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Kämmerer, Christian [Hrsg.]
Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland: Baudenkmale in Niedersachsen (Band 32): Stadt Osnabrück — Braunschweig, 1988

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https://doi.org/10.11588/diglit.44440#0137
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Hof, die heute durch einen Zaun geschlossen
ist. Zur Erweiterung des Schlachthofs baute
die Stadt 1912/13 auf einem nördlich angren-
zenden Grundstück die Großvieh- und die
Schweinehalle, zwei in einer Flucht hinterein-
ander angeordnete langrechteckige Hallen
mit flachen Tonnendächern und basilikalem
Querschnitt, deren konstruktives Gerüst im In-
neren klar hervortritt. Die Hallen sind frühe
und bemerkenswert gestaltete Eisenbeton-
bauten.
Westlich angrenzend an das Grundstück der
Gasanstalt errichtete die AEG mit den Mitteln
der Stadt 1899/1900 das erste Elektrizitäts-
werk Osnabrücks an der Ecke Liebig-/Sand-
bachstraße (Liebigstraße 22). Von dem ur-
sprünglich vielgestaltigen, mit erheblichem
Aufwand in gotischen und Renaissance-For-
men errichteten Werksgebäude hat nur noch
der relativ schlichte, zur Liebigstraße gelege-
ne Kopfbau im wesentlichen sein Aussehen
bewahrt (Dachzone um 1910 durch Drempel
und Walmdach erhöht und verändert).

OSNABRÜCKER KUPFER- UND
DRAHTWERK
An der Klosterstraße, die vom Gertrudenber-
ger Kloster auf das Gelände des Elektrizitäts-
werkes zuläuft, wurde 1873 die Draht- und
Drahtstiftfabrik Witte & Kämper gegründet.
1890 wurde das Unternehmen in eine Aktien-
gesellschaft umgewandelt und unter dem
Namen Osnabrücker Kupfer- und Drahtwerk
fortgeführt. Heute gehört der Betrieb zu den
Kabel- und Metallwerken der Gutehoffnungs-
hütte AG (kabelmetal, Klosterstraße 29/31).
Entscheidend für die Entwicklung des Werks
im 19. Jh. war die Aufnahme der Erzeugung
von Kupferdraht und Kupferblechen gegen
Ende der achtziger Jahre. Nach zunächst
wechselhaften wirtschaftlichen Erfolgen
brachten die Jahre um 1910 den Aufschwung
des Unternehmens. Ab 1912 baute man das
Werk planmäßig zu einem modernen Großbe-
trieb aus, der sich während und nach dem Er-
sten Weltkrieg zu einem der bedeutendsten
Industrieunternehmen Osnabrücks entwickel-
te. Seine Anlagen nehmen ein sehr großes
Gelände am Fuß des Gertrudenberges zwi-
schen Klosterstraße, Knollstraße, Langer

Wand, Gartlage und Schlachthofstraße in An-
spruch. Die Haupterschließung übernimmt ei-
ne ca. 800 m lange, vom Tor des Werks an der
Klosterstraße ausgehende Werkstraße, die in
gerader Linie die Länge des Grundstücks
durchläuft. Beim alten Kern des Betriebes im
Westen beginnend, entstanden seit 1916 an
der Werkstraße in einheitlicher Flucht Produk-
tionshallen, die ihre nach einem gleichen Mu-
ster gestalteten Ziegelfassaden der Straße
zuwenden und sich, ungeachtet ihrer unter-
schiedlichen, über fünf Jahrzehnte verteilten
Erbauungszeit, zu einer großen und ein-
drucksvollen Einheit zusammenschließen. Ar-
chitekt der älteren, etwa bis zur Mitte der
zwanziger Jahre errichteten Hallen war H.
Salzmann (bis 1921 Salzmann & Ganzlin), der
das gestalterische Prinzip entwickelte, das für
die Produktionshallen der Werkstraße insge-
samt Gültigkeit besitzt und dem, bei aller Ver-
schiedengestaltigkeit und abweichenden Ein-
zeldurchbildung noch die glatten, fast
schmucklosen Skelettbauten, die vereinzelt in
den fünfziger Jahren entstanden, grundsätz-
lich folgen. Ihre in der Regel symmetrisch auf-
gebauten Ziegelfassaden werden in ein straff
gliederndes Pfeilergerüst aufgelöst und durch


Schlachthofstraße 1, städt. Schlachthof, Eingangsbauten, 1885-87, Architekt E. Hackländer

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Klosterstraße 29/31, Walzhalle und Mechan.
Werkstatt, 1915, Architekten Salzmann & Ganzlin


Schlachthofstraße 1, Schlachthof,
ehemalige Großvieh- und Schweinehalle, 1912/13


Schlachthofstraße 1, Schlachthof,
ehemalige Großviehhalle, Innenansicht


Klosterstraße 29/31, ehemaliges Osnabrücker Kupfer- und Drahtwerk, Werkstraße, Blick nach Südwesten,
links Preßwerk, 1917, rechts Rohrzug und Kupferwerkstatt, 1920


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