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War es eine gute

Dir und Deinen 300 Räubern fangen zu lassen? Auf,
vergiß nicht, daß Du als ihr Hauptmann für sie und Dich
und jetzt auch für mich, Deine Hannerl, zu sorgen hast."

Der Hofrath meinte anfänglich, er hätte unrecht ver-
standen, aber die Energie der holden Hannerl ließ ihn nicht
lange im Jrrthum. Er erinnerte sich entsetzt an die Fee
Armida und ihr Versprechen, ihn heute einen Tag aus dem
Leben seines Urvaters erleben zu lassen. „O Gott", seufzte
er laut auf, „hätt' ich mir nur denken können, daß ich von
einem so bösartigen. Menschen abstamme?" Und der Hof-
rath erhob sich.

Hannerl warf ihm ein braunes Bärenfell um die
Schultern, gab ihm einen langen blutigen Spieß in die
Hand und.rief: „Bin ich nicht ein wahres Teufelsweib?
Fünfzigtausend Wiener entsetzen sich vor Dir, neunen Dich
den Waldteufel und den wilden Mann, malen Dich
als Aushängeschild mit Spieß und Bärenfell, halbnackt, über
die Thore der Wirthshäuser und lassen Dich, du Geißel des
Wienerwaldes, feit . Jahren von Bütteln und Schergen ver-
folgen, um Dich endlich einntal henken zu sehen, und ich,
Deine Hannerl, liebe Dich. „Den Waldteufel möcht ich
scheu", rief ich schon als Kind zu meinen Kameradinnen,
und als ich zwanzig Jahre' alt war, habe ich zu meinem
Herrn, dem Todtengräber am Petersfreithof, gesagt: „den
Waldteufel will ich zu meinem Herzliebsten, denn er ist mehr

oder eine böse Fee?

Mann, als ihr fünfzigtausend Affen und .Memmen zusammen-
genommen!" — Und ich zog mich schön an und . suchte
Dich herraußen im Wald auf, — das. ist schon über drei
Jahre her!" Der Hofrath fand sich nicht sehr geschmeichelt
durch diese emphatische Ansprache. Sein Ahnherr und jetzt
gar er selbst waren über den Thoren der Hotblö porträtirt
mit einem so widerwärtigen Exterieur! „Ich, Hofrath
Schmalzhuber, den die schöne Polhrene ihren sanften Papagei
nennt — bin in einen Satanas lebendigen Leibes verwan-
delt worden, gegen welchen sich.die ganze Stadt Wien, meine
liebe gute Vaterstadt, empört und wider ihn auszieht, um
ihn zu spießen, zu köpfeu, zu henken. Ich wollte — cs
wäre Schlafenszeit! " So seufzte Hofrath Schmalzhuber,
d er wilde Mann.

Hannerl, die Räuberbraut, öffnete die Thüre und stieg
die Kellertreppe hinauf, wo sie eine Fallthür aufstieß und
von Rolf, dem Adjutanten des Waldteufels, begrüßt wurde.
Hofrath Schmalzhuber folgte bebend, sich an seinem eigenen
Riesenbarte entsetzend, nach und dankte aufs höflichste dem
derben Gruße seines rothhaarigen Spießgesellen.

Rolf lachte ihm roh in's Gesicht und sagte, daß die
Bande in der Waldhöhle seiner seit einer Stunde wartete.
Es war finster und eisig kalt, als die drei Verruchten das
in Trümmern liegende WirthshauS zur sogenannten Teufels-
mühle am Wienerberge verließen.

(Fortsetzung folgt.)

Das scheue Pferd.

Kutscher: „Ob a Mensch schon a Mal so a Roß g'sehen hat; vor einem jeden Pfifferling derschrikt's und da
bringt's kein Teufel mehr in Gang."
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Werk/Gegenstand/Objekt

Titel

Titel/Objekt
"Das scheue Pferd"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Grafik

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Aufbewahrung/Standort

Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES

Objektbeschreibung

Maß-/Formatangaben

Auflage/Druckzustand

Werktitel/Werkverzeichnis

Herstellung/Entstehung

Entstehungsort (GND)
München

Auftrag

Publikation

Fund/Ausgrabung

Provenienz

Restaurierung

Sammlung Eingang

Ausstellung

Bearbeitung/Umgestaltung

Thema/Bildinhalt

Thema/Bildinhalt (GND)
Scheu
Pferd <Motiv>
Passant
Kutsche <Motiv>
Wut <Motiv>
Straße <Motiv>
Karikatur
Postillion <Kutscher, Motiv>
Satirische Zeitschrift

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Künstler/Urheber (GND)
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Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
Public Domain Mark 1.0
Creditline
Fliegende Blätter, 41.1864, Nr. 992, S. 12

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