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146

Glück und Geld.

zieht an. Mit Hochachtung Ihr ergebenster Joseph Schreiber,
Agent." Vernichtet sank er zurück. Doch mit der ihm eigenen
Energie raffte er sich wieder empor. Er ging zu Rosa und
sagte mit so viel Ruhe als möglich: „Rosa, ich habe Dir etwas
zu sagen, was Dir vielleicht unangenehm sein wird." — „Was?
Ist Schnldcnau vielleicht gestorben?" fragte Rosa aufsehend. —
„Das weniger, mein Vermögen steht auf dem Spiel." Rosa
brach ohnmächtig zusammen. Von Goldfuchs läutete der Die-
nerin, die sich mit der Ohnmächtigen beschäftigte. Dann eilte
er fort. Er sah ein, daß er so rasch als möglich in die Re-
sidenz mußte. Aber wie? Seine Equipage hatte er nach
Schinkelsheim geschickt, um die Gräfin abzuholcn, im Orte
waren keine so raschen Pferde, um ihn bis zum Bahnhof in
so kurzer Zeit zu bringen, daß er znm nächsten Zug eiutreffen
konnte. Einen Extrazug zu nehmen, konnte eine zu große Ver-
spätung herbeiführen. Halt! hatte er nicht den jungen Schul-
denau auf einem prächtigen Rappen vorüber reiten gesehen? Aber
wie, wenn Schuldenan ihm das Pferd verweigerte? Wie, wenn
er wenigstens Umstände machen würde, und die Zeit verlief so
schnell. Von Goldfuchs eilte Schnldcnau's Wohnung zu, ging
ohne Jemanden zu fragen in den Stall, schwang sich auf den
Rappen und sprengte davon.

16. Capitel. Schuldenau.

Wie war Schuldenau, der, wie wir wissen, kein Vermögen
hatte, und unbesoldeter k. k. Auscultant war, zu dem Rappen
gekommen? Ganz einfach, sein Frenud Baron Hanaus hatte
ihm das edle Thier geliehen. Schuldenau stand von seiner
Mahlzeit auf, die aus Erdäpfeln und Commißbrod bestand.
Sinnend betrachtete er seinen Stammbaum und sein Wappen,
die an der kahlen Wand als einzige Zierde hingen. Mit Weh-
muth dachte er, wie schön es wäre, wenn die holde Rosa
sein geworden und wie traurig es ist, daß er noch so lange
warten müsse, bis er ein Adjutum von 300 Fl. jährlich er-
halten würde. Melancholisch strich er sein schon dünn werden-
des Haar mit dem Taschenkamm. Da hörte er ein Pferd vor
dem Fenster dahin sprengen. Er trat zu demselben, und sah
Goldfuchs auf Hauans's Rappen wie rasend davon eilen. Ein
triumphirendes Lächeln glitt über seine Züge.

17. Eapitcl. 88 171, 173 und 178.

Von Goldfuchs war auf seine Villa zurückgekehrt. Sein
Vermögen war gerettet. Rosa blühte wieder auf. Da ließ
sich Schuldenau melden. Von Goldfuchs hatte noch nicht Zeit
gefunden, mit Schuldenau wegen Ersatz des von ihm zu Tode
gehetzten Pferdes zu reden, daher war ihm dessen Ankunft er-
wünscht, er wollte den Cavalicr spielen und zahlen, was Schnl-
! denau begehren würde. Doch dieser trat ruhig, nachdem er
kalt gegrüßt hatte, auf Goldfuchs zu und überreichte ihm ein
Buch. Goldsuchs las: Allgemeines österreichisches Strafgesetz,
und blickte verwundert auf. Schuldenau zeigte ihm ruhig eine
Stelle, wo es hieß: „Wer um seines Vorthcils willen eine
fremde bewegliche Sache aus eines Anderen Besitz ohne dessen
Einwilligung entzieht, begeht einen Diebstahl." — „Was soll

das heißen?" frag Goldfuchs erstaunt. — „Das heißt, daß
Sie nach 8 171, 173 und 178 wegen Verbrechens des Dieb-
stahles zu schwerem Kerker von sechs Monaten bis zu einem
oder bis zu fünf Jahren verurtheilt werden, wenn Sie mir
nicht binnen 5 Minuten die Hand Ihrer'Tochter geben." —
„Ja, aber wenn ich den Schaden gut mache?" — „Dürfte zu
spät sein, das Pferd hat nicht mir, sondern dem Baron Hanaus
gehört. Ehe Sie ihn finden, habe ich die Anzeige an das
Strafgericht gemacht, und der Ersatz kommt zu spät." — „Aber !
ich will meinen Advokaten fragen." — „So lange warte ich
nicht, die Anzeige habe ich hier. Sehen Sie, sie ist vollkommen
fertig, entweder — oder." In Goldfuchs schwirrten die Ge-
danken durcheinander, es war ihm daran gelegen, mit dem
Strafgericht nichts zu thun zu haben. Er erinnerte sich mit
Schrecken an manche kleine Finanzoperation, die kalte Juristen,
welche keinen Geschäftsgeist haben, gar als Verbrechen auffassen
konnten. Lange saß er- zerknirscht und schweigend da — end-
lich gab er seine Einwilligung und Rosa und Schuldenau waren
Brautleute.

So war der Fluch der Zigeunerin erfüllt.

fflim Ben ij Sch.

Morgen und Abend.

Aufrichtet in der Worgcnröthe Schimmer
Der Jüngling sich ein strahlend Schloß;

Bald löset Stein um Stein das Leben los,

Bis Mittag fällt der Bau in Trümmer;

Wird dann der Greis die Stätte schauen,

Die von der Jugend Träumen ihm erzählt —

Vielleicht, daß aus dem Schutt' er Steine wählt,

Die letzte Hütte sich zu bauen. tlrassus.
Bildbeschreibung

Werk/Gegenstand/Objekt

Titel

Titel/Objekt
"Glück und Geld"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Grafik

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Aufbewahrung/Standort

Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES

Objektbeschreibung

Maß-/Formatangaben

Auflage/Druckzustand

Werktitel/Werkverzeichnis

Herstellung/Entstehung

Entstehungsort (GND)
München

Auftrag

Publikation

Fund/Ausgrabung

Provenienz

Restaurierung

Sammlung Eingang

Ausstellung

Bearbeitung/Umgestaltung

Thema/Bildinhalt

Thema/Bildinhalt (GND)
Mann <Motiv>
Fragment
Betstuhl
List
Strafandrohung
Junger Mann
Gespräch <Motiv>
Karikatur
Roman
Junge Frau <Motiv>
Heiratsantrag <Motiv>
Satirische Zeitschrift

Literaturangabe

Rechte am Objekt

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Künstler/Urheber (GND)
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Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
Alle Rechte vorbehalten - Freier Zugang
Creditline
Fliegende Blätter, 55.1871, Nr. 1373, S. 146
 
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