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Gesellschaft für Vor- und Frühgeschichte in Württemberg und Hohenzollern [Hrsg.]; Württembergischer Altertumsverein [Hrsg.]; Württembergischer Anthropologischer Verein [Hrsg.]; Württembergischer Geschichts- und Altertumsverein [Hrsg.]
Fundberichte aus Schwaben — N.F. 1.1922

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Vorträge und Wanderungen in den Jahren 1917-1922
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https://doi.org/10.11588/diglit.43772#0018
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Aeltere Steinzeit.
I. Neckarkreis.
M u r r. Aus dem Hochterrassenschotter der Kiesgrube Gebrüder
Müller stammt ein Jurahornsteinbrocken, der als menschliches Werkzeug an-
gesprochen wurde. Das Stück ist jedoch stark abgerollt und in der Form
verwaschen. Vor weiteren Funden an derselben Stelle darf es nicht als
Beweis der Anwesenheit des Eiszeitmenschen im unteren Murrtal genommen
werden. AS. A 978 (Geschenk von Oberlehrer Klopf er-Stuttgart).
III. Jagstkreis.
Rosenstein. In den Jahren 1919—1921 untersuchte Sanitätsrat
Keller in Heubach die Höhlen am Rosenstein und fand in der „kleinen Scheuer“
jung- und spätpaläolithische, in der Dreieingangshöhle spätpaläolithische
Feuersteinwerkzeuge. Näheres siehe in Kellers Schrift: Rosensteins Ur-
geschichte, Verlag des Schwäb. Albvereins (1921).

Jüngere Steinzeit.
Zufallsfunde und Forschungen haben während der letzten Jahre, ins-
besondere seit Kriegsende, unsere Kenntnis der steinzeitlichen Besiedlung des
Landes in wichtigen Teilen bereichert. Mehr und mehr zeigt die Fundkarte
ein Bild überraschend hoher Siedlungs- und damit Volksdichte in dem frucht-
baren Dangen Feld und Strohgäu. Im Nordteil des Landes, der dem frucht-
baren Maingebiet benachbart ist und manchen von der Donau zum mittleren
Neckar und Rhein wandernden Volksteil gesehen hat, häufen sich auffallend
die Funde von Steinbeilen. Sichere Spuren von Wohnstätten sind aber noch
zu suchen. Ein Einzelfund von Gmünd und mehrere Beile aus dem Nordteil
des württembergischen Schwarzwaldes, dem Buntsandsteingebiet zwischen
Nagold und Enz zeigen, daß auch die steinzeitlichen Urwaldgebiete gelegent-
lich wohl von Jägern und Hirten betreten wurden. Bei jenen Steinbeilen ist
allerdings zu bedenken, daß das eine und andere von ihnen erst in ganz junger
Zeit aus abergläubischen Gründen in den Schwarzwald gebracht worden
sein kann.
Besonders eindrucksvoll und erfreulich ist es, zu sehen, wie dank dem
gesteigerten Torfabbau und erhöhter Aufmerksamkeit und Forscher arbeit im
lange etwas vernachlässigten Oberschwaben das Kulturbild der Steinzeit an
Form und Farbe gewinnt. Nicht nur sind im weiten Federseeried eine ganze An-
zahl Siedlungen zu der längst bekannten vom Staatsried getreten, es sind auch
mehrere Einbäume gefunden worden; ausgedehnte wissenschaftliche Grabungen
haben sogar große Teile von Steinzeitdörfern freilegen und den Aufbau der
Hütten und den Hausrat untersuchen können. So ist die vier bis fünf Jahr-
tausende alte, überraschend reiche Steinzeitkultur im eigenartigen stimmungs-
vollen Federseeried in kurzer Zeit wieder vor uns erstanden. Und schon
trifft Nachricht auf Nachricht ein von der Entdeckung weiterer Siedlungen
in anderen Mooren des Oberlandes.
 
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