Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
. Bestellungen werden in allen Buch- und Kunst- —, ^ Erscheinen wöchentlich ein Mall Subscriptions- yr-r <gs.

* Handlungen, sowie von allen Postämtern und EDED/M., preis für den Band von 26 Nummern 3 fl. 54 kr. ^ ^ '

Aeitungserpeditionen angenommen. ob. 2 Rthlr. 5 Sgr. Einzelne Nummern kosten 9 kr. od. 2'/,Sgr.

War cs eine gute oder eine böse Fee?

(Schluß.)

Die erschreckte Schlange wurde endlich glücklich wieder
aufgefunden und die drei mohamedanischen Herren empfahlen
sich, da dem Einen die dicke griechische Sklavin zu theuer,
dem Zweiten zu launisch erschien und der Dritte bei der-
selben zu wenig Vorliebe für das anmuthige Geschlecht der
Amphibien vorfand.

Hudriwudri war in sehr gereizter Stimmung, und die
sanfte Kalliste wurde nach wiederholter eindringlicher Ermahn-
ung sich in Zukunft gefälliger zu zeigen, dazu verurtheilt,
heute nicht zu frühstücken und sich beim Diner mit einer
gebratenen Zwiebel zu begnügen.

Nachmittags kam der angenehme Schlangenbezwinger
wieder, da die dicke Schuhflickerstochtcr aus Tripolitza einen
herzbezwingenden Eindruck auf ihn gemacht hatte, bezahlte
seine 425 Zechinen 45 Kreuzer für die holde Polyrene und
führte einen kleinen Esel vor, aus welchen sich die verwun-
schene Bankiersgattin endlich tiefst empört setzte, nachdem Hudri-
wudri alle erdenklichen Ueberrednngskünste angewendet hatte.

Die Sklavin wurde schweigend von dem schmunzelnden
Graubart auf ihrem Esel in das ziemlich entfernte Haus in
der Vorstadt Bulak abgeführt. Dort wurde sie nach langem
Widerstreben in ein Gemach geführt, welches von Schlangen
und Kröten wimmelte, und Polyrene mußte, nachdem ihr
der menschenfreundliche Mohamedaner einige ältere, melancho-
lische Schlangen um Hals und Arme gewunden hatte, ihre
ersten schüchternen Versuche in der lieblichen Kunst anstellen.

Polyrene Kalliste war listig, wie alle griechischen Skla-
vinen und warf, trotz der melancholischen Schlangen an
ihrem Halse, so heitere, freundliche Blicke auf den ältlichen
Schlangcnfreund, daß dieser bald darnach der lieblichen
Schustcrstochtcr eine Einladung zu einem Imbisse unter der
Fächerpalme im Hausgarten machte.

Dort saßen die beiden schlangenbeherrschenden Individuen
im süßen Gespräche, als sich ein Geräusch an der halbver-
fallenen Mauer des ägyptischen Gemüsegartens hören ließ,
und alöbald eine freche Schaar von Räubern aus der nahen
lybischen Wüste auf das zärtliche Paar unter der Fächer-
palme heranstürzte. Der Anführer der Räuber zog seinen
Säbel, hieb damit dem erschrockenen Schlangenbändiger den
Kopf wurzab und ergriff die erstaunte Polyrene um die
Mitte, hob sie empor, schleppte sie unter Beihilfe der Bande
über die Mauer auf ein harrendes Dromedar, schwang sich
gleichfalls auf dasselbe und galoppirte alsdann schnurrstracks
nach der lybischen Wüste zu.

Polyrene bekam einige Anwandlungen von Seekrankheit,
was aber die Eile des schreckbarblickendcn Bcduinenhäuptlings
nicht im mindesten beeinträchtigte.

Bei Sonnenuntergang langte die Reisegesellschaft auf
ihrem schnaubenden Vehikel vor einem sehr einfachen Zelte
an, woselbst der schwarzbärtige Räuber mit vielen Ehren-
bezeugungen bcwillkommt wurde.

Die halbtodt scheinende Gricchensungfrau wurde vom
Dromedare gehoben, und in das Zelt getragen, allwo ihr ein
eisgraues, runzliches Beduinenwcibchen zur Stärkung einige
gallbittcre Medikamente einflößte, worauf die viel geprüfte
Kalliste mit arg verzogenem Munde endlich sanft entschlummerte.

Das waren die Erlebnisse der berühmten Ururururgroß-
mutter aus dem vermeintlichen Kaisergeschlechte der eleganten
Polyrene, Bankicrsgcmahlin ans der Leopoldstadt zu Wien
am 1. Jänner des Jahres 1100 zu Cairo und in der Vor-
stadt Bulak und im Zelte des Beduinenhäuptlings in der
lybischen Wüste.

4t
Bildbeschreibung
Für diese Seite sind hier keine Informationen vorhanden.

Spalte temporär ausblenden
 
Annotationen