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Kämmerer, Christian [Hrsg.]
Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland: Baudenkmale in Niedersachsen (Band 32): Stadt Osnabrück — Braunschweig, 1988

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https://doi.org/10.11588/diglit.44440#0086
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walmdach überdeckt. Eigentümlich sind die
versetzt angeordneten Fenster seines Gie-
bels, die - wohl unter Berücksichtigung der
älteren Bausubstanz des Hauses - alle ohne
Achsenbezug zueinander sind. Auf der südli-
chen Platzseite blieben, einander benachbart,
zwei charakteristische Osnabrücker Pfarrhöfe
aus dem Anfang des 19. Jh. erhalten, die sich
durch ihre Anordnung als freistehende Bauten
auf geräumigen Gartengrundstücken vom
eng aneinandergebauten Bürgerhaus der
Stadt deutlich abheben. Das Pfarrhaus An der
Katharinenkirche 4 besitzt rückwärtig noch ein
stark verändertes ehemaliges Steinwerk, das
auf das hohe Alter des Anwesens hinweist,
welches im 16. Jh. in den Besitz der Kirche ge-
langte. Die Bruchsteinmauer, die den Garten
des Hauses auf der Westseite einfriedet,
schmückt ein schönes, von Sandsteinpfeilern
flankiertes Tor mit eisernem Gitter in Louis-
seize-Formen. Benachbart steht, ebenfalls
auf großem Gartengrundstück, das Prediger-
Doppelhaus An der Katharinenkirche 7/8 aus
dem Anfang des 19. Jh. (Nr. 7 erbaut 1845).
Das breite zweigeschossige Doppelhaus von
zweimal vier Achsen, das aufgrund der unter-
schiedlichen Entstehungszeit der Bauteile

nicht ganz regelmäßig ist, besitzt wie Nr. 4
schlichte verputzte Fassaden, die nur von den
Sandsteineinfassungen der Fenster und Por-
tale Gliederung und Belebung erfahren. Le-
diglich die Straßenfront, die dem Schiff von St.
Katharinen zugewandt ist, wird in den Ein-
gangsachsen unter anderem durch profilierte
Einfassungen, gerade Portalverdachungen
und kleine Freitreppen fein betont.
Zu den Adelshöfen, die sich noch bis zur Jahr-
hundertwende an der Hakenstraße aneinan-
derreihten, gehörte die „Poggenburg“ west-
lich der Katharinenkirche (Hakenstraße 9).
Der kleine, am äußersten Rand der mittelalter-
lichen Altstadt gelegene Adelshof wurde be-
reits Mitte des 14. Jh. erwähnt und befand sich
im 18. und 19. Jh. im Besitz der Ostman von
der Leye. Vor der Anlage der Katharinenstra-
ße in den siebziger Jahren des 19. Jh. bildete
der Hof eine gegenüber dem heutigen Anwe-
sen umfangreichere Baugruppe. Seine ge-
genwärtige Gestalt erhielt er zu Beginn des
19. Jh. wohl durch Umbau eines älteren Ge-
bäudes, worauf Unregelmäßigkeiten der Fen-
sterachsen und das außerordentlich hohe
Dach weisen. Das sehr schlichte eingeschos-
sige Haus, ein Putzbau mit Sandsteineinfas-

sungen, ist heute stark erneuert und für seine
Bestimmung als Städt. Konservatorium aus-
gebaut. Auf dem nördlich angrenzenden
Grundstück erbaute der Maurermeister und
Bauunternehmer Mollenhauer 1876 ein zwei-
geschossiges Doppelhaus von zweimal vier
Achsen, das durch seine originelle Zusam-
menziehung der spiegelbildlich gestalteten
Bauteile um eine gemeinsame Mittelachse
auffällt (Hakenstraße 8 C/D). Das spätklassizi-
stische Wohnhaus repräsentiert das Eindrin-
gen des Unternehmer- und Spekulationsbaus
in Osnabrück, wie er im benachbarten Viertel
um die Katharinenstraße zur gleichen Zeit
zahlreich entstand.
Nördlich der Katharinenkirche auf den Grund-
stücken Hakenstraße 10 und 11 befanden
sich ehemals zwei Adelshöfe, die um die Wen-
de des 19. Jh. dem Neubau der evangelischen
Bürgerschule wichen (heute Möser-Real-
schule). Dem Schulkomplex zugehörig ist die
Doppelturnhalle unmittelbar nördlich neben
der Kirche, ein 1901 durch das Stadtbauamt
errichteter zweigeschossiger Bruchsteinbau,
der dem Kirchenschiff seinen aufwendig im
Sinne der deutschen Spätgotik gestalteten
Südgiebel zuwendet.


pWft *
1 ■ 1
1 rr

Hakenstraße 9, sog. Poggenburg, Anf. 19. Jh., mit Beihaus Katharinenstraße 2 (links)

An der Katharinenkirche 1 -4


An der Katharinenkirche 1



Katharinenstraße 8-2

An der Katharinenkirche 7/8, 1. H. 19. Jh.


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