Fliegende Blätter (41.1864 (Nr. 991-1016))

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Die Abenteuer eines Gespenstes.

(Schluß.)

„Er ward in der Werkstatt ausgebessert, wo ich gemacht
wurde," entgegnete die Fahne. „Wo habt Ihr ihn denn gesehen?"

„Nun, wo sonst, als am Eingang in den Himmel,"
sagte das Gespenst.

„Im Himmel?" rief die Wetterfahne neugierig. „Im
Himmel wäret Ihr? Dort oben beim Monde?"

„Noch viel höher," sprach der Schatten.

„Was? Etwa gar bei der Sonne? Macht keine Quinten!"
knurrte die Fahne ungläubig. „Erzählt mir 'mal, wie es
dort oben aussteht, das ist interestant!"

„Ich glaub' es wohl," sagte das Gespenst kopfnickend,
„es würde Mancher was darum geben, wenn er den Weg
gemacht hätte und könnte es hernach erzählen. Die Leute wer-
den sich aber nicht zu einem Gespenst setzen und sich mit ihm
unterhalten. — Im Hinterhaus wohnt indeß ein Schuster,
der immer Geister zitirt, den werde ich einmal besuchen und
ihm meine Fahrt erzählen. — Also, hören Sie!" Hiebei
setzte sich das Gespenst etwas bequemer und begann: „Ich
hatte mich aufgehängt und die Sinne schwanden mir, so
daß mein letzter Gedanke etwa war: „jetzt wird's alle." —
Nach einem Weilchen erwachte ich jedoch wieder und fühlte
mich ungemein leicht und wohl. Ich sah mit Erstaunen, daß
ich ein Ding wie eine Seifenblase geworden war und über
der Stadt schwebte, die immer kleiner und kleiner wurde.
Ich bemerkte daran, daß ich wie ein Luftballon in die Höhe
stieg, immer schneller und schneller, so daß ein Eisenbahnzug
eine Schnecke dagegen ist."

„Eisenbahn?" fragte die Wetterfahne verwundert. „Was
ist das?"

„Gerechter Himmel!" sprach der Schatten erstaunt.
„Wissen Sie denn nicht, was eine Eisenbahn ist? — Wo-
mit man so schnell fährt!"

„Das ist dann wohl das Ding, was ich drüben bei
Eutritsch so schnell über das Feld laufen sehe und was so
pfeift und raucht? — Ich habe mir lange den Kopf darüber
zerbrochen und danke Euch für die Auskunft," sagte die
Wetterfahne.

„Ich stieg also," fuhr das Gespenst fort, „mit solcher
Schnelligkeit aufwärts, daß ich nach fünf Minuten die Sonne
sah, obgleich es Abends gegen neun Uhr rbar. — Als ich
aus der Erdatmosphäre kam, ging es mit einer Schnellig-
keit, von der man sich keinen Begriff machen kann. Ich
machte die Bemerkung, daß von der Erde aus eine Menge eben
solcher Blasen, wie ich, aufstiegen und mit mir in die Höhe
fuhren. Wahrscheinlich waren dies Seelen. In einer Viertel-
stunde etwa war ich hart beim Monde, der mit einem starken
Sausen bei mir vorbei fuhr und so groß war, daß er den
halben Himmel bedeckte. — Er besteht, wie ich deutlich sah,
aus einem einzigen Bimsstein, auf dem gar nichts wächst
und worin fürchterlich große Löcher — vom Umfang wie
halb Sachsen — sind. Die Erde sah man von hier etwa
in der Größe eines Wagenrades, sie war weiß und schwarz
gefleckt. — Ich dachte: „ob sie vielleicht schon ganz preußisch
geworden wäre." Ich war in einem Augenblick schon wieder
so weit hinter dem Mond, daß er bald so klein wie die Erde
aussah, die indeß dann wieder größer als er wurde. Die
Sterne blieben jedoch immer noch so klein, wie sic von der
Erde aus gesehen erscheinen. Ich durchflog nun einen todt-
stillen, dunklen, leeren Raum, in dem die Sonne wie eine
große Lampe stand. Obgleich ich jetzt in einer Sekunde viel-
leicht hunderttausend Meilen machte, dauerte es doch über
fünf Minuten -ehe ich in die Nähe der Sonne kam, die nun
so riescnmäßig wuchs, daß bald ein Feuermeer den ganzen
Himmel bedeckte, in dem ich zu verbrennen fürchtete. Ich

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