ALFRED EINSTEIN
104
in den Wandbildern des Winterthurer Museums, reicht die Lyrik nicht,
um die Tapete zu verdecken.
Der Kreis um Bonnard hat sich in den dreißig Jahren nur um einen
Künstler vergrößert, unseren Landsmann Erich Klossowski. Bonnard half
ihm, sich von Delacroix zu lösen. Klossowski hat wesentliche Teile der
Empfindung mit Bonnard gemein. Seine Lyrik verläßt ungern den Kreis
überlieferter Legenden, die ihm Heimat bedeuten. Die Empfindsamkeit
Bonnards entfernt sich immer weiter von der Legende und behilft sich
mit einem hochentwickelten Sensualismus. Die gleiche Empfindsamkeit
könnte einem weniger spiellustigen Deutschen, dem das Milieu fehlt, die
Produktion unterbinden. Diesen Gefahren des Malers begegnet die unver-
wüstliche Lyrik Klossowskis. Sie erlaubte ihm, sich im entscheidenden
Moment von dem Franzosen zu trennen und eine Abhängigkeit, die ihn
nicht drückte, zu überwinden. Klossowski rettet die Dichtung. Er ist der
einzige Deutsche, dem der Krieg den Traum nicht zerstört, sondern ge-
stärkt hat.
HEINRICH SCHÜTZ
VON
ALFBED EINSTEIN
Heinrich Schütz war gebohren an. 1585 den 8ten Octoh. zu Kösteritz, einem an der Elster
im Voigtlande liegenden Flecklein, zog mit seinem Vater, Christoph Schützen, an. 15g i
nach Weissenfels, woselbst der Groß-Vater, Albrecht Schütz, Raths-Cämmerer damahls
gestorben war, und Güter hinterlassen hatte. Sein Vater ist nachgehends Bürgermeister
in Weissenfels geworden; er aber ist an. i5pg den 20ten Augusti, wegen seiner feinen
Stimme, an Landgraf Moritzens von Hessen-Cassel Hof gekommen, und daselbst unter
Grafen, vornehmen von Adel, und andern tapffern ingeniis, zu allerhand Sprachen, Künsten
und Exercitiis angeführt worden. An. 1607 ist er mit seinem Bruder, Georgio, und seines
Vaters Brudern Sohne, Henrico, auf erhaltene permission, nach Marpurg auf die Univer-
sität gezogen, hat daselbst das Studium juris excoliret, und in weniger Zeit durch eine Dispu-
tation, de Legatis, erwiesen, daß er seine Zeit nicht übel angewendet habe. Als an. 1609
104
in den Wandbildern des Winterthurer Museums, reicht die Lyrik nicht,
um die Tapete zu verdecken.
Der Kreis um Bonnard hat sich in den dreißig Jahren nur um einen
Künstler vergrößert, unseren Landsmann Erich Klossowski. Bonnard half
ihm, sich von Delacroix zu lösen. Klossowski hat wesentliche Teile der
Empfindung mit Bonnard gemein. Seine Lyrik verläßt ungern den Kreis
überlieferter Legenden, die ihm Heimat bedeuten. Die Empfindsamkeit
Bonnards entfernt sich immer weiter von der Legende und behilft sich
mit einem hochentwickelten Sensualismus. Die gleiche Empfindsamkeit
könnte einem weniger spiellustigen Deutschen, dem das Milieu fehlt, die
Produktion unterbinden. Diesen Gefahren des Malers begegnet die unver-
wüstliche Lyrik Klossowskis. Sie erlaubte ihm, sich im entscheidenden
Moment von dem Franzosen zu trennen und eine Abhängigkeit, die ihn
nicht drückte, zu überwinden. Klossowski rettet die Dichtung. Er ist der
einzige Deutsche, dem der Krieg den Traum nicht zerstört, sondern ge-
stärkt hat.
HEINRICH SCHÜTZ
VON
ALFBED EINSTEIN
Heinrich Schütz war gebohren an. 1585 den 8ten Octoh. zu Kösteritz, einem an der Elster
im Voigtlande liegenden Flecklein, zog mit seinem Vater, Christoph Schützen, an. 15g i
nach Weissenfels, woselbst der Groß-Vater, Albrecht Schütz, Raths-Cämmerer damahls
gestorben war, und Güter hinterlassen hatte. Sein Vater ist nachgehends Bürgermeister
in Weissenfels geworden; er aber ist an. i5pg den 20ten Augusti, wegen seiner feinen
Stimme, an Landgraf Moritzens von Hessen-Cassel Hof gekommen, und daselbst unter
Grafen, vornehmen von Adel, und andern tapffern ingeniis, zu allerhand Sprachen, Künsten
und Exercitiis angeführt worden. An. 1607 ist er mit seinem Bruder, Georgio, und seines
Vaters Brudern Sohne, Henrico, auf erhaltene permission, nach Marpurg auf die Univer-
sität gezogen, hat daselbst das Studium juris excoliret, und in weniger Zeit durch eine Dispu-
tation, de Legatis, erwiesen, daß er seine Zeit nicht übel angewendet habe. Als an. 1609