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138

Fra cf.

Von den erschrecklichen folgen eines Kracks

hier nur unter Tausenden ein Beispiel:

Arthur war ein herzensguter Mensch, aber etwas lüdcrtich.
Er hatte es auch noch nicht zu einem schwarzen Frack und dito
Beinkleidern bringen können. Es war Ball im Casino. Auf
diesem Balle wird Aurelie, die Angebetete Arthur's, erscheinen.
Ans diesem Ball mußte also auch Arthur erscheinen, das war
klar. Aber ohne schwarzen Frack und dito Beinkleidern ging cs
nicht, das war noch klarer. Was thnn? —

Arthur hatte einen Freund. Oft hatten sie sich beim Punsche
civige Freundschaft geschworen. Der Freund aber besaß einen
neuen schwarzen Frack mit dito Beinkleidern, die erst vor vier
Wochen aus dem Atelier des ersten Schneiders hervorgegangen.

„Karl, mein lieber guter Karl, Du kannst mich glücklich,
unaussprechlich glücklich machen, ja, von Deiner Freundschaft
hängt das Glück meines Lebens ab!"

Mit diesen Worten stürzt Arthur in Karl's Zimmer, der
ihn verblüfft anschaut.

„Du staunst, Karl. Nun so höre, ich verlange von Dir
den ersten Freundschaftsdienst, das erste Opfer, das ich Dir nie
vergessen werde. Du wirst, Du mußt mich erhören. Heute
Abend ist Ball im Casino."

„Ich weiß es, ich werde auch —"

„Auf diesem Balte wird Aurelie, meine angebetetc Aurelie,
erscheinen. Ich hoffe, daß es heute zur Erklärung zwischen uns
kommt, dann ist das Glück meines Lebens gegründet!"

„Ich gratulire im Voraus von ganzem Herzen."

„Aber ich habe keinen Frack und keine Beinkleider. Karl!
Du bist im Besitze dieser Gegenstände. Karl, pumpe mir sie
für heute Abend!"

„Aber Arthur, was verlangst Du von mir, ich habe mir
Frack und Beinkleider eben erst für 24 Th ater erzeugt, die erst
zur Hälfte bezahlt sind; ich selbst wollte auf den Ball gehen,
um mich meiner Bertha zu nähern —"

„Ich weiß cs, Karl, ich weiß cs und doch verlange ich
dieses Opfer von dem Freunde; Karl, ich beschwöre Dich, pumpe
mir Frack und Hosen!"

„Nun denn, cs sei, Du sollst Beides haben, aber —"

„O Goldfreund, Hcrzcnsscelc, gebiete über mich, ich werde
Dir ewig, ewig dankbar sein —"

„Aber Du weißt, wie pünktlich ich in der Erhaltung meiner

Garderobe bin, ich bedinge mir aus, daß Du Beides auf das
Aeußerste schonst —"

„Habe keine Sorge —*

„Daß Du beim Tanzen nicht so weit ausschreitest, Dich
mit dem Aermel nicht ans schmutzige Tische auflcgst, daß Du —"
„Uebcrflüssige Sorge, tadellos wirst Du Beides wieder
erhalten." —

Arthur erschien sehr bald in dem Ballsaale. Frack und
Beinkleid paßte zum Entzücken. Gilet, Wäsche, Kragen, Man-
schetten — alles war ne», herrlich; er war der Typus eines
Balljünglings. Auch Karl erschien, aber im Uebcrrockc, mit
schwermüthigcr Miene, er mußte auf das Tanzen verzichten.
Bald füllte sich der Saal. Auch Aurelie erschien. Mit leuchten-
dem Blicke verfolgte sic Arthur. Er erwischte glücklich den ersten
Tanz. Die Paare traten an. Arthur war selig. Ta nahte
sich Karl und zischelte ihm leise in's Ohr: „Arthur, Du stehst
gerade unter dem Kronleuchter, wie leicht kann Wachs auf
meinen Frack tropfen, cs geht sehr schwer wieder heraus!"
(Gasbeleuchtung war damals noch nicht cingeführt.) .

Arthur zog sich ein wenig mit Aurclien aus dem Bereiche
des Kronleuchters zurück.

Der Tanz war vorüber. Arthur trat an eine Säule,
um Aurclien wenigstens im Gesicht zu behalten. „Arthur, lehne
Dich nicht etwa an diese Säule, der Kalk geht ab, er ist ein
entsetzlicher Feind der Kleidungsstücke!" so raunte ihm Karl im
Vorübergehcn zu und Arthur richtete sich gerade auf, um nicht
mit der Säule in Berührung zu kommen. Arthur tanzte viel,
insbesondere mit Aurclien. Er war in der heitersten Stimm-
ung. Aurelie war im höchsten Grade liebenswürdig. Ihr ganzes
Benehmen zeigte, daß sie Arthur'» gewogen war.

Da rauschte eine Hippelpolka vom Orchester herab. Arthur
stürzte über den Saal, um seine Tänzerin aufzusuchen. „Halt,
ein Wort!" damit hielt ihn Karl am Arme fest, „Du mußt
diesen Tanz aussetzen!" — „Es ist unmöglich, ich bin mit
Aurcljen's Cousine cngagirt, ich kann sic doch nicht sitzen lassen."
Bildbeschreibung

Werk/Gegenstand/Objekt

Titel

Titel/Objekt
"Frack"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Grafik

Inschrift/Wasserzeichen

Aufbewahrung/Standort

Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES

Objektbeschreibung

Maß-/Formatangaben

Auflage/Druckzustand

Werktitel/Werkverzeichnis

Herstellung/Entstehung

Entstehungsort (GND)
München

Auftrag

Publikation

Fund/Ausgrabung

Provenienz

Restaurierung

Sammlung Eingang

Ausstellung

Bearbeitung/Umgestaltung

Thema/Bildinhalt

Thema/Bildinhalt (GND)
Frack
Mann <Motiv>
Bitte
Leihgabe
Sorge
Ball <Tanzfest, Motiv>
Ballsaal
Gespräch <Motiv>
Freundschaft
Karikatur
Kleidung <Motiv>
Zimmer <Motiv>
Junge Frau <Motiv>
Freund <Motiv>
Satirische Zeitschrift

Literaturangabe

Rechte am Objekt

Aufnahmen/Reproduktionen

Künstler/Urheber (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
Alle Rechte vorbehalten - Freier Zugang
Creditline
Fliegende Blätter, 55.1871, Nr. 1372, S. 138
 
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