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mittheilen, wie Mama mit ihm „schmollen" soll? Nein, was
kann der alte Mann für seine höchst mißrathene gegen alles
Erhabene fühllose Tochter? Sollte ich dem Mädchen selbst
schreiben? Auch das nicht! Sic war meiner Poesie unwürdig!
Still siegelte ich den Brief in ein neues Couvert und sandte
ihn an d e n August Müller, für den er geschrieben.

Und nun, mitfühlender Leser, glaubst Du, mein Leiden
! wäre zu Ende? Kaum waren die Wunden meines armen Her-
zens ein wenig vernarbt, da kamen Briefe über Briefe, die
i mir zu meiner ehelichen Verbindung mit Helene Veilchenthan
> gratulirten!

Auch das ging vorüber. Ein Jahr ist seitdem verflossen.

° Heute kommt ein Brief folgenden Inhalts:

„Lieber August!

Verzeih', daß ich als Fremder Dir schreibe, daß ich Dich
Du nenne, doch die Baude, die uns verbinden, sind so gut wie
! Familienbande. Ich bin Dir unbekannt und doch kennst Du
j nichts besser als meinen Namen. Auch ich habe, wie Du, das
Glück, August Müller zu heißen, und, als ich gestern Deine
joviale Anzeige in der Zeitung gelesen, daß Deine Frau einen
derben Jungen bekommen, kann ich die Bitte nicht unterdrücken:
nimm mich zum Pathen und lass' ihn August Müller taufen!

' Ich bin wohlhabend, bin sogar ein reicher Junggesell und will
inich ehrlich des Jungen annehmen! Warum diese Bitte? wirst
Du fragen. Die Antwort ist einfach: Auch Dir wird unser
, Wochenblatt in die Hände gekommen sein, auch Du wirst Dich
! über die elenden, gedankenarmen, stolprigen Verse geärgert haben,
die ein: August Müller darin veröffentlicht! Unseren schönen
I Namen macht er damit lächerlich. Wohlan, vermehren wir uns,

ein Name.

ziehen wir andere August Müllers heran, die unserem Namen
Ehre machen!

Gruß und Brudcrkuß!

Dein

August Müller."

Also ein dritter August Müller macht mich, August
Müller, bei meinem Rivalen August Müller schlecht und
bittet mich, einen vierten August Müller zu creireu!

Das halte aus, wer kann! Armes Vaterland, du wirst
mich verlieren, mich, den Dichter, den in Wissenschaft gebadeten
Genius! Armes Vaterland! Leb' wohl, ich ziehe zum fernen
Westen Amerika's, dort bei den Indianern werde ich Trost
finden, dort — bin ich der einzige August Müller!

Heut' begrub man meine Bas',
Mädchen, hier schenk' ein das Glas,
Doch vom weißen Besten!

Stark und rein
Sei der Wein,

Wenn er mich soll trösten.

Mit drei Gulden, ganz am End',
Schrieb sie mich in's Testament,
Darum tragt's auch rothen;
Mädchen, schenk
Ein und denk:

Selig sind die Todten!

Hein? Hewlls
Bildbeschreibung

Werk/Gegenstand/Objekt

Titel

Titel/Objekt
"Ich und mein Name" "Nach der Leiche"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Grafik

Inschrift/Wasserzeichen

Aufbewahrung/Standort

Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES

Objektbeschreibung

Maß-/Formatangaben

Auflage/Druckzustand

Werktitel/Werkverzeichnis

Herstellung/Entstehung

Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Barth, Ferdinand
Entstehungsort (GND)
München

Auftrag

Publikation

Fund/Ausgrabung

Provenienz

Restaurierung

Sammlung Eingang

Ausstellung

Bearbeitung/Umgestaltung

Thema/Bildinhalt

Thema/Bildinhalt (GND)
Mann <Motiv>
Name
Geld <Motiv>
Weinglas
Brief <Motiv>
Verwechslung
Studierzimmer
Leichenmahl
Trost
Bestattung
Wein <Motiv>
Bücherregal
Gastwirtin
Weinflasche
Münze <Motiv>
Erbschaft
Karikatur
Frau <Motiv>
Buch <Motiv>
Sofa <Motiv>
Globus <Motiv>
Gaststätte
Satirische Zeitschrift

Literaturangabe

Rechte am Objekt

Aufnahmen/Reproduktionen

Künstler/Urheber (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
Alle Rechte vorbehalten - Freier Zugang
Creditline
Fliegende Blätter, 55.1871, Nr. 1370, S. 124
 
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