Unterhaltungen am Honoratiorentische im „weißen Mohren" zu Klatschhausen.
(Schluß.)
konnte. Oben an den Bord befanden sich nur zwei Mann
Schildwache, einen janz hinten an das Ende und der andere
janz vorne an die Spitze. Mein Vetter hatte sojleich seinen
Anjriffsplan jemacht; er wollte vorne janz leise an das
Schiss in die Höhe klettern und Blasemann sollte dasselbe
hinten bei das Steuerruder thun. Dann wollten sic aber auf
ein jewisses Zeichen mit ihren mitjebrachten Scehundetod-
schlageknüppel auf die Schildwachen zu jleicher Zeit losstürzen
und sie lautlos niedermachen. Jesagt, jethan! Schwaps!
Klaps! Zwei Schläge — und ohne einen Mncks jethan zu
haben waren die beiden dänischen Schildwachen aus das
Lebensrejister ausjestrichen. Also man jnt, das Verdeck war
jlücklich jenommen; aber wie sollte man nun mit die übrige
zahlreiche Besatzung fertig werden? Doch auch dafür hatte
mein Vetter bald einen Rath jeschafft. So stille als möglich
drehten sic zwei jroße jeladene Kanonen oben an Bord herum,
so daß sie nach innewendig jerade auf die Stelle jerichtct
waren, wo sich der Eingang nach die unteren Räume befand.
Wie sie damit fertig sind, so fangen alle Beide, mein Vetter
und Blasemann, ein furchtbares Hurrahjeschrei an, wodurch
auch sojleich die janze Besatzung in die unteren Räume auf-
wacht und in einen dicken bewaffneten Haufen zu die Treppe
heraufjestürzt kommt. Darauf hatte mein Vetter sehr richtig
jerechnct, denn so wie der janze dänische Schiffssoldatenknäul
ziemlich oben war, so jab er seinem Freund Blasemann ein
Zeichen und nun brannten die beiden Helden mit ihre glim-
menden Tabakspfeifen die Kanone ab, wodurch sojleich mehrere
hundert Mann Dänen todt niederjestreckt wurden. Die An-
deren wollten sich schon sämmtlich ans Verzweiflung in das
Meer stürzen, hinjejen aber einige von die Offiziere hatten
noch Jcistcsjcjenwart jenug, weil sie sahen, daß blos zwei
Mann Feinde da waren, die noch lebende Mannschaft zu-
sammen zu rufen und nun stürmten sic auf die zwei Anjreifer
los. Mein Vetter hatte freilich nicht darauf jerechnct, daß
in jeder Kanone sich blos ein einziger Schuß befand und so
sah er, daß hier weder er noch sein Freund lebendig durch-
kommen würden. Das war ihm aber auch ganz gleichgültig
und er hatte eben so rasch auch schon einen anderen ehren-
vollen Plan jefaßt. Er nahm von Blasemann auf ewig einen
kurzen Abschied und sagte diesem tapferen
Freunde, daß er sich mit seinem Scehunds-
knüppel hinter die Kanonen so lange als
möglich jejen die Uebermacht vcrtheidigen
sollte, und dann schlich sich mein Vetter
an die Bordseite leise durch die wüthenden
Feinde. Seine Absicht war auf die jroße
Pulverkammer hinunter jerichtet und jlück-
lich gelang es ihm, diese zu erreichen. Wohl
an die tausend jroße Pulverfässer lagen
dort aufjestapelt; das erste beste schlug mein
Vetter rasch auf, nahm seine immer noch
brennende Tabakspfeife, schrie: „Hurrah!
Nieder mit janz Dänemark!" —
„Dann stopften sie sich jeder noch eine frische Pfeife auf
den laugen Weg, und nu springen sie jetrost in das Meer.
Andere Leute können so was jar nicht wagen, aber mein
Vetter und Blasemann waren die jewandtcsten Schwimmer an
die janze dortige Küste, so daß sie sehr oft jroße Schwimm-
partien auf ein oder zwei Tage jemacht haben, wobei sie
zum Zeitvertreib Karten Mitnahmen und unterwegs Sechs-
undsechszig spielten. Deshalb waren auch die drei lumpigen
Seemeilen bis zu das Schiff so jut wie jar nichts nicht für
die Beiden und nach unjefähr einer juten Stunde kamen sie
mit ihre noch brennenden Tabakspfeifen jlücklich an die
Rückseite von das Schiff an, welches stille vor Anker lag.
Mein Vetter hatte sich nicht jetäuscht, es war ein jroßes
dänisches Kriegsschiff von achtzig bis hundert Kanonen. Den
Namen von das Schiff konnte er jedoch nicht erkennen, weil
es inzwischen schon finster Nacht geworden war. Aber aus
das Verdeck war Alles janz mäuschenstille. Die sämmtliche
Besatzung hatte sich unter das Verdeck zurückgezogen und schließ
was man aus ein wohl tausendstimmiges Schnarchen hören
(Schluß.)
konnte. Oben an den Bord befanden sich nur zwei Mann
Schildwache, einen janz hinten an das Ende und der andere
janz vorne an die Spitze. Mein Vetter hatte sojleich seinen
Anjriffsplan jemacht; er wollte vorne janz leise an das
Schiss in die Höhe klettern und Blasemann sollte dasselbe
hinten bei das Steuerruder thun. Dann wollten sic aber auf
ein jewisses Zeichen mit ihren mitjebrachten Scehundetod-
schlageknüppel auf die Schildwachen zu jleicher Zeit losstürzen
und sie lautlos niedermachen. Jesagt, jethan! Schwaps!
Klaps! Zwei Schläge — und ohne einen Mncks jethan zu
haben waren die beiden dänischen Schildwachen aus das
Lebensrejister ausjestrichen. Also man jnt, das Verdeck war
jlücklich jenommen; aber wie sollte man nun mit die übrige
zahlreiche Besatzung fertig werden? Doch auch dafür hatte
mein Vetter bald einen Rath jeschafft. So stille als möglich
drehten sic zwei jroße jeladene Kanonen oben an Bord herum,
so daß sie nach innewendig jerade auf die Stelle jerichtct
waren, wo sich der Eingang nach die unteren Räume befand.
Wie sie damit fertig sind, so fangen alle Beide, mein Vetter
und Blasemann, ein furchtbares Hurrahjeschrei an, wodurch
auch sojleich die janze Besatzung in die unteren Räume auf-
wacht und in einen dicken bewaffneten Haufen zu die Treppe
heraufjestürzt kommt. Darauf hatte mein Vetter sehr richtig
jerechnct, denn so wie der janze dänische Schiffssoldatenknäul
ziemlich oben war, so jab er seinem Freund Blasemann ein
Zeichen und nun brannten die beiden Helden mit ihre glim-
menden Tabakspfeifen die Kanone ab, wodurch sojleich mehrere
hundert Mann Dänen todt niederjestreckt wurden. Die An-
deren wollten sich schon sämmtlich ans Verzweiflung in das
Meer stürzen, hinjejen aber einige von die Offiziere hatten
noch Jcistcsjcjenwart jenug, weil sie sahen, daß blos zwei
Mann Feinde da waren, die noch lebende Mannschaft zu-
sammen zu rufen und nun stürmten sic auf die zwei Anjreifer
los. Mein Vetter hatte freilich nicht darauf jerechnct, daß
in jeder Kanone sich blos ein einziger Schuß befand und so
sah er, daß hier weder er noch sein Freund lebendig durch-
kommen würden. Das war ihm aber auch ganz gleichgültig
und er hatte eben so rasch auch schon einen anderen ehren-
vollen Plan jefaßt. Er nahm von Blasemann auf ewig einen
kurzen Abschied und sagte diesem tapferen
Freunde, daß er sich mit seinem Scehunds-
knüppel hinter die Kanonen so lange als
möglich jejen die Uebermacht vcrtheidigen
sollte, und dann schlich sich mein Vetter
an die Bordseite leise durch die wüthenden
Feinde. Seine Absicht war auf die jroße
Pulverkammer hinunter jerichtet und jlück-
lich gelang es ihm, diese zu erreichen. Wohl
an die tausend jroße Pulverfässer lagen
dort aufjestapelt; das erste beste schlug mein
Vetter rasch auf, nahm seine immer noch
brennende Tabakspfeife, schrie: „Hurrah!
Nieder mit janz Dänemark!" —
„Dann stopften sie sich jeder noch eine frische Pfeife auf
den laugen Weg, und nu springen sie jetrost in das Meer.
Andere Leute können so was jar nicht wagen, aber mein
Vetter und Blasemann waren die jewandtcsten Schwimmer an
die janze dortige Küste, so daß sie sehr oft jroße Schwimm-
partien auf ein oder zwei Tage jemacht haben, wobei sie
zum Zeitvertreib Karten Mitnahmen und unterwegs Sechs-
undsechszig spielten. Deshalb waren auch die drei lumpigen
Seemeilen bis zu das Schiff so jut wie jar nichts nicht für
die Beiden und nach unjefähr einer juten Stunde kamen sie
mit ihre noch brennenden Tabakspfeifen jlücklich an die
Rückseite von das Schiff an, welches stille vor Anker lag.
Mein Vetter hatte sich nicht jetäuscht, es war ein jroßes
dänisches Kriegsschiff von achtzig bis hundert Kanonen. Den
Namen von das Schiff konnte er jedoch nicht erkennen, weil
es inzwischen schon finster Nacht geworden war. Aber aus
das Verdeck war Alles janz mäuschenstille. Die sämmtliche
Besatzung hatte sich unter das Verdeck zurückgezogen und schließ
was man aus ein wohl tausendstimmiges Schnarchen hören
Werk/Gegenstand/Objekt
Pool: UB Fliegende Blätter
Titel
Titel/Objekt
"Unterhaltungen am Honoratiorentische im "weißen Mohren" zu Klatschhausen"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Inschrift/Wasserzeichen
Aufbewahrung/Standort
Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES
Objektbeschreibung
Maß-/Formatangaben
Auflage/Druckzustand
Werktitel/Werkverzeichnis
Herstellung/Entstehung
Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Entstehungsort (GND)
Auftrag
Publikation
Fund/Ausgrabung
Provenienz
Restaurierung
Sammlung Eingang
Ausstellung
Bearbeitung/Umgestaltung
Thema/Bildinhalt
Thema/Bildinhalt (GND)
Literaturangabe
Rechte am Objekt
Aufnahmen/Reproduktionen
Künstler/Urheber (GND)
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
Public Domain Mark 1.0
Creditline
Fliegende Blätter, 41.1864, Nr. 997, S. 54
Beziehungen
Erschließung
Lizenz
CC0 1.0 Public Domain Dedication
Rechteinhaber
Universitätsbibliothek Heidelberg