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Das Eendez-vous.

116

„Ein Billetdoux unterschreibt man nie, das ist nicht nobel,"
entgegnete der Lakai trotzig. „Uebrigens lag ja in dem Couvert
ein Zettel, wenn sie nur nachgeschen Hütten —"

„Kommt Beide mit," unterbrach Oskar ihn hastig, „wenn
dies; wahr ist, so muß der Zettel noch in dem Couvert liegen."

„Der Ton, in welchem der junge Herr diesen Befehl gab,
duldete keinen Widerspruch, die Beiden folgten ihm.

Oskar führte sie ohne Verzug in die Wohnung, er über-
raschte Jenny, als sic im Begriff stand, Hut und Tuch abzu-
legen. Aber dariiber, wo sie so spät noch gewesen sein könne,
dachte er nicht lange nach, er bemerkte kaum, daß sie draußen I
gewesen war.

„Da haben wir die Aufklärung," sagte er, „wo sind die
beiden Briefcouverts?"

Jenny griff in die Tasche ihres Kleides, sie hatte sich von
den Briefen, diesen schlagenden Beweisen der Untreue ihres
Gatten, nicht trennen können.

Mit zitternder Hand holte Oskar aus jedem Couvert einen
schmalen Streifen, der die Worte enthielt:

„Bitte, dieses Bihliet dem Hausmädchen mit einem Gruhße
abzugehben."

„Ihr seid ein Narr!" lachte Oskar, „das hättet Ihr auf
das Couvert selbst schreiben sollen!"

„Es brauchte ja nicht ein Jeder es zu wissen," erwiderte
der Lakai ärgerlich; „daß der Brief nicht an Sie gerichtet war, !
konnten Sie sich doch denken."

Oskar blickte fragend sein Weibchen an; diese Worte, in
denen ein Vorwurf für Jenny lag, rechtfertigten ihn.

„Das konnte Niemand denken," sagte Jenny, „in solchen |
Dingen soll man vorsichtig sein."

„Ihr konntet ja selbst kommen," warf Jenny ein, „oder j
die Briefe durch einen zuverlässigen Boten an ihre richtige Adresse
befördern lassen!"

„Zum Kommen hat man nicht immer Zeit und der zu-
verlässigste Bote ist die Post," entgegnete der Lakai. „Nun,
in Zukunft werden Sie es ja wissen —"

„Werdet nicht unverschämt, ich dulde solche Korrespondenz
in meinem Hause nicht. Therese soll in Zukunft jeden Mittwoch
Abends Urlaub haben, aber verschont mich mit Euren Briefen,
sie würden in's Feuer wandern."

Tie Beiden gingen hinaus, nachdem der Lakai sich mit einer
unnachahmlichen Grazie vor der Dame des Hauses verbeugt
und dem Herrn einen Blick zugeworfen hatte, der ihn lebhaft
an die erhaltene Ohrfeige erinnerte,

Der Papagei war durch den Wortwechsel erwacht, er
schaute mit seinen klugen Augen durch das Gitter seines Käfigs.

„Guten Morgen, Jenny!" rief das Thier.

„Nun, Schatz?" fragte Oskar, die Arme ausbreitend.

Jenny eilte ohne Zögern an seine Brust.

„Wie man sich doch oft einer Dummheit wegen aufregcy
kann!" sagte sie, mit glücklichem Lächeln zu ihm emporschauend.

„Die Aufregung ist das Wenigste!" erwiderte er. „Aber
die Ohrfeige habe ich weg!"

„Papchen will Zucker haben!"

„Ich will Deine Wange küssen, bis Du sie vergessen hast,
flüsterte das schöne Weibchen.

„Süße Jenny!"

S p r ü ch w o r t.

Einmal ist keinmal.
Bildbeschreibung

Werk/Gegenstand/Objekt

Titel

Titel/Objekt
"Das Rendez-vous" "Sprichwort"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Grafik

Inschrift/Wasserzeichen

Aufbewahrung/Standort

Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES

Objektbeschreibung

Objektbeschreibung
Sprichwort: "Einmal ist keinmal"

Maß-/Formatangaben

Auflage/Druckzustand

Werktitel/Werkverzeichnis

Herstellung/Entstehung

Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Schneider, Hermann
Entstehungsort (GND)
München

Auftrag

Publikation

Fund/Ausgrabung

Provenienz

Restaurierung

Sammlung Eingang

Ausstellung

Bearbeitung/Umgestaltung

Thema/Bildinhalt

Thema/Bildinhalt (GND)
Mann <Motiv>
Versöhnung <Motiv>
Sprichwort <Motiv>
Papageien <Motiv>
Zylinder <Kopfbedeckung>
Handtuch
Ehefrau <Motiv>
Waschschüssel
Karikatur
Ehekonflikt
Frau <Motiv>
Ehemann <Motiv>
Umarmung <Motiv>
Schornsteinfeger <Motiv>
Satirische Zeitschrift

Literaturangabe

Rechte am Objekt

Aufnahmen/Reproduktionen

Künstler/Urheber (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
Alle Rechte vorbehalten - Freier Zugang
Creditline
Fliegende Blätter, 55.1871, Nr. 1369, S. 116
 
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