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Gailhabaud, Jules; Kugler, Franz [Hrsg.]
Jules Gailhabaud's Denkmäler der Baukunst (Band 2): Denkmäler des Mittelalters, Erste bis fünfte Abtheilung — 1852

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https://doi.org/10.11588/diglit.3502#0219

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Die AMeiHrche von Maurmoutier.

In einei nahe den Vogesen liegenden Thale, an der Strasse, die heute von Wasselonne nach Saverne
führt, wurdeim sechsten Jahrhundert das älteste Kloster des Elsasses gegründet. Der heilige Leobard,
ein frommer iolländer und Schüler des h. Columban, gründete dasselbe, das damals unter dem bescheidenen
Namen der cdula Saudi Leobardi bekannt war. Childebert II beschenkte dieses Kloster mit einer Domaine,
die den Namn Marche d'Aquilee führte und noch heute ihren Namen Marche behalten hat. Der Abt
Maurus, der h Jahre 724 vom Könige Dietrich IV die Bestätigung der Privilegien des Klosters erhielt,
wird als zweer Gründer des Klosters angesehen; er vermehrte die Zahl der Mönche und stellte die
durch Feuer otjr Alter zerstörten Gebäulichkeiten des Klosters wieder her. Von ihm erhielt die Abtei den
Namen Maurmcitier. Im Jahre 827 zerstörte ein Brand sämmtliche Klostergebäude, die Kirche und die
Archive: der A>t Celsus, der die Kosten des Wiederaufbaues nicht aufbringen konnte, sprach deshalb
den König Lud/ig an, der das Kloster der Jurisdiction seines Bruders Drogo, Bischofs von Metz, unter-
warf und denselen beauftragte für den Wiederaufbau des Klosters Sorge zu tragen. Drogo griff denselben
mit Thätigkeit a, und im Jahre 833 übertrug man in die Kirche den Leib des heiligen Coelestus und
den des heiligen Autor, des zweiten und dritten Bischofs von Metz. Die Chronik Strassburgs spricht
von einer neuen Veihung der Kirche, die im Jahre 971 durch den Erzbischof Erchambald vorgenommen
worden sei. Dies»r letzteren Periode muss man die Westfacade der Kirche zuschreiben."") Ihre Archi-
tectur verräth einhohes Alterthum, nach der localen Tradition würde sie selbst ein Ueberbleibsel des
ersten Baues sein. Diese Westfacade hat wenige und sehr kleine Fenster, sie wird durch wenig vor-
springende Mauersteifen in Felder getheilt, die oben durch sogenannte Bogenfriese abgegränzt sind. Eine
merkwürdige Halle von drei Halbkreisarcaden öffnet sich zuunterst, diese Halbkreisbogen werden von
zwei einfachen Säuln mit Würfelcapitellen von sorgfältiger Arbeit getragen. Im Innern der Halle werden
die Halbkreisbogen - Jurte von ähnlichen Säulen getragen, die aber ein wenig höher sind und weniger
reich verzierte Capiyie haben. Das Schiff scheint im dreizehnten Jahrhundert neu gebaut zu sein;
alle Bogen sind Spitzbogen und werden von gothischen Pfeilern getragen, deren Capitelle mit Laubwerk
und Menschengesichtern verziert sind. Das Chor ist im achtzehnten Jahrhundert in einem dem Mittelalter
schlecht nachgeahmten Style neu erbaut worden.

Das Kloster, das mit seinen mächtigen Nachbaren oft im Streite lag, wurde bald auf einen kläglichen
Zustand gebracht; im Anfange des sechszehnten Jahrhunderts war es fast wüst und verlassen, und man
vereinigte es 1517 mit der Benedictiner-Abtei Bursfelden. Im Bauernkriege wurde es zerstört und mit
Mühe durch den Abt Kiegel und durch die Protection der Bischöfe von Strassburg wieder hergestellt.
Im Jahre 1617 wurde es zur Diöcese gemacht, in die Congregation der Abteien des Benedictiner-Ordens
aufgenommen, und 1704 erhielt es nach der Vereinigung des Elsasses mit Frankreich einen Theil seiner
bedeutenden Güter wieder zurück.

*) Wir sind nicht geneigt, diesem Westtheile der Kirche ein so hohes Älter anzuweisen; dem Style nach kann derselbe
frühestens dem Ende des XI oder der ersten Hälfte des XII Jahrhunderts angehören. Ty. L.

Literatur.

Schweighaeuser, J. G-, Antiquität de l'Alsace, ou chateaux, t-güses et atitres monuments des departements da Haut- et Baa-Rhin. Müblhauaen und Paria, 1825~28. Fol.

Denkmäler der Baukunst. XCV. Lieferung.
 
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