Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Gailhabaud, Jules; Kugler, Franz [Hrsg.]
Jules Gailhabaud's Denkmäler der Baukunst (Band 2): Denkmäler des Mittelalters, Erste bis fünfte Abtheilung — 1852

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.3502#0067

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Die Moschee zu Cordova.

(Der Text nach Girault de Prangey und Jules Gailhabavd.)

Von allen Monumenten, die einst zu Cordova unter der Herrschaft der Araber errichtet worden, sind
wenige den Verheerungen der Zeit und dem Vandalismus der Menschen entgangen. Muss man aber auch
den Verlust der untergegangenen bedauern, die uns den Charakter und die orientalische Pracht ihrer
Architektur vollkommen zeigen würden, so hat doch nur eine kleine Zahl derselben die Zeiten überdauert,
und liefert uns noch heute, wiewohl verstümmelt oder entstellt, einige interessante Blätter eines der merk-
würdigsten Capitel aus der Geschichte der Kunst. Zu ihnen gehört die grosse Moschee, deren Geschichte
und Beschreibung wir hier versuchen wollen. Wir werden hierbei die besten Schriftsteller benutzen, und
einen kurzen Auszug aus den zahlreichen und gelehrten Arbeiten geben, die bis heut durch die Mitglieder
der Acadeniie des Heiligen Ferdinands, Murphy, Alex, de la Borde, Cean Bermudes, veröffentlicht worden
sind, besonders aber des gelehrten und kritischen Girault de Prangey, welcher der Geschichte der
arabischen Kunst und diesem Bauwerke ganz insbesondere ein grosses Studium zugewendet hat.

Als die Araber sich Spaniens bemächtigten, standen noch, trotz der durch den Einbruch der Barbaren
verursachten Verwüstungen, zahlreiche römische Denkmäler zu Merida, Tarragona, Toledo, Sagunt, Italica
u. s. w.; diese grossartigen Bauwerke machten einen solchen Eindruck auf diese Eroberer, dass die Historiker
derselben mit einer gewissen Naivetät erzählen, mit welchem Erstaunen die Araber bei dem Anblick jener
Denkmäler, besonders der Brücken und Wasserleitungen, die sie für Werke von Geisterhand hielten,
erfüllt wurden. Als später Abdurrhaman, der Gründer des Ommajadischen Khalifats von Cordova (755—787),
nach Merida kam, war auch er so verwundert über die Pracht der dort von den Römern erbauten Palläste,
dass er wohl damals den Gedanken fasste, auch solche Bauwerke zu errichten; denn kurze Zeit darauf,
im Jahre 786, Hess er den Bau der berühmten Moschee von Cordova anfangen, des ältesten arabischen
Bauwerkes Spaniens. Seine Absicht war, dem Gott, der seine Waffen beschützt hatte, einen Tempel zu
weihen, der die Moscheen von Damascus, Bagdad und Jerusalem noch überträfe und den Namen des
Gründers auf die Nachwelt brächte: er sollte das für den Westen sein, was Mekka im Osten für die
Verehrung der Gläubigen wäre, ein Ort, wohin die zahlreichen Bekenner des Islam pilgern sollten.

Die Historiker behaupten, dass das Monument des Abdurrhaman auf der Stelle eines alten Tempels
des Janus erbauet worden sei, und dass dieser Tempel selbst zur Zeit der Gothen einer christlichen Kirche
gewichen sei, zu deren Bau sehr wahrscheinlich ein grosser Theil der antiken Materialien verbraucht
wurde, deren sich später die Araber wieder bei der Errichtung ihrer Moschee bedienten. Die Untersuchung
dieses Monumentes dürfte diese Meinung bestätigen, denn wie die meisten alten religiösen Monumente des
Islam, so ist auch die Moschee von Cordova in der That aus einer grossen Menge römischer Trümmer
erbaut, welche vielleicht an Ort und Stelle gefunden oder aus verschiedenen Gegenden des Khalifats
herbeigeschafft worden waren.

Abdurrhaman, sagt man, entwarf selbst den Plan seiner Moschee, und man fügt hinzu, er habe daran
mit eigenen Händen täglich eine Stunde gearbeitet. Indessen war er, wie grosse Thätigkeit man auch
auf den Bau verwandte, doch nicht so glücklich, die Vollendung desselben zu erleben; er starb im Jahre 787
und hinterliess seinen Nachfolgern die Sorge, das Werk zu vollenden. Diese scheuten auch keinen Auf-
wand, um die Ideen des frommen Gründers auszuführen. Beschäm, sein Sohn (787—796), führte anfangs
die von seinem Vater unvollendet gelassenen Arbeiten weiter; und als darauf ein Sieg seine kriegerischen
Unternehmungen im Norden und Osten Spaniens krönte, widmete er ein Fünftel seines Antheils an der
Beute der Vergvösserung und Vollendung des Gebäudes.

Man muss bis auf die lange und friedliche Regierung Abdurrhamans III. (912 — 961) gehen, um neue
Arbeiten an der Moschee von Cordova erwähnen zu können. Zwei Jahre nach dem Empfange der glän-
zenden Gesandtschaft des griechischen Kaisers Constantinus Porphyrogennetes *) Hess dieser Khalif den
alten Thurm niederreissen und durch einen neuen ersetzen, der in einem Zeitraum von dreizehn Monaten
vollendet ward. Aber dieser Bau war nur ein Vorläufer anderer bedeutenderer Arbeiten; nach einem
«■lücklichen Kriege in Afrika wandte Abdurrhaman den Gewinn des Sieges auf die Verschönerung und
tuszierun«- des Hofes, welcher der Moschee oder Djama vorliegt.

*) Seit dem Jahre 820 fingen diese glänzenden Gesandtschaften an, diese wechselseitigen Sendungen von Gelehrten und
Künstlern, die bald von Byzanz nach Cordova, bald von dem Hof der spanischen Khalifen nach dem der griechischen
Kaiser berufen wurden. Aber unter Abdurrhaman HL wurde dieser wechselseitige Verkehr beider Höfe so lebhaft, als er
nie zuvor gewesen war, und bald sah man, nach dem Berichte der arabischen und christlichen Geschichtschreiber, zu
Cordova die stolze Pracht von Byzanz herrschen, dem Mittelpunkte, wohin die Künste ihre Zuflucht genommen zu haben
schienen. Girault de Prangey, Essai sur I'architecture des Arabes, p. 50.

Denkmäler der Baukunst. X., XX. und LI. Lieferung. 9JWd)ff s" eortoua. 1.
 
Annotationen