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Gailhabaud, Jules; Kugler, Franz [Hrsg.]
Jules Gailhabaud's Denkmäler der Baukunst (Band 2): Denkmäler des Mittelalters, Erste bis fünfte Abtheilung — 1852

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https://doi.org/10.11588/diglit.3502#0035

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Die Basilika des b. Sabas in Rom.

Der h. Sabas war im Jahre 459 geboren und starb als Abt 531 im Anfang der Regierung Kaiser
Justinians; er hatte viele Klöster in Palästina gegründet. In Rom befindet sich ein Kloster, das nach
diesem Heiligen genannt wird; es ist sehr alten Ursprungs und wurde einst von griechischen Mönchen
von dem Orden des h. Husums bewohnt, was zu der Annahme berechtigt, dass es seine Stiftung Asiaten
verdankt. In geringer Entfernung von der Porta San Paolo wurde dieses Kloster an einem Orte erbaut,
der Lclla nova hiess; die heilige Sylvia, Mutter des h. Gregor des Grossen, hatte daselbst ihr Haus. Am
Ende des XVI Jahrhunderts baute Gregor XIII im Auftrage dieses Kloster und vereinigte es mit dem
deutschen Collegium.

Das Klostergebäude hat eine grosse Ausdehnung; eine Einfriedigungsmauer umgiebt es von allen
Seiten, vor dem Eingangsthor stehen zwei Säulen, die eine Vorhalle des Atriums bilden. Die Kirche ist
eine römische Basilika, deren Grundriss Fig. 1 unserer Bildtafel zeigt. Vor dem Eingange der Kirche
dehnt sich in der ganzen Breite derselben eine Vorhalle aus. Die Basilika ist dreischiffig; sieben Säulen
begrenzen an jeder Seite das Mittelschiff. Zwei kleine Kapellen aus neuerer Zeit schliessen sich den
Nebenschiffen an; unser Grundriss zeigt dieselben nicht, da sie nicht zum ursprünglichen Bau gehören.
Der Hauptaltar, der seinen Platz vor der Apsis hat, ist durch zwei kostbare Säulen geschmückt, die sich
mit vier anderen von demselben Durchmesser zur Decoration der Hinterwand des Mittelschiffs verbinden.
Zwei Thüren führen zu den Seiten des Altares in die Exedra und zu der halbkreisrunden Bank, die zum
Sitz für die Geistlichkeit bestimmt ist und ihren Platz an der runden Wand der Apsis gefunden hat.
Zwei kleine Treppen in der Nähe des Chores bringen in die enge Krypta (m. s. Fig. 4), die zum Theil
durch aufgerichtete grosse Marmortafeln gebildet wird, welche zugleich als Stützen derjenigen dienen, die
die Decke der Krypta bilden. Ein mit einem griechischen Kreuze (Fig. 6) verzierter Altar nimmt die
Hinterwand dieser Krypta ein.

Der Facade CFig. 2), die auf unserer Bildtafel ausserhalb der Ringmauer des Klosters genommen ist,
geht die Vorhalle des Atriums voraus. Diese Vorhalle wird durch zwei Granitsäulen mit ionischen Capi-
tellen gebildet; letztere — die Capitelle — wenden ihre Seiten, die sogenannten Polster, nach vorn, was
ganz der Richtung der ihnen aufgelegten Epistylien gemäss ist. ) Kräftige Pilaster von weissem Marmor,
die sich mit der Ringmauer des Vorhofes verbinden, nehmen hinter den Säulen die starken marmornen
Epistylien auf, welche letztere an ihrer Stirn in Consolenform endigen. Diese Epistylien tragen ein aus
Ziegeln construirtes Tonnengewölbe, die Decke der Vorhalle. Das Eingangsthor in das Atrium oder in
den Vorhof der Kirche ist wagerecht geschlossen; auf der halbkreisförmigen Mauer über dem Thore ist
der h. Sabas und ihm zur Seite der Apostel Andreas gemalt. Eine Archivolte mit einer musivischen
Verzierung (Fig. 5) umgiebt dies Gemälde; an dem Schlüsse der Archivolte ist ein agnus dei gemeisselt.
Die Facade der Kirche selber zeigt in ihrem unteren Theile eine Halle, deren Decke an der Westseite
durch sechs viereckige Pfeiler — die Eckpfeiler nicht mitgerechnet — getragen wird. Die Ecken oder
Kanten dieser Pfeiler sind gebrochen oder abgefaset, wie man in der technischen Sprache sich ausdrückt.
Sie tragen starke marmorne Architrave, auf dem ein Stockwerk ruht, das durch fünf kleine Fenster
erleuchtet wird, üeber demselben befindet sich eine Loggia oder offene Galerie, die den Mönchen zum
Spazierengehen und zum Genuss der herrlichen Aussicht dient, die man von dort nach dem Aventin und
einem Theil Roms und seiner Umgegend hat. Die Halbkreisbogen dieser Loggia werden durch marmorne
kleine dorische Säulen getragen. Ueber das Dach der Loggia erhebt sich noch der Giebel des Mittel-
schiffs der Kirche, der ein rundes Fenster zeigt. Die Seitenfacade der Kirche bietet nichts Merkwürdiges,
wohl aber die Hinterfacade CFig. 3); hier zeigt die Hinterwand der Loggia dicht unter der Traufe den
sogenannten Bogenfries aus Backsteinen gebildet, eine an römischen Bauten sehr seltene Verzierung, die
Oberitalien und der Lombardei eigenthümlich ist und sich von dort nach Deutschland verbreitet hat, wo
sie zu einer characteristischen Decoration des romanischen Styles wird. Diese Verzierung lässt vermuthen,
dass die Westfacade der Basilika des h. Sabas im Mittelalter neu gebaut oder wenigstens restaurirt wurde;
denn sie reicht nicht in die alte christliche Zeit des römischen Basilikenbaues hinauf.

Aus der Vorhalle der Kirche tritt man durch eine mit einer marmornen aber unverzierten Einfassung
versehenen Thür in das Innere derselben selber ein. Dasselbe gewährt einen ernsten Anblick; die
Säulen, die das Mittelschiff begrenzen, sind antik und von parischem Marmor oder von Granit, und
haben grösstentheils ionische Capitelle; einige Säulen haben auch korinthische Capitelle, die wie

•) Der Verfasser des französischen Textes, Herr Albert Letwir hält diese Stellung der Capitelle aus Unkunde für eine

Seltsamkeit. Tj- L,

ßenknnücr der Baukunst. CXXV. Lieferung.
 
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