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191

Ich blieb daheim in meinem Hüttchen
Und war bekannt mit wenig Seelen,

Doch was gesagt der kluge Mann
Mußt' lange dem Verstündniß fehlen.

Ich fand so ganz verschieden Alle,

Fand niich so anders wie die Freunde.

„Es ist der Mensch der ewig gleiche,

Und so verschieden wir paar Freunde?" —

mal die Miene eines Menschen an, der eben erdrosselt werden
soll, die Augen traten ihm mächtig aus den Höhlen, dabei
faßte er wüthcnd mit beiden Händen den Zahnarzt ... im ^
selben Augenblick krachte es. Hartenstein brüllte wie ein an-
gcschosscner Tiger laut auf, daß man's bis in's Parterre des
Hauses hinabhörte, und der Zahnarzt hatte an der Zange, die
er hoch in den Lüften hielt, einen Zahn! — „Das ist ein
dummer Spaß!" schrie Hartenstein. — „Geschieht Dir schon
recht," sagte kalt der Zahnarzt. „Zehn Male warst Tu schon da,. |

Dcnkst Du an mich?

Denkst Du an mich?

Die ganze Rächt Hab' ich von Dir geträumt.
Und liebst Du mich? —

Tie ganze Welt Hab' ich um Dich versäumt.

Zu Nutz.

Die Jugend soll man nutzen,

Feindseligen Winden trutzcn;

Die wilden Schößlinge stutzen
Und rostige Messer putzen.

Doch was Du jung erfahren, das nimm im Alter zu Nutz,
Hast Du dem Schicksal tapfer getrutzt, sei der Schwachen Schutz.
Freu' Dich des Baumes Stärke, den Du im Anfang gestutzt
Freu' Dich der scharfen Messer, die mühsam Du geputzt.

Charlie g ... .

zum Tanze. Ter Zahnarzt ließ die Zange funkeln. „Ein
recht niedliches Instrument!" sagte Hartenstein, als hätte er
eine Mundharmonika vor sich. Der Zahnarzt fuhr nun mit
der Zange dem Hartenstein in den Mund. Hartenstein schielte
nach Fritz und verzog dabei sein Gesicht zu einem Ausdrucke
wahrer Wonne, ja er bemühte sich sogar, ein lustiges Lied an-
znstimmen. Fritz war von dem, was er sah, schier entwaffnet.
Plötzlich veränderte sich die Scene. Hartenstein nahm auf ein-

um Dir den Zahn, der Dir alle übrigen verdirbt, reißen zu lassen,
und zehn Male hattest Du immer Reue. Run ergriff ich in
Deinem Interesse die günstige Gelegenheit . . . und sieh' her,
wie der Zahn durch und durch porös ist!" — „Hol' Dich der
Teufel!" fuhr Hartenstein heraus. „Und die Blamage vor
meinem Buben! . . . Fritz! Wo ist denn der Kerl hinge-
kommen?" Fritz war auf und davon. Die gräßliche Art, wie
sich sein Vater während der freiwillig-unfreiwilligen Operation
geberdet hatte, scheint den Buben davon gejagt zu haben. Als
Hartenstein nach Hause kam, fand er Fritz schon dort. Das
Merkwürdige aber dabei war, daß Fritz äo facto von der
Stund' an keine Zahnschmerzen hatte. — „Siehst Du," sagte
Hartenstein salbungsvoll zu seinem Sohne, „siehst Tu, was ein
Vater nicht Alles für sein Kind thnt! Der Schreck über meinen
Schmerz hat Dich kurirt!" — „O Du bist ein gutes Vaterl!"
rief Fritz, und fiel dem Herrn Papa um den Hals. Und so
sei diese wahrhaftige Geschichte allen Zahnärzten und Vätern,
die ihre Kinder lieben, auf's Beste empfohlen.

_ Dr. Märzroth

(Sb ist die Welt.

„Es ist die Welt die ewig selbe.

Es ist der Mensch der ewig gleiche!"

Das sagte mir ein kluger Mann,

Der wandernd zog durch tausend Reiche.
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Werk/Gegenstand/Objekt

Titel

Titel/Objekt
"Gegen Zahnschmerzen"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Grafik

Inschrift/Wasserzeichen

Aufbewahrung/Standort

Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES

Objektbeschreibung

Maß-/Formatangaben

Auflage/Druckzustand

Werktitel/Werkverzeichnis

Herstellung/Entstehung

Entstehungsort (GND)
München

Auftrag

Publikation

Fund/Ausgrabung

Provenienz

Restaurierung

Sammlung Eingang

Ausstellung

Bearbeitung/Umgestaltung

Thema/Bildinhalt

Thema/Bildinhalt (GND)
Mann <Motiv>
Zange
Zahnarzt <Motiv>
Stuhl <Motiv>
Patient <Motiv>
Zahnärztliche Behandlung
Karikatur
Satirische Zeitschrift

Literaturangabe

Rechte am Objekt

Aufnahmen/Reproduktionen

Künstler/Urheber (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
Alle Rechte vorbehalten - Freier Zugang
Creditline
Fliegende Blätter, 55.1871, Nr. 1378, S. 191
 
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