henhaussiedlungen, die hier schon seit 1902
durch den Verein im Winkel zwischen Sutt-
hauser- und Brinkstraße an mehreren Quer-
straßen errichtet worden waren, entstand
1926/28 die lange dreigeschossige Wohn-
hauszeile mit Kleinwohnungen an der Sutt-
hauser Straße, die sich durch ihren relativ
städtischen Charakter vom gleichzeitigen
Siedlungsbau in Osnabrück abhebt. Benach-
bart an der Brinkstraße baute der Verein 1926/
27 längere Reihen zweigeschossiger Doppel-
häuser in den für den örtlichen Siedlungsbau
der zwanziger Jahre typischen stark tradi-
tionsgebundenen Formen, die sich an barok-
ken und klassizistischen Vorbildern orientie-
ren.
Ein anderes Zentrum des Siedlungsbaus die-
ser Jahre lag nahe der Iburger Straße am
Bröckerweg, wo die Textilfabrik Hammersen
bereits 1909 eine erste Wohnhauszeile für
Werksarbeiter errichtet hatte. Ab 1919 vergrö-
ßerte das Werk die Siedlung durch weitere
Reihenhauszeilen an Bröckerweg, Hammer-
senstraße und Im Brink.
Auch östlich der Iburger Straße entstanden
nach der Mitte des Jahrzehnts Siedlungszei-
len (Lutherstraße, Am Wulfekamp, Pattbre-
de), ebenso westlich der Fernstraße und
südlich des Johannisfriedhofs, wo der Heim-
stättenverein größere Siedlungen an Haus-
wörmannsweg und Friedrich-Holthaus-Straße
erbaute. Die Stadt selbst beteiligte sich an der
Behebung der Wohnungsnot durch die Errich-
tung mehrgeschossiger Wohnhauszeilen öst-
lich der Meller Straße an Stahlwerksweg und
Bielefelder Straße.
Nur wenige der Bauten, die zwischen den
Kriegen vor dem Johannistor entstanden, lie-
gen ihrer Gestaltung oder Bedeutung nach
über dem Durchschnitt. Im stadtnahen Be-
reich östlich der Meller Straße baute die evan-
gelisch-reformierte Gemeinde 1925/26 an der
Ecke Bielefelder/Klöntrupstraße die Friedens-
kirche als dritte Kirche der südlichen Vorstadt.
Unter dem Diktat äußerster Sparsamkeit er-
richtete der Architekt Gürtler einen einfachen
rechteckigen Bau, dessen hohes Satteldach
von einem Dachreiter bekrönt ist. Das gegen-
über den repräsentativen Großbauten der
katholischen und evangelisch-lutherischen
Gemeinde verhältnismäßig bescheidene
Kirchenhaus, in dessen Außenmauern ein
bereits 1908 errichteter Konfirmandensaal
teilweise Verwendung fand, besitzt einen
Miquelstraße 25, Pfarrhaus, 1926,
Architekt C. Kriege
Klöntrupstraße 12, ehemalige Kreis-
Landwirtschaftsschule, 1924/25
Bielefelder Straße, Friedenskirche, 1925/26,
Architekt L.. Gürtler
An der Petersburg 6, ehemalige Bachschmidt-
Handelsschule, Architekt H. Kerkhof
Sutthauser Strane 326, Wohnwirtschaftsgebäude, Anf. 19. Jh.
zweigeschossigen Fassadenaufbau, der auf
die innere räumliche Einteilung - es handelt
sich um einen Saalbau mit Emporen - Bezug
nimmt. Im Krieg beschädigt, ist das Gebäude
heute im Inneren vollständig erneuert, die äu-
ßere Gestalt blieb bis auf die veränderte Form
des Dachreiters erhalten.
Unweit der Kirche baute der Osnabrücker
Landkreis 1924/25 die Kreis-Landwirtschafts-
schule, deren axialsymmetrische Zweiflüge-
lanlage geschickt auf das spitzwinklige Eck-
grundstück zwischen Klöntrupstraße und An
der Petersburg zugeschnitten ist (heute Poli-
zeidienstgebäude, Klöntrupstraße 12, Archi-
tekt Carl Kriege). Benachbart befindet sich
das Haus der ehemaligen Bachschmidt-Han-
delsschule (1925) mit origineller Fassade aus
der letzten Phase der neoklassizistischen
Baugesinnung (heute Sozialgericht, An der
Petersburg 6, Architekt H. Kerkhof).
SÜDLICHE RANDBEREICHE
DES VORSTADTGEBIETS
Nach dem Zweiten Weltkrieg wurden die Län-
dereien zwischen Sutthauser, Iburger und
Meller Straße im Süden bis zu Armenholz und
Schölerberg größtenteils aufgesiedelt. Öst-
lich der Meller Straße dehnte sich das Indu-
striegebiet auf dem Fledder bis über die
Grenzen der Gemarkung aus. Auch im We-
sten griffen Neusiedlungen über die Sutthau-
ser Straße hinaus, dennoch blieben hier grö-
ßere Randbereiche der Stadtflur noch von Be-
bauung frei und vermochten ihre landwirt-
schaftliche Struktur bis heute zu bewahren. Zu
den wenigen alten Wohnplätzen, die sich in
der Feldmark vor ihrer Aufsiedlung im 19. und
20. Jh. befanden, gehört das ehemalige Gut
Lage am äußersten Südwestrand der Gemar-
kung (Sutthauser Straße 326). Das kleine An-
wesen war einst ein schatzfreier Hof, der sich
im 17. Jh. im Besitz der Neustädter Leischaft
befand. In späterer Zeit ging er mehrfach in
neue Hände über, bis ihn 1855 die Stadt zur
Einrichtung eines Waisenhauses erwarb. Die
ursprüngliche bauliche Gestalt der Anlage ist
nur noch schwer zu bestimmen. Zu Ende des
18. Jh. umfaßte sie zwei nahe beieinander lie-
gende Wohngebäude mit Gärten und Landbe-
sitz zwischen Landwehr und Sutthauser Stra-
ße. Eine Umwallung des Hofes wurde zu An-
fang des 20. Jh. beseitigt. Auf dem Hofplatz
befindet sich heute noch ein Wohnwirtschafts-
gebäude aus dem Anfang des 19. Jh., ein
Zweiständerbau mit einem massiven, über
hohem Kellergeschoß errichteten Wohn-
teil, dessen versetzte Anordnung und unge-
wöhnliche Gestalt auf eine ältere Anlage hin-
deuten.
142
durch den Verein im Winkel zwischen Sutt-
hauser- und Brinkstraße an mehreren Quer-
straßen errichtet worden waren, entstand
1926/28 die lange dreigeschossige Wohn-
hauszeile mit Kleinwohnungen an der Sutt-
hauser Straße, die sich durch ihren relativ
städtischen Charakter vom gleichzeitigen
Siedlungsbau in Osnabrück abhebt. Benach-
bart an der Brinkstraße baute der Verein 1926/
27 längere Reihen zweigeschossiger Doppel-
häuser in den für den örtlichen Siedlungsbau
der zwanziger Jahre typischen stark tradi-
tionsgebundenen Formen, die sich an barok-
ken und klassizistischen Vorbildern orientie-
ren.
Ein anderes Zentrum des Siedlungsbaus die-
ser Jahre lag nahe der Iburger Straße am
Bröckerweg, wo die Textilfabrik Hammersen
bereits 1909 eine erste Wohnhauszeile für
Werksarbeiter errichtet hatte. Ab 1919 vergrö-
ßerte das Werk die Siedlung durch weitere
Reihenhauszeilen an Bröckerweg, Hammer-
senstraße und Im Brink.
Auch östlich der Iburger Straße entstanden
nach der Mitte des Jahrzehnts Siedlungszei-
len (Lutherstraße, Am Wulfekamp, Pattbre-
de), ebenso westlich der Fernstraße und
südlich des Johannisfriedhofs, wo der Heim-
stättenverein größere Siedlungen an Haus-
wörmannsweg und Friedrich-Holthaus-Straße
erbaute. Die Stadt selbst beteiligte sich an der
Behebung der Wohnungsnot durch die Errich-
tung mehrgeschossiger Wohnhauszeilen öst-
lich der Meller Straße an Stahlwerksweg und
Bielefelder Straße.
Nur wenige der Bauten, die zwischen den
Kriegen vor dem Johannistor entstanden, lie-
gen ihrer Gestaltung oder Bedeutung nach
über dem Durchschnitt. Im stadtnahen Be-
reich östlich der Meller Straße baute die evan-
gelisch-reformierte Gemeinde 1925/26 an der
Ecke Bielefelder/Klöntrupstraße die Friedens-
kirche als dritte Kirche der südlichen Vorstadt.
Unter dem Diktat äußerster Sparsamkeit er-
richtete der Architekt Gürtler einen einfachen
rechteckigen Bau, dessen hohes Satteldach
von einem Dachreiter bekrönt ist. Das gegen-
über den repräsentativen Großbauten der
katholischen und evangelisch-lutherischen
Gemeinde verhältnismäßig bescheidene
Kirchenhaus, in dessen Außenmauern ein
bereits 1908 errichteter Konfirmandensaal
teilweise Verwendung fand, besitzt einen
Miquelstraße 25, Pfarrhaus, 1926,
Architekt C. Kriege
Klöntrupstraße 12, ehemalige Kreis-
Landwirtschaftsschule, 1924/25
Bielefelder Straße, Friedenskirche, 1925/26,
Architekt L.. Gürtler
An der Petersburg 6, ehemalige Bachschmidt-
Handelsschule, Architekt H. Kerkhof
Sutthauser Strane 326, Wohnwirtschaftsgebäude, Anf. 19. Jh.
zweigeschossigen Fassadenaufbau, der auf
die innere räumliche Einteilung - es handelt
sich um einen Saalbau mit Emporen - Bezug
nimmt. Im Krieg beschädigt, ist das Gebäude
heute im Inneren vollständig erneuert, die äu-
ßere Gestalt blieb bis auf die veränderte Form
des Dachreiters erhalten.
Unweit der Kirche baute der Osnabrücker
Landkreis 1924/25 die Kreis-Landwirtschafts-
schule, deren axialsymmetrische Zweiflüge-
lanlage geschickt auf das spitzwinklige Eck-
grundstück zwischen Klöntrupstraße und An
der Petersburg zugeschnitten ist (heute Poli-
zeidienstgebäude, Klöntrupstraße 12, Archi-
tekt Carl Kriege). Benachbart befindet sich
das Haus der ehemaligen Bachschmidt-Han-
delsschule (1925) mit origineller Fassade aus
der letzten Phase der neoklassizistischen
Baugesinnung (heute Sozialgericht, An der
Petersburg 6, Architekt H. Kerkhof).
SÜDLICHE RANDBEREICHE
DES VORSTADTGEBIETS
Nach dem Zweiten Weltkrieg wurden die Län-
dereien zwischen Sutthauser, Iburger und
Meller Straße im Süden bis zu Armenholz und
Schölerberg größtenteils aufgesiedelt. Öst-
lich der Meller Straße dehnte sich das Indu-
striegebiet auf dem Fledder bis über die
Grenzen der Gemarkung aus. Auch im We-
sten griffen Neusiedlungen über die Sutthau-
ser Straße hinaus, dennoch blieben hier grö-
ßere Randbereiche der Stadtflur noch von Be-
bauung frei und vermochten ihre landwirt-
schaftliche Struktur bis heute zu bewahren. Zu
den wenigen alten Wohnplätzen, die sich in
der Feldmark vor ihrer Aufsiedlung im 19. und
20. Jh. befanden, gehört das ehemalige Gut
Lage am äußersten Südwestrand der Gemar-
kung (Sutthauser Straße 326). Das kleine An-
wesen war einst ein schatzfreier Hof, der sich
im 17. Jh. im Besitz der Neustädter Leischaft
befand. In späterer Zeit ging er mehrfach in
neue Hände über, bis ihn 1855 die Stadt zur
Einrichtung eines Waisenhauses erwarb. Die
ursprüngliche bauliche Gestalt der Anlage ist
nur noch schwer zu bestimmen. Zu Ende des
18. Jh. umfaßte sie zwei nahe beieinander lie-
gende Wohngebäude mit Gärten und Landbe-
sitz zwischen Landwehr und Sutthauser Stra-
ße. Eine Umwallung des Hofes wurde zu An-
fang des 20. Jh. beseitigt. Auf dem Hofplatz
befindet sich heute noch ein Wohnwirtschafts-
gebäude aus dem Anfang des 19. Jh., ein
Zweiständerbau mit einem massiven, über
hohem Kellergeschoß errichteten Wohn-
teil, dessen versetzte Anordnung und unge-
wöhnliche Gestalt auf eine ältere Anlage hin-
deuten.
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