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Kämmerer, Christian [Hrsg.]
Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland: Baudenkmale in Niedersachsen (Band 32): Stadt Osnabrück — Braunschweig, 1988

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https://doi.org/10.11588/diglit.44440#0063
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Diese bis zur Auflösung des Bistums 1802/3
noch gut erhaltene Struktur des Stadtkerns
mit ihrer Trennung von Dombereich mit den
relativ großräumigen Anlagen der Kurien ei-
nerseits und dem dichtbebauten bürgerlichen
Marktbereich andererseits erfuhr im Verlauf
des 19. Jh. bis zum Ersten Weltkrieg bereits
erhebliche Veränderungen. Schon seit der
Mitte des 19. Jh. begannen Geschäftsbauten
sich im Stadtkern festzusetzen. Der Durch-
bruch der Lortzingstraße vom Domhof zur Die-
lingerstraße zu Ende des Jahrhunderts und
die Erbauung des Stadttheaters am Domhof
1909 brachten dem Stadtkern erhebliche Ver-
änderungen. Dem gegenüber bewahrten
Domkomplex und Große Domsfreiheit als
Herz des 1857 wieder eingerichteten Bistums
eher ihren Charakter, veränderten jedoch ihre
äußere Gestalt insbesondere durch die von
Dombaumeister Alexander Behnes gegen
Ende des 19. Jh. durchgeführten Neubauten
im Dombezirk (Bischöfliches Palais, Priester-
seminar, Domnebengebäude am Kreuz-
gang). Auch Markt und benachbarte Straßen
wandelten bereits seit der zweiten Hälfte des
19. Jh. durch das Vordringen neuer Wohn-
und Geschäftsbauten zum Teil ihr Gesicht,
behielten jedoch bis zum Zweiten Weltkrieg
ihre auf engstem Raum zusammengedrängte
kleinteilige Bebauung.
Die Zerstörungen des Luftkrieges überstan-
den im Stadtzentrum fast nur die Großbauten,
während Kuriengebäude, Bürgerhaus und
Geschäftshaus nur noch in geringem Umfan-
ge überkamen. Bei einem Teil der Bebauung
von Markt und Domsfreiheit handelt es sich
daher um stärker veränderte Wiederaufbau-
ten, Rekonstruktionen oder auch Neuschöp-
fungen, mit denen sich der Wiederaufbau
nach 1945 um die Wahrung des historischen
Stadtbildes bemühte. Dagegen hat der süd-
liche Teil des Stadtkerns zwischen Domsfrei-
heit und Nikolaiort durch Geschäftsbauten der
Nachkriegszeit jede Erinnerung an die ältere
Stadtgestalt eingebüßt.
DOM ST. PETRUS
Über Gestalt und genaue Lage einer vorroma-
nischen steinernen Bischofskirche innerhalb
des karolingischen Bischofssitzes bestehen
keine gesicherten Vorstellungen, jedoch be-
sitzt man wohl in dem schiefwinklig am Dom
ansetzenden Kreuzgang einen Hinweis auf
die erste Anlage des Domklosters. Die älte-
sten Teile des heutigen Doms gehen auf den
Neubau zurück, der vermutlich in der zweiten
Hälfte des 11. Jh. in Angriff genommen wurde
und, nach Brand um 1100 und Neuweihe
1106, noch in der ersten Hälfte des 12. Jh. un-
ter Bischof Udo (1137-1141) verschiedene
Änderungen erfuhr. Aus den noch erhaltenen
Bauteilen läßt sich der Dom des 11. Jh. als ei-
ne nach sächsischem Bauschema errichtete
flachgedeckte, dreischiffige Pfeilerbasilika mit
zweitürmigem Westriegel und Westempore,
Ostquerhaus und Vierungsturm rekonstru-
ieren, die als sorgfältig verquaderter Bau aus-
geführt wurde. Die innere Einrichtung des
Westbaus enthielt über der im Turmzwischen-
bau liegenden Empore einen überwölbten
Saal (sog. Kaisersaal), dessen Lage sich mit


>*■ Z

Osnabrück, Stadtkern, aus: Plan der Stadt Osnabrück, um 1890. Maßstab des Originals ca. 1:3600

Dom von Westen


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