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Muss, Ulrike; Bammer, Anton
Der Altar des Artemisions von Ephesos (Textband): Der Altar des Artemisions von Ephesos — Wien: Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften, 2001

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https://doi.org/10.11588/diglit.52040#0105
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Die Skulpturen

fundene männliche Kopf (Art. 65/o. Nr. - Kat.-Nr. 137); ein ebenfalls dort gefunderer Wolfs- oder Bärenkopf (Art. 72/2) ist vielleicht helle- 416'418
nistisch; bei dem einzigen plastischen Fund aus archaischer Zeit handelt es sich um ein kyprisches Kalksteinköpfchen (Art. 70/K6)* * 319. 415
Die beim Altar aufgefundenen Skulpturen wurden vom Ausgräber, Anton Bammer, bekanntgemacht320; auch Robert Fleischer beschäftigte
sich mit einigen von ihnen321; später untersuchte dann auch Andreas Linfert mehrere der freiplastischen Skulpturenfragmente aus der Altar-
grabung; ihn interessierte besonders ihr Verhältnis zu den columnae caelatae des Tempels322.
Die wenigen aufgefundenen Skulpturen bzw. -fragmente stehen leider in keinem Verhältnis zu dem, was man nach der Beschreibung Stra-
bons erwarten würde und was auch zu einer sehr frühen ersten Suche nach dem Altar bereits im Jahre 1895 durch O. Benndorf und C. Hu -
mann führte (s. o. S. 22 ff.).
ZUR AUSSTATTUNG DES ALTARES MIT RELIEF- UND FREIPLASTIK
Bei den Skulpturenfragmenten aus der Altargrabung fallen die enormen Größenunterschiede auf, die von leicht unterlebensgroß bis kolossal
reichen. Dagegen steht, daß offenbar alle im 4. Jh. entstanden sind, älter ist nur ein archaisches Kalksteinköpfchen, jünger ein vielleicht hel-
lenistischer Wolfs- oder Bärenkopf.
Die Figuren(fragmente) lassen sich in vier Größenkategorien unterteilen, wobei innerhalb der Gruppen leichte Größenschwankungen vor- 360
kommen können.
Bei den Figuren der Größe I handelt es sich um leicht unterlebensgroße Figuren; die Figuren der Größe II sind lebensgroß bis leicht überle-
bensgroß; die Figuren der Größe III sind deutlich überlebensgroß und etwa 3 m groß, die kolossalen Figuren der Größe IV sind ca. 4 m
groß323.
Auf der Basis der vorgestellten Größenverhältnisse der beim Altar gefundenen oder diesem zugewiesenen Skulpturen läßt sich eine Anbrin-
gung der Figuren am Altar, aber auch ihre Aufstellung im Hof des Altares oder an anderer Stelle im Artemision diskutieren.
Die Ausstattung mit Statuen oder statuenartigen Relieffiguren ist als eine Eigenheit der Hof- bzw. Säulenaltäre erkannt und für den Hellenis-
mus mit den Altären von Priene, Magnesia und Pergamon belegt324.
Dem Sockel des ephesischen Hofaltares zugewiesen wurde das Amazonenrelief (Größe I), die Pferdeskulpturen und der Wagenlenker (Größe
II) dem Dach als Akrotere. Skulpturen in den Intercolumnien waren bis heute nicht vorgesehen, lassen sich aber mit der Figur einer Tanzen-
den (Größe II) belegen.
Theoretisch ist es zwar auch möglich Figuren der Größe III und IV dem Altar zuzuweisen, wie aus den folgenden Aufstellungen hervorgeht, 379
für wahrscheinlicher halten wir aber eine Aufstellung dieser Skulpturen im Altarhof oder an anderer Stelle im Artemision.
Die theoretischen Möglichkeiten für eine Anbringung der Skulpturen in Zusammenmhang mit der Altararchitektur sind folgende:
I Seitenfronten aussen:
a. Figuren der Größe II
b. Figuren der Größe III
II Seitenfronten innen (Pteron):
a. Figuren der Größe I (Fries)
b. Figuren der Größe II
c. Figuren der Größe III
d. Figuren der Größe IV, teilweise von den Säulen verdeckt.
Bei einer angenommenen engeren Säulenstellung an den Seitenfronten hätte eine Figur der Größe III noch gerade zwischen zwei Säulen 482
Platz, eine Figur der Größe IV wäre teilweise von den Säulen verdeckt.
III Längsfronten aussen:
a. Figuren der Größe II
b. Figuren der Größe III
c. Figuren der Größe IV
Falls es an den äußeren Längsfronten einen Fries gab, so könnten diesem theoretisch Figuren der Größe I, also das Pferderelief Art. 66/35 und 368,378
vielleicht der Kopf Art. 72/36 angehören. Aufgrund der Innenecke kann die Friesplatte mit dem Amazonenrelief (F 1) außen nicht ange-
bracht werden.
IV Längsfront innen:
a. Figuren der Größe I (Fries)
Das Amazonenrelief gehört wahrscheinlich an die südöstliche oder nordöstliche Innenecke des Altares. Theoretisch reicht aber auch der
Platz an der nordwest- und südwest Ecke bei den dort vorspringenden Risaliten aus.

3,9 Zuletzt Rügler, 83 ff., 86.105,173 f, 177; Taf. 23.; zum Wolfs- oder Bärenkopf: A. Bam-
mer, IstMitt 23/24,1973/74 Taf. 8 (Art. 72/2); zum Kalksteinkopf: Brein, EPRO 116 ff.;
Taf. XLI.13; A. Bammer, AA 1972, Abb. 10 (Art. 70/K6).
320 AA 1968, 422 Abb. 37-40.
321 R. Fleischer, ÖJh 50 Beibl. 462ff.
322 Linfert, Kunstzentren 16 ff.

323 Diese Klassifizierung beansprucht keine Allgemeingültigkeit und bezieht sich aus-
schließlich auf die beim Altar gefundenen Skulpturen. Waywell, Sculptures 35 ff. be-
zeichnet bereits Figuren von ca. 2,70-3,00 m Höhe als kolossal.
324 Zur Ausstattung des Altares von Pergamon mit Freiplastik zuletzt W. Hoepfner, AA
1996,123ff. mit Abb. 5.

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