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Furtwängler, Adolf
Kleine Schriften (Band 2) — München, 1913

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https://doi.org/10.11588/diglit.836#0370

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RÖMISCH-ÄGYPTISCHE BRONZEN

(BONNER JAHRBÜCHER HEFT 107
Tafel IV [= Tafel 38])

I. APIS

s gibt in den öffentlichen und privaten Sammlungen antiker Bronze- 37
Statuetten zerstreut eine ganze Anzahl von Figuren, welche einen
jungen Stier darstellen, und zwar in vollendetem Stile der griechisch-
römischen Epoche. Das kraftvolle jugendliche Tier ist im Schreiten gebildet
und es pflegt einer der Vorderfüße gehoben zu sein. Die ganze Haltung ist
stolz, der Kopf aufgerichtet; er pflegt etwas nach der einen Seite gewendet zu
sein. Die Hörner sind noch ganz kurz, um die Jugend des Tieres anzudeuten;
die Formen des Kopfes und ganzen Körpers sind überaus gedrungen und kraft-
voll ; die faltige Wamme, die vom Unterkiefer aus an Hals und Brust herabgeht,
ist sehr ausgebildet; der Nacken ist von mächtiger Gestalt. Zumeist ist der
Schweif gehoben, und sein Büschel liegt auf der einen Seite des Rückens. Das
Ganze bietet ein prächtiges Bild von stolzer Kraft.

Die beigefügte Tafel IV [Tafel 38] gibt ein gutes und charakteristisches
Exemplar dieses Typus wieder, das aus Griechenland stammt;1 andere sind in
Italien gefunden, allein der Typus kommt häufiger auch in den Donau- und
den Rheingegenden vor, wodurch seine Besprechung an diesem Orte gerecht-
fertigt wird.

Veranlaßt durch das hier abgebildete Exemplar bin ich dem Typus nach-
gegangen und habe zu meiner Überraschung bemerkt, daß eine Eigentümlich-
keit, die mir an diesem aufgefallen war, regelmäßig auch an den anderen Exem-
plaren wiederkehrte. Der Stier hat, wie die eine Ansicht auf unserer Tafel zeigt,
auf dem Nacken in der Mitte zwischen den Ohren, hinter dem die Hörner ver- 38
bindenden Wulste ein rundes Loch von 5 mm Durchmesser und 12 mm Tiefe,
also ein Loch für einen starken runden Zapfen.

1 In Privatsammlung in München [jetzt Frankfurt a. M.]; Höhe 0,085; Länge 0,095;
Vollguß. Das rechte Hörn ist abgebrochen. Die Unterteile der vier Beine und der größere
Teil des gehobenen Schweifes sind ergänzt, letzterer nicht ganz richtig; er sollte nicht
kreisförmig gebogen sein, was steif und nicht natürlich wirkt, sondern, wie andere Exem-
plare lehren, an denen dieser Teil alt ist, oben horizontal. An den Augen waren die
Pupillen aus glänzendem Materiale eingesetzt; sie sind jetzt ausgefallen.
 
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