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Kämmerer, Christian [Hrsg.]
Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland: Baudenkmale in Niedersachsen (Band 32): Stadt Osnabrück — Braunschweig, 1988

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https://doi.org/10.11588/diglit.44440#0074
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Haupttor im Norden mit dem diesseits der Ha-
sebrücke gelegenen Hasetor, das 1853 besei-
tigt wurde. Ein zweites Tor, die Honpforte, die
sich in mittelalterlicher Zeit weiterflußaufwärts
bei der ehemaligen Bischofsmühle (Pernickel-
mühle) befand, wurde bereits im 16. Jh. wie-
der aufgegeben. Der im Weltkrieg fast voll-
ständig zugrunde gegangene Stadtteil weist
heute nach einem über dem alten Stadtgrund-
riß vollzogenen Wiederaufbau nur noch weni-
ge, meist vereinzelte bauliche Anlagen von
Bedeutung auf. Von hohem malerischen Reiz
blieb der Abschnitt des Haselaufs zwischen
Hasetor und Vitischanze, der Teil der mittel-
alterlichen Befestigungslinie im Norden der
Stadt war und noch geprägt ist von den ein-
heitlich in Bruchstein errichteten Anlagen der
Vitischanze mit Hoher Brücke und Barenturm
(s. S. 58ff.), der Hasebrücke und den hohen
Futtermauern, die den Flußlauf begleiten.
NÖRDLICHE HASESTRASSE
Am Ausgang der Hasestraße befindet sich
heute an der Stelle der ältesten Hasefurt die
1914 als Ersatz für einen älteren Brückenbau
errichtete Hasebrücke. Das Brückenbauwerk,

das gleich seinem Vorgängerbau den Fluß mit
vier Bögen überspannt, paßt sich in Gestalt
und Material - Sandsteinquader für Pfeiler
und Bögen, Bruchstein für Futtermauern und
Brüstungen - vorzüglich in die städtebauliche
Situation in der Nachbarschaft zur Vitischanze
und Hoher Brücke ein und rundet das maleri-
sche Bild des Haseabschnitts zwischen Hoher
Brücke und Hasebrücke in glücklicher Weise
ab. Aus dem ehemals reichen Bestand der
Hasestraße an Bürgerhäusern des 16./17. Jh.
blieb nach den Kriegszerstörungen nur noch
das sehr bescheidene Haus Hasestraße 61
wohl aus der zweiten Hälfte des 17. Jh., des-
sen Fachwerkgiebel von verputzten Brand-
mauern seitlich eingefaßt wird (wiederherge-
stellt 1984). Eine Fassade des Historismus
besitzt Nr. 69, ein schmales dreigeschossiges
Haus von drei Achsen mit gutgegliederter
Sandsteinfassade in den Formen des Rund-
bogenstils (Erdgeschoß 1983 rekonstruiert).
VITIHOF
Dem Haseübergang benachbart wurde 1177
ein Hospital und eine Kapelle des Hl. Vitus am
Haseufer gegründet. Mit dem Heranwachsen

Hasebrücke am ehern. Hasetor, 1914


des Stadtteils bildete sich hier ein kleiner, eine
Dreiecksform beschreibender Platz in Stadt-
randlage, auf welchem sich im Mittelalter
wahrscheinlich ein kleiner Markt befand. Nach
der Aufgabe von Hospital und Kapelle in
späteren Jahrhunderten befanden sich am
Platz hauptsächlich kleinere Handwerkerhäu-
ser und Armenhäuser. Neu- und Umbauten
des 19. und 20. Jh. sowie die Zerstörungen
des Weltkrieges haben von der historischen
Gestalt des Vitihofs wenig übrig gelassen,
wenn auch die aus dem mittelalterlichen Zu-
stand des Platzes erwachsene Kleinteiligkeit
und Unregelmäßigkeit der Bebauung und das
Verspringen der Häuserfluchten bestehen
blieb. Im Kern wohl noch dem 16. Jh. ent-
stammt das durch Umbauten des 19. und 20.
Jh. stark veränderte Haus Nr. 22, in seiner ur-
sprünglichen Gestalt wohl ein typisches Os-
nabrücker Bürgerhaus, dessen Giebel über
profilierten Knaggen vorkragte und seitlich
von Brandmauern eingefaßt wurde. Vermut-
lich zu Anfang des 18. Jh. entstand der Giebel
von Nr. 9 auf der westlichen Schmalseite des
Platzes, auf welcher das Haus mit seinem
Rückgebäude unmittelbar an die Vitischanze
anstößt, die hier zur Sicherung der Nordspitze

Hasestraße 61,2. H. 17. Jh.


Mühlenstraße 6B, 6, Pernickelmühle, 1892


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