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Eine kleine Familie.

1.

Es war kalt, sehr kalt. Unter den Tritten der Fuß-
gänger und den Rädern der Wagen knarrte der Schnee, und
von dem Himmel, an welchem die schon tief stehende Sonne
nur matt durch Nebel schimmerte, wirbelten einzelne zarte
Flocken herab. Gleichwohl war cs heute sehr belebt auf den
Straßen und Plätzen der Residenz; denn cs war der Tag

vor dem heiligen Christfest, und in und um die reich aus-
gestatteten Verkaufslokale und Buden drängten sich Käufer
und Schaulustige aller Art. Wir aber wollen sie gaffen
und kaufen lassen und in ein Dachstübchen treten, worin es
zwar bei weitem nicht gehörig warm, doch immer viel be-
haglicher war, als draußen. Nur wenige und dürftige Geräthe
zeigten sich hier den Blicken, aber dafür machte sich überall
eine wohlthuende Sauberkeit bemerkbar.

An dem einzigen, heute zugefrorenen Fenster dieses
ärmlichen Stübchens saßen Mutter und Tochter und nähten
gemeinschaftlich an einem Mädchenklcide von ziemlich kost-
barem Stoffe. Sie sprachen lange kein Wort, sic blickten
kaum von der Arbeit auf, so emsig nähten sie. Nur dann

und wann blickte die Mutter nach einem an der gegenüber-
stehenden Wand hängenden Brustbilde eines Mannes, und
dann ward ihr Auge jedesmal feucht, und wider ihren
Willen entstahl sich ein Seufzer ihrer Brust.

„Gute Mutter," bat endlich die Tochter, „lass' doch
nun ab vom. Nähen; sonst wirst Du Dir die Augen noch
ganz verderben. Lass' mich, allein arbeiten."

Die Mutter aber schüttelte den Kopf. „Liebe Maria,"
sagte sie, „Du allein wirst mit dem Kleide nicht fertig.
Und fertig werden muß cs noch heute. Du weißt ja, ich
habe das versprochen; es ist ein Weihnachtsgeschenk, das noch
heut' Abend beschccrt werden soll. Und dann — vielleicht
wird der Näherlohn gleich bezahlt. Du weißt ja-, Maria,
wie nöthig wir Geld brauchen."

Hiergegen wußte nun freilich Maria nichts einzuwenden.
War es der kleinen Familie schon seit manchem Jahre herz-
lich knapp gegangen, so doch noch niemals so knapp, wie
diesmal. Die Mutter hatte lange krank gelegen, die Tochter
hatte sie pflegen müssen, und so hatten beide nicht einmal

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Bildbeschreibung

Werk/Gegenstand/Objekt

Titel

Titel/Objekt
"Eine kleine Familie"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Grafik

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Aufbewahrung/Standort

Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES

Objektbeschreibung

Maß-/Formatangaben

Auflage/Druckzustand

Werktitel/Werkverzeichnis

Herstellung/Entstehung

Entstehungsort (GND)
München

Auftrag

Publikation

Fund/Ausgrabung

Provenienz

Restaurierung

Sammlung Eingang

Ausstellung

Bearbeitung/Umgestaltung

Thema/Bildinhalt

Thema/Bildinhalt (GND)
Tochter <Motiv>
Stube
Kerze <Motiv>
Trost <Motiv>
Geste <Motiv>
Bildnis
Nähen
Armut
Karikatur
Weihnachten
Mutter <Motiv>
Vater <Motiv>
Arbeit <Motiv>
Toter
Satirische Zeitschrift

Literaturangabe

Rechte am Objekt

Aufnahmen/Reproduktionen

Künstler/Urheber (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
Public Domain Mark 1.0
Creditline
Fliegende Blätter, 41.1864, Nr. 1014, S. 185
 
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