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I

In den schönen alten Zeiten, als noch der Säckel des
Landesvatcrs genau so tief war,, wie der Staatssäckel, geschah
cs an einem der kleineren deutschen Höfe, daß ein neu er-
naunter Hofmarschall im ersten Jahre seiner Amtsführung durch
sonst nicht gesehene strenge Aufsicht, die den Unterbeamten aller-
dings nicht eben willkommen war, namhafte Ersparungen her-
bcisührte. Eines schönen Tages, der Fürst erging sich gerade
vor Tafel im Schloßgarten, erschien der Hofmarschall mit zwei
Lackcicn, die ein schweres Füßchen niedcrseßten.

„Gnädigster Herr," begann er, „in dem Jahre, seit Ew.
Durchlaucht die Gnade hatten, mich zu Allerhöchst Ihrem Hof-
marschall zu ernennen, habe ich, wie ich mir schmeicheln darf,
nichts versäumt, uin mich der Allerhöchsten Gnade würdig zu
erweisen. Vor Allem habe ich uiich bestrebt, die vielfachen
Untcrschlcife des Personals abzustellen, und so ist cs mir ge-
lungen, allein im Küchendepartement durch strenge Aufsicht in
diesem einen Jahre die Summe von achttausend Thalern zu
erübrigen, welche achttausend Thaler ich wohlgezählt in diesem
Füßchen meinem gnädigsten Herrn zu Füßen zu legen mich er-
kühne."

xer Soldat, mit leichterer Fassungsgabc oder robusteren
Nerven ausgestattet, lehnte, ohne einen Augenblick zu zaudern,
seine Muskete an die Mauer, sprang herzu und rollte sein
wohlerworbenes Füßchen behaglich schmunzelnd in sein Schilder-
haus. Und der Marschall? Der zerdrückte eine Zähre und
schwur sich, Sercnissimum nie wieder mit dergleichen Bagatellen
zu ennuiren.

Wechsel.

Als Jüngling sehnte ich mich nach dem Meer
Mit seinen Stürmen und gepeitschten Wogen,
Und nun als Mann fühl' ich zum stillen Bach,
Der um das Dörslein spielt, mich hingezogen.
So wechselt mit den Zeiten auch das Herz,

Bis es nach Fernem sehnet — himmelwärts.

Die Nachtwache.

Vergebliche Mühe.

„Mais, mon eher,“ cntgegnctc der Fürst auf diese lange
: Rede, „wie mag Er mich nur mit solchen Bagatellen ennuiren;
was soll ich damit — behalte Er 's."

„Ew. Durchlaucht geruhen einen allergnüdigstcn Scherz —"
stotterte der verblüffte Marschall und verstummte dann in Er-
wartung einer wiederholten Aufforderung.

„Nun, wenn Er 's nicht will — Du da," (sich an den
unfern stehenden Posten wendend) „komm', nimm das Faß, ich
schenke Dir 's."

Wer ist cs, der am Fenster steht Wache Nacht für Nacht,

Ob den Rabenfittig sie breitet, ob glänzet der Sterne Pracht?
Er horcht auf der Blätter Rauschen, die kosend der Wind durch-
zieht,

Ob Thür oder Fenster sich öffne, er horcht aus des Wanderers

Tritt;

So hat er schon seit Wochen in die Nacht hinnusgeblickt,

Seit Wochen hat kein Schlummer sein brennendes Aug' erquickt, j
So steht er auf der Wache der Erwartung lebendiges Bild,
Bildbeschreibung

Werk/Gegenstand/Objekt

Titel

Titel/Objekt
"Vergebliche Mühe"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Grafik

Inschrift/Wasserzeichen

Aufbewahrung/Standort

Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES

Objektbeschreibung

Maß-/Formatangaben

Auflage/Druckzustand

Werktitel/Werkverzeichnis

Herstellung/Entstehung

Entstehungsort (GND)
München

Auftrag

Publikation

Fund/Ausgrabung

Provenienz

Restaurierung

Sammlung Eingang

Ausstellung

Bearbeitung/Umgestaltung

Thema/Bildinhalt

Thema/Bildinhalt (GND)
Mann <Motiv>
Soldat <Motiv>
Diener <Motiv>
Ersparnis
Fass
Geschenk <Motiv>
Marschall <Hofamt>
Geld
Fürst <Motiv>
Gespräch <Motiv>
Karikatur
Dreispitz
Satirische Zeitschrift

Literaturangabe

Rechte am Objekt

Aufnahmen/Reproduktionen

Künstler/Urheber (GND)
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Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
Alle Rechte vorbehalten - Freier Zugang
Creditline
Fliegende Blätter, 55.1871, Nr. 1365, S. 87
 
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