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Kämmerer, Christian [Hrsg.]
Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland: Baudenkmale in Niedersachsen (Band 32): Stadt Osnabrück — Braunschweig, 1988

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https://doi.org/10.11588/diglit.44440#0135
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wand erheblich hinter der städtischen Pfarrkir-
che zurückstehen.
Ehemaliges Landgestüt
Auf den ehemaligen Gutsländereien südöst-
lich der Eversburg wurde in den Jahren
1923-39 durch das Ministerium für Landwirt-
schaft, Domänen und Forsten in Berlin das
Landgestüt errichtet (Klöcknerstraße 21). Die
Bauleitung lag in den Händen des Regie-
rungs- und Baurats G. Erdmenger. Auf einem
großen Areal zwischen Petrusallee und
Eversburger Straße entstand eine symme-
trisch organisierte Großanlage, die über einen
Torbau von der Eversburger Straße her er-
schlossen wurde. Ihr Zentrum war ein weiter
rechteckiger Platz, umgeben von Ställen und
Reithallen, an die sich zu zwei Seiten Wirt-
schafts- und Nebengebäude anschlossen. Ei-
ne größere Anzahl von Wohngehöften für die
Gestütswärter wurden entlang Petrusallee
und Eversburger Straße angeordnet. Einheitli-
ches Baumaterial für die gesamte Anlage bil-
dete der ortsübliche Bruchstein. Der größte
Teil der Gestütsbauten entstand in den Jahren
1923-26, einzelne Gebäude folgten noch
1938/39, ein kleinerer Teil der im ursprüngli-
chen Plan vorgesehenen Häuser wurde nicht
mehr ausgeführt. Die Aufgabe des Gestüts
1961 und umfangreiche jüngere Industriean-
siedlung haben inzwischen zum Abbruch ei-
nes großen Teils des Komplexes geführt. Ver-
blieben ist, heute zugänglich von der erst nach
dem Kriege angelegten Klöcknerstraße, die
südliche Hälfte des Hauptplatzes mit ihrer ar-
chitektonischen Fassung durch zwei einander
gegenüberliegende gleichgestaltete Hengst-
ställe (1924; 1938/39) und, quergestellt dazu
auf der südöstlichen Schmalseite des Platzes,
eine Reithalle (1926). Die langen, von Sattel-
dächern überdeckten Bruchsteinbauten vom
sachlich-nüchternen Charakter einer preußi-
schen Wirtschaftsanlage zeichnen sich durch
gute Gestaltung und fein ausgewogene Pro-
portionen aus.
Von den Wärterhäusern des Gestüts blieb an
der Petrusallee eine Gruppe bestehen, die
zwei Doppelgehöfte und ein Einzelhaus um-
faßt, Beispiele guten sozialen wie auch künst-
lerisch überzeugenden staatlichen Woh-
nungsbaus der Zeit (Petrusallee 28-35,
1923-25). Die auf landwirtschaftliche Selbst-
versorgung eingerichteten Häuser besitzen
Stallteile und größere Gartengrundstücke. Bei
aller Schlichtheit sind die Bruchsteinbauten
unter Anknüpfung an traditionelle, heimatliche
Hausformen sorgfältig gestaltet und abwechs-
lungsreich angeordnet, besonders überzeu-
gend das Doppelhaus Nr. 28/30 (1925), das
dergestalt angelegt ist, daß sich die Stallteile
beider Häuser in der Mittelachse der Anlage
malerisch zu einem Torbau vereinigen.
Nt_ch dem Zweiten Weltkrieg wurden auch die
Flächen der Eversheide zu einem großen Teil
aufgesiedelt, in Nachbarschaft zur Eisenbahn
und auf den ehemaligen Gutsländereien ent-
standen Industrieanlagen. Fremdartig in ihrer
Umgebung wirkt die kleine Serbische Ge-
dächtniskirche im Herzen des Stadtbezirks an
der Wersener Straße (Nr. 85). Sie wurde
1964-73 durch den Architekten Karl Schell-
mann für die Serbisch-Orthodoxe Kirchenge-


Landgestüt in Eversburg, Lageplan, 1927 (Nieders.
Staatsarchiv Osnabrück K 62b Nr. 32M, BI. 1)


Eversburg, Liebfrauenkirche, 1923, Architekt A. Feldwisch-Drentrup


Klöcknerstraße 21, ehemaliges Landgestüt,
Pferdestall, 1924


Petrusallee 35, ehemaliges Wärterhaus des
Landgestüts, 1926


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