschö-
nerungen durch umfangreiche Baumpflan-
zungen auf dem Klushügel, an Buerscher und
Bohmter Straße sorgte. An ihn und seine land-
schaftspflegerischen Bemühungen erinnert
noch das Denkmal, das ihm die Leischaft
1821 in Gestalt eines Sandstein-Obelisken
auf dem Klushügel errichtete. Beim Bau der
Venlo-Hamburger Eisenbahn 1872 mußte es
versetzt werden, heute steht es am Rande des
Sportplatzes auf dem Klushügel (Humboldt-
straße 20).
Bis zur Mitte des 19. Jh. blieb die Struktur der
östlichen Feldmark unverändert. Erste ein-
schneidende Veränderungen brachte die An-
lage der Hannoverschen Westbahn und der
Bau des ersten Bahnhofs vor dem Herren-
teichstor 1855, die den Anfang setzten für die
Entwicklung zum Bahnhofs-und Industrievier-
tel im Osten der Stadt. Die neue Bahnlinie
trennte aus der Feldmark eine Randzone vor
der Stadt ab, die den größeren Teil der alten
Bürgergärten und die Uferwiesen auf dem
rechten Haseufer umfaßte. Hier entwickelte
sich in der Folge das Bahnhofsviertel (s. S.
99 ff.).
INDUSTRIEGEBIET NÖRDLICH DER
BOHMTER STRASSE
Eine erste Ansiedlung von Industrie und städ-
tischen Versorgungseinrichtungen erfolgte
bereits Ende der fünfziger Jahre östlich des
Hannoverschen Bahnhofs in Nachbarschaft
zu den Bahnwerkstätten. An Sandbach-, Lie-
big- und Klosterstraße, die hier angelegt
wurden, bildete sich der älteste Kern einer In-
dustrievorstadt heraus, die einen eigenen
Gleisanschluß zum Bahnhof erhielt. Als erste
Anlage entstand das (nicht erhaltene) städti-
sche Gaswerk, anschließend eine Anzahl pri-
vater Betriebe (Eisengießereien und Maschi-
nenfabriken), deren Baulichkeiten nicht mehr
erhalten bzw. verändert sind. Industriegleis
und gute Verkehrslage zur Innenstadt zogen
auch in der Folgezeit Industriebetriebe und
Bauten der öffentlichen Versorgung in diesen
Bereich, die sich auf einem allmählich und den
jeweiligen Erfordernissen entsprechend er-
weiterten Straßennetz noch bis ins 20. Jh. im
Anschluß an die älteren Anlagen ansiedelten.
Gegenüber dem Grundstück der ersten Gas-
anstalt an der Liebigstraße baute die Stadt
1885/87 zur Verbesserung der hygienischen
Verhältnisse den zentralen Schlachthof im
spitzen Winkel zwischen Luisen- und
Schlachthofstraße (Schlachthofstraße 1). Ar-
chitekt war Stadtbaumeister Hackländer. Ur-
sprüngliches Zentrum der Anlage waren zwei
große, nebeneinander liegende Schlachthal-
len, zu deren Seiten an Luisen- und Schlacht-
hofstraße eine Anzahl von Nebengebäuden
angeordnet waren. Sämtliche Baulichkeiten
wurden einheitlich in unverputztem Bruch-
stein mit Gliederungen und Einfassungen in
Sandstein ausgeführt. Erhalten blieb nur die
Eingangssituation an der zur Liebigstraße
weisenden Südspitze des Grundstücks mit
den gleichgestalteten Gebäuden der Verwal-
tung und Schankwirtschaft. Die sorgfältig in
zurückhaltenden Renaissanceformen geglie-
derten Bauten flankieren in symmetrischer
Anordnung die ehemalige Hauptzufahrt zum

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