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Z eitnngserped iti onen angenommen._ob. 2 Rthlr. 5 Sgr. Einzelne Nummern 9 kr. vd. 2'/2 Sgr.

Die Abenteuer eines Gespenstes.

(Fortsetzung.)

Tische standen, denn es war der Sylvesterabend, an welchem
die Wäscherin jedesmal einen Punsch braute.

Gegen zehn Uhr schien endlich die ganze Hausbewohner-
schaft die Treppe heraufzusteigen. Man schloß die Bodenthür
ab und öffnete die Stubenthür, durch welche ein Mann mit
einer Doppelflinte trat, in alle Winkel herumgucktc, und
in dem der Schatten den Sohn der Wäscherin erkannte, der
in der Umgegend als Jäger diente.

Er wünschte sich Glück zu seiner Idee, in den Stroh-
sack gekrochen zu seist; denn er hatte eine fürchterliche Angst
vor der Flinte des Jägers. Als dieser erklärte, daß nichts
Verdächtiges zu sehen sei, kamen Frau, Magd und einige
Nachbarn herein und man machte sich sofort an die Bereitung
des Punsches, zu welchem der Hausherr noch ein Paar-
Flaschen Rum brachte, welche ihm die Gewissensbisse über
den armen Schneider abpreßtcn.

Bald durchzog ein herrlicher Punschduft das Zimmer
und das Gespenst im Strohsack schnupperte ihn mit solcher
Begierde ein, daß es endlich nießcn mußte.

Dieß geschah nun zwar so schwach, daß es kaum hörbar
war. Der Wirth hatte jedoch, seitdem er den Schatten
gesehen, die Ohren stets gespitzt und hörte auf jedes Geräusch.
— Er ward leichenblaß und fragte ängstlich: „Habt Jhr's
gehört? Eö nießte draußen!"

Man horchte gespannt. Da sich jedoch nichts weiter
regte, so füllte man die Gläser und kostete das Getränk.

Hierauf besprach man die Spukgeschichte, wobei das
Gespenst eine keineswegs schmeichelhafte Beschreibung seiner
Erscheinung hören mußte, die jedoch nicht ganz übereinstimmend
war, denn der Hausherr gab seine Länge aus sechs bis acht

Als jedoch Alles wieder ruhig war, sagte es: „Nun,
das Geschäft wäre ja im Gange. Ich spuke also!" — Da
es indeß durch die geöffnete Thür der Wäscherin einen schwachen
Feuerschein erblickte, so stieg das Verlangen nach Wärme wieder
bei ihm auf und es schlüpfte durch die Thürspalte in das
Vorhaus.

Der Ofen, welcher sich in der Stube befand, ward von
außen geheizt, und da der Schatten nicht die Kraft hatte,
die Thürklinke niederzudrücken und die Thür zu öffnen, so
blieb ihm nichts übrig, als durch das Schlüsselloch zu kriechen,
wenn er in die warme Stube gelangen wollte. Er that
dies denn auch, indem er sich so lang wie eine kölnische
Thonpfeife machte und befand sich bald im warmen Zimmer,
wo ein Lämpchen schwach brannte.

Er wäre jedoch beinahe vor Schreck wieder durch das
Schlüsselloch zurückgefahren, denn er glaubte hinter dem Ofen
noch sechs bis acht andere Gespenster zu bemerken, und war
noch nicht so sehr an seinen neuen Stand gewöhnt, um sich
ganz behaglich unter Seinesgleichen zu befinden. Als er
aber genauer hinsah, zeigte es sich, daß es zum Trocknen
aufgehängte Hemden waren, und er beruhigte sich wieder.

Es machte ihm indeß einige Sorge, wenn er daran
dachte, daß die Bewohner des Zimmers zurückkehren und ihn
dann hier finden könnten. Auf dem grausigen Boden sich
die ganze Nacht herumzutreiben, war ihm doch ein schreck-
licher Gedanke, und er kroch deshalb in den Strohsack, auf dem
die Magd der Wäscherin schlief. Hier hoffte er ungestört die
Nacht in behaglicher Wärme zuzubringen und obendrein etwas
von dem Geruch des Punsches wegzukriegcn, zu welchem die
einzelnen Theile, wie Rum, Zucker und Citronen, auf dem

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