15.6 Ein Jrrthum.
Herr von Pfuel sah einen Augenblick lang ganz verdutzt
d'rein. Tann brach er in ein helles Gelächter aus, in wel-
ches Goethe von Herzen einstimmte.
„Dafür also ist'man Deutschlands größter Dichter, um
an seinem Geburtstage von einem nichtsnutzigen Schweine aus-
gestochen zu werden!" rief der General. „Das geht doch wahr-
haftig schon über die Hutschnur! Aber wozu hat Sie denn her-
nach dieser Hans-Narr von Wirth in den Garten geschleppt?"
„Damit ich durch meine Gegenwart den Ehrentag des
Schweines verherrlichen sollte," versetzte Goethe. „Nun, das
habe ich denn auch ehrlich gcthan. Ich habe auf das Ange-
denken des Quellenfinders getrunken. Ein Glück, daß keiner
von den Herren schließlich noch auf den Gedanken kam, von
mir ein Gedicht zum Preise meines glücklichen Concurrcutcn zu
verlangen. Aber nicht wahr, General, die Geschichte bleibt
unter un§1 Es braucht Niemand außer uns Beiden zu wissen,
wie hart der Dichter des Faust für seine Eitelkeit bestraft
wurde. Ihr Wort darauf!" Herr von Pfuel gelobte Ver-
schwiegenheit und hat sein Versprechen treulich gehalten. Deutsch-
lands großer Dichter schlummerte schon lange in Weimar's
Fürstengruft, als der nun auch schon lange Heimgegangene die
Geschichte zum ersten Male einem Freunde in Ostende mitthciltc.
Aus dem Munde dieses Freundes, hat sic der Erzähler erfahren.
--— E. M. Knurr.
B cruhigung.
„Nein, wo nur heute der Max bleibt, die Schule ist ja
um 4 Uhr zu Ende, und jetzt ist's schon 5 Uhr, der Vcsper-
kaffee wird ihm ganz kalt. Ach wenn ihm nur nichts begegnet
ist, heute ist's Jahrmarkt — das große Gedränge — die vielen j
Pferde und Wagen — mein Gott, wenn er nur nicht über-
fahren worden ist!" So spricht die Mutter vor sich hin, indem
sie unruhig öfter an's Fenster geht, um zu sehen, ob der Max
Beruhigung.
noch nicht kömmt. Der kleine, vierjährige Joseph, welcher bis-
her im Zimmer herumgcspielt hat, erhebt sich endlich, und sucht
die immer ängstlicher werbende Mutter mit den Worten zu be-
ruhigen: „Weißt Du, Mama, der Max ist gewiß überfahren wor-
den; da kannst Du mir seinen Kaffee geben, ehe er kalt wird."
Gelöster Zweifel.
„Schön ist das Mädchen, Geld hat sie auch, aber ob sic
g'scheidt ist oder nicht, darüber bin ich noch im Unklaren." —
„Halt einmal um sie an; wenn sie Dich nimmt, kannst Du
Dich darauf verlassen, daß sie dumni ist."
Herr von Pfuel sah einen Augenblick lang ganz verdutzt
d'rein. Tann brach er in ein helles Gelächter aus, in wel-
ches Goethe von Herzen einstimmte.
„Dafür also ist'man Deutschlands größter Dichter, um
an seinem Geburtstage von einem nichtsnutzigen Schweine aus-
gestochen zu werden!" rief der General. „Das geht doch wahr-
haftig schon über die Hutschnur! Aber wozu hat Sie denn her-
nach dieser Hans-Narr von Wirth in den Garten geschleppt?"
„Damit ich durch meine Gegenwart den Ehrentag des
Schweines verherrlichen sollte," versetzte Goethe. „Nun, das
habe ich denn auch ehrlich gcthan. Ich habe auf das Ange-
denken des Quellenfinders getrunken. Ein Glück, daß keiner
von den Herren schließlich noch auf den Gedanken kam, von
mir ein Gedicht zum Preise meines glücklichen Concurrcutcn zu
verlangen. Aber nicht wahr, General, die Geschichte bleibt
unter un§1 Es braucht Niemand außer uns Beiden zu wissen,
wie hart der Dichter des Faust für seine Eitelkeit bestraft
wurde. Ihr Wort darauf!" Herr von Pfuel gelobte Ver-
schwiegenheit und hat sein Versprechen treulich gehalten. Deutsch-
lands großer Dichter schlummerte schon lange in Weimar's
Fürstengruft, als der nun auch schon lange Heimgegangene die
Geschichte zum ersten Male einem Freunde in Ostende mitthciltc.
Aus dem Munde dieses Freundes, hat sic der Erzähler erfahren.
--— E. M. Knurr.
B cruhigung.
„Nein, wo nur heute der Max bleibt, die Schule ist ja
um 4 Uhr zu Ende, und jetzt ist's schon 5 Uhr, der Vcsper-
kaffee wird ihm ganz kalt. Ach wenn ihm nur nichts begegnet
ist, heute ist's Jahrmarkt — das große Gedränge — die vielen j
Pferde und Wagen — mein Gott, wenn er nur nicht über-
fahren worden ist!" So spricht die Mutter vor sich hin, indem
sie unruhig öfter an's Fenster geht, um zu sehen, ob der Max
Beruhigung.
noch nicht kömmt. Der kleine, vierjährige Joseph, welcher bis-
her im Zimmer herumgcspielt hat, erhebt sich endlich, und sucht
die immer ängstlicher werbende Mutter mit den Worten zu be-
ruhigen: „Weißt Du, Mama, der Max ist gewiß überfahren wor-
den; da kannst Du mir seinen Kaffee geben, ehe er kalt wird."
Gelöster Zweifel.
„Schön ist das Mädchen, Geld hat sie auch, aber ob sic
g'scheidt ist oder nicht, darüber bin ich noch im Unklaren." —
„Halt einmal um sie an; wenn sie Dich nimmt, kannst Du
Dich darauf verlassen, daß sie dumni ist."
Werk/Gegenstand/Objekt
Pool: UB Fliegende Blätter
Titel
Titel/Objekt
"Ein Irrthum"
"Beruhigung"
"Gelöster Zweifel"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Inschrift/Wasserzeichen
Aufbewahrung/Standort
Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES
Objektbeschreibung
Maß-/Formatangaben
Auflage/Druckzustand
Werktitel/Werkverzeichnis
Herstellung/Entstehung
Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Entstehungsort (GND)
Auftrag
Publikation
Fund/Ausgrabung
Provenienz
Restaurierung
Sammlung Eingang
Ausstellung
Bearbeitung/Umgestaltung
Thema/Bildinhalt
Thema/Bildinhalt (GND)