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Muss, Ulrike; Bammer, Anton
Der Altar des Artemisions von Ephesos (Textband): Der Altar des Artemisions von Ephesos — Wien: Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften, 2001

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https://doi.org/10.11588/diglit.52040#0117
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Die Skulpturen

Vergleicht man andere bewegte Figuren, wie z. B. die ,Atalante‘
aus Tegea404, so wirkt deren Bewegung ausgesprochen hölzern und
auch spröde, die Charakterisierung ihres Gewandes weist nichts
Vergleichbares auf. Die Bewegung der ephesischen Figur ist dage-
gen viel weicher und geschwungener. Akzentuierter wird dagegen
die Bewegung der skopasischen Mänade vorgetragen, deren Origi-
nal gewöhnlich um 340 v. Chr. datiert wird405 *. Der Stil des Gewan-
des der Altarfigur mit seiner weichen und teigigen Stoffstruktur
und den runden Faltenstegen findet sich auch bei den Figuren der
Säulentrommel Nr. 1211 vom Artemision im Britischen Museum,
hier besonders bei der Figur Nr. 5406.
Lit.:
Bammer, Proceedings 520 Taf. 156 Abb. 7; R. Fleischer, ÖJh 50
Beibl. 462 f. Abb. 42; Muss, Amazonenrelief Abb. 13,14.
UM
371 Art./o. Nr. Kat.-Nr. 134
Maße: H: ca. 43,0 cm; B: 37,5 cm
FO: Altargrabung der 60er Jahre
AO: Ephesos, Steindepot
Zustand:
Oberfläche stellenweise abgesplittert
Beschreibung:
Figur mit vorgestelltem rechtem Bein, Oberschenkel und Bauch-
partie sind erhalten. Ein Vergleich mit der Seitenansicht von Art. 68/
26 zeigt, daß die Bewegung bei dem Fragment akzentuierter vor-
getragen war und das Bein bereits weiter oben abgewinkelt war.
Auffällig ist nicht nur die offenbar gleiche Thematik der Darstel-
lung wie bei Art. 68/26, sondern auch die gleiche Bearbeitung der
Oberfläche mit eher breiten und teigigen Falten.
Unpubliziert
UM
373 Art. 67/40 Kat.-Nr. 135
Maße: H: 98 cm, B: ca. 92 cm
FO: Artemision, 16. 10.1967,13,70 m westlich der östlichen Hof-
innenkante des Altares und knapp nördlich der Rinne auf den
Schenkelansätzen stehend im Niveau h = - 0,40 m
AO: Ephesos, Steindepot
Zustand:
Oberfläche des erhaltenen Figurenausschnittes stark versintert und
von dunklen Einfleckungen übersät.
Beschreibung:
Fragment einer Figur von ursprünglich etwa 4 m Höhe.
Erhalten ist ein Ausschnitt der Oberschenkel, sonst sind alle Seiten
Bruchfläche. Das rechte Bein war Stand-, das linke Spielbein. Die
Unterseite zeigt die Schenkel in der Bruchfläche sowie einen Ge-
wandbausch mit teilweise bestoßenen Kanten, der hier endete.
Über den Oberschenkeln ist das Ende des Gewandes nicht erhal-
ten. An der Seite des linken, vorgestellten Beines finden sich Reste
einiger dickerer Falten. Über dem rechten Oberschenkel dagegen
liegt ein eher gleichmäßiges Faltensystem, auffällig ist eine tiefe
Schüsselfalte, die sich schräg zur Innenseite des rechten Ober-
schenkels zieht. Die Rückseite ist nicht erhalten.
A. Bammer interpretierte die Figur wegen der geglätteten Fläche
in der Untersicht zwischen den Schenkeln als kurzgewandet und

deutete sie als Amazone. Am ähnlichsten ist dem Gewandaufbau
unserer Figur derjenige der Amazone vom Typus Sciarra, der auch
auf dem Amazonenrelief wiedergegeben wird. Es ist allerdings im
4. Jh. auch möglich, daß es sich um eine kurzgewandete Artemis-
statue gehandelt hat.
In der rückwärtigen Bruchfläche ist der Rest eines großen Dübels
von etwa 9,5 cm Breite zu sehen. Die seitlichen Bruchränder des
Gewandes gehen über den Dübel hinaus. Hier wurde daher vorge-
schlagen, das Figurenfragment als Teilstück einer Statue zu verste-
hen.
Datierung:
Die wenigen erhaltenen Gewandfalten, die zudem noch arg beto-
ßen sind, lassen von der Art ihrer Bearbeitung her - auch im Ver-
gleich mit den columnae caelataea des Tempels - den Schluß zu,
daß unsere Figur im 4. Jh. v. Chr. entstanden ist.
Lit.:
A. Bammer, AA 1968, 422 Abb. 39; ders. RA 1976, 98 Abb. 9.
UM
Art. 66/34 Kat.-Nr. 136 417
Maße: H: 26,0 cm; L: 29,5 cm
FO: Artemision, 5. 10. 1966, 6 m nördlich der Achse, 2 Meter un-
ter Feldniveau, auf Quote 58
AO: Museum Selguk, Inv.-Nr. 1992
Zustand:
Oberfläche gelblich verfärbt und verwittert.
Beschreibung:
Fragment eines leicht überlebensgroßen Kopfes, Teile der linken
Gesichtshälfte mit Stirn, Auge, Wange bis zum Ohr sowie der
Nacken sind erhalten. Von der Gestaltung des Auges, der Stirn
und der Modellierung der Wangenpartie ist nur mehr sehr wenig
zu erahnen, da die Oberfläche zu stark verwittert ist. Besser erhal-
ten sind dagegen das Ohr und die Nackenpartie. Das Ohr weist ei-
nen tief gebohrten Gehörgang auf und ein sehr lang ausgezogenes
Ohrläppchen, welches für die Anbringung eines Ohrschmuckes
durchbohrt ist. Der obere Teil des Ohres wird überdeckt von in
breiten Wellen zurückgestrichenen Haaren, die am Hinterkopf
eine Nackenrolle gebildet haben müssen. Vom Oberkopf weg ge-
hen die gewellten Strähnen von einem zentralen Punkt aus und
laufen dann über eine , Kerbe1 zum Hinterkopf, wo das Haar eine
Nackenrolle bildet. Die Haare sind auf dem Oberkopf und zur
Bruchfläche hin nur noch summarisch ausgearbeitet. Die rück-
wärtige Bruchfläche ist eben und weist eine tiefe Kerbe auf. Ob-
wohl kein architektonischer Zusammenhang nachzuweisen ist,
könnte der Kopf aus einem Reliefzusammenhang stammen, wenn
man sich ihn als Profilkopf vorstellt. Zu den Altarreliefs kann er
nicht gehört haben, weil er für diese zu groß ist, es ist aber mög-
lich, daß er von den columnae caelatae des spätklassischen Tem-
pels stammt. Nur auf den Säulentrommeln Nr. 1206 und 1214
sind Köpfe erhalten. Diese sind zwischen 25 und 28 cm groß (ge-
messen vom Kinn bis zur Kalotte), auf den reliefierten Sockeln
haben sich keine Köpfe erhalten, die dort dargestellten Figuren
waren aber größer als die auf den Säulentrommeln, A. Rügler hat
für diese eine Größe von über 30 cm Höhe angenommen407, damit
kann der Kopf aus der Altargrabung nur zu einer reliefierten Säu-
lentrommel gehört haben.

404 A. F. Stewart, Skopas of Paros (1977); Griechische Plastik Taf. 239.
405 Griechische Plastik Taf. 239. Andere motivisch verwandte Figuren des 4. Jhs. wie
die Kalathiskostänzerinnen aus Delphi sind kaum vergleichbar, weil die Mädchen
hier an den Grund der Säule gebundenn sind. Sie erscheinen, obwohl sie Tanzende
sind, unbeweglich. In Wirklichkeit schweben sie. weil sie die Säule, auf der sie ste-

hen, nicht berühren. Die Bewegung der Falten entsteht nicht durch ihre Bewegung,
sondern wird durch ein von außen wirkendes Mittel erzeugt: den Wind. Borbein
207 ff.
406 Rügler Taf. 17.
407 Rügler 173f. mit Anm. 638.

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