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' Handlungen, sowie von allenPostttmtern und > 4M UM 8 a für den Band Nun 24Nuimnern 3sl. 54 kr. ' ^v'

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Nur vierzig Dukaten!

(Fortsetzung.)

„Nun ja doch, Herr Graf, und meine Beichte soll kurz
sein. Bin ehrliches, armes Bauernkind aus Litthauen und
bisher beim Mldnißbereiter in dein königlichen Forste im Dienste
gewesen. Nun — und nun hat der Kastellan im Schlosse eine
Tochter und die heißt Rose, und die ist schön und ist meine
Braut. Könnt nun schon Waldwart sein und die Rose heirathen,
brauch' dazu aber 40 Dukaten — nur 40 Dukaten! — um
Vieh und Pferd und Alles anzuschaffen, ivas zuni Dienst ge-
hört. Da hat mir aber der brummige Alte verboten, je wieder
in's Schloß zu kommen, wenn ich nicht das Geld mitbring' —
nun seht, Herr Graf, schleich' hier herum, will von der Rose
wenigstens Abschied nehmen und dann in die Welt hinaus, mir
die 40 Dukaten zu verdienen, komm' aber nicht hinein!"

Der Graf lvar aufgesprungen und schlug die Hände zu-
sammen: „Mann, das ist ja prächtig - möcht'Euch küssen, wenn
Ihr von Adel wär't. — Ihr dürft nicht hinein und ich soll
nicht hinaus! — Eingeschlägen, da gilt's zusammen zu agiren.
— Jean, Jean, das ist ivunderschön, Er wird uns helfen! —
Seht, Herr Grünrock, mich hat der gnädige Herr Papa und
Gouverneur von Königsberg wegen lumpiger Schulden auf
drei Monate hieher verwiesen, um über mein sündhaftes
Leben nachzudenken, und — und — nun, um mich von der
Dame meines Herzens aus solchen und solchen Gründen,
die hier nichts zur Sache thun, auf etliche Zeit zu trennen.
Eingeschlagen, Herr Jäger!-wollen den beiden Alten, Eurem
im Schlosse und meinem in Königsberg, eine Nase drehen."

„Aber, Herr, das wird aber"

„Kein aber, Mann, laßt mich nur machen. Ihr sollt
Eure Rose haben ohne Dornen und die 40 Dukaten oben-
ein, und ich bin so oft ich will in Königsberg. — Köstlich!
köstlich! — Nun aber anfgebrochen! Den Bock nehmen wir

über die Stange. — Borne auf Eure Schultern, Jean, ich
hinten. — Unterwegs sprechen wir weiter. — Also über-
morgen bin ich incognito in Königsberg trotz Vater, Schloß und
Schulden und Höll' und allen Teufeln! — Vorwärts, Jean!"

Als die Jäger vor der Stadt angelangt, war der Plan
verabredet, Fritz Hollbach über die ihm in demselben zugedachte
Rolle vollständig unterrichtet und mit Lust und Liebe zum
Dinge und von dem besten Willen beseelt: handelte es sich
doch dabei zugleich um seine 40 Dukaten! Der alte Jean
schüttelte zwar bedenklich den Kopf und maß Fritz wieder-
holentlich vom Wirbel bis zur Zeh'. Aber er fügte sich wie
gewöhnlich in die Launen seines geliebten, jungen Herrn.
So schieden sie.

2.

Morgens darauf hat Jean schon zweimal den Kopf
durch die Thüre in das Zimmer des Herrn Grafen gesteckt.
Die Sonne steht hoch und Frühstückszeit ist vorüber. Der
im Bette schnarcht noch, daß es eine Lust ist. Endlich knackt
das Feldbett in allen Gelenken. Der Langschläfer gähnt,
streckt sich, fährt dann plötzlich im Bette auf und sieht sich
verwundert und endlich vor sich hin lächelnd im Zimmer um.

Dann ruft er in das Bett znrücksinkend: „Jean, Jean!"

Jean reißt die Thüre auf: „Herr Graf befehlen? —
Wollt ich sagen, Herr Freund, was schreit Ihr denn so
mörderlich?"

„Die Chokolade, Jean, schnell!" ruft Fritz Hollbach,
kurz und befehlend. Jean sieht ihn verwundert an und steht
regungslos.

„Jean, die Chokolade! wird's bald, alter Esel?"

„Nu, Herr Freund, das laßt gut sein! Vor anderen
Leuten mögt Ihr schon den Grafen spielen, vor mir aber

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