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Marées-Gesellschaft [Hrsg.]
Ganymed: Blätter der Marées-Gesellschaft — 5.1925

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Preetorius, Emil: Gedanken zum illustrierten Buch: Vortrag, gehalten zur Begründung der Gesellschaft der Münchener Bücherfreunde
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https://doi.org/10.11588/diglit.53469#0267

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EMIL PREETORIUS

GEDANKEN ZUM ILLUSTRIERTEN RUCH
VON
EMIL PREETORIUS
VORTRAG, GEHALTEN ZÜR BEGRÜNDUNG
DER GESELLSCHAFT
DER MÜNCHENER BÜCHERFREUNDE
ch möchte Ihnen zunächst eine Enttäuschung ersparen. Wenn ich von einigen Gedanken
sprechen will, die mir bei der Beschäftigung mit dem illustrierten Buche gekommen
sind,so heißt das: daß nur ein kleiner Teil dessen, was ich zu sagen habe, das illustrierte
Buch selbst behandelt. Zum größeren Teile sind es zwei Betrachtungen, die ich Ihnen in
gedrängter Kürze und in knapper Zusammenfassung gerade nur andeuten will; denn sie
gründlich zu behandeln und eingehend zu unterlegen, wäre wohl der Vorwurf einer sehr
umfänglichen Arbeit. Scheint es Ihnen nun, daß diese Betrachtungen weder miteinander
noch mit dem illustrierten Buche in einem eigentlichen Zusammenhang stehen, so sind
doch mir, gerade als ich mich mit seinem Problem befaßte, diese beiden Aspekte wie von
selbst gekommen: die verschiedenen Arten der Illustration haben mir wie in einer Linse
gesammelt einen großen durchgehenden Gegensatz in aller Kunstgestaltung erkenntlich
gemacht, und der Tiefstand der heutigen Illustration, der im umgekehrten Verhältnis zu
stehen scheint zu der Vehemenz ihrer Produktion und der sich in der Unfähigkeit unserer
bildenden Kunst äußert, etwas anderes als nur sich selber auszudrücken, deutlicher, sich
in einen größeren Zusammenhang dienend einzufügen: der hat mich zu dem Überblick
geführt, den ich zum Schluß andeute. Ihnen als Bücherfreunden sei es also zu meiner Ent-
schuldigung gesagt: für mich steht das angesagte Thema in einer direkten Beziehung zu
dem, was ich vorbringe, und dadurch auch zueinander. Ich hoffe, daß Sie es trotz der stief-
mütterlichen Behandlung des illustrierten Buches und trotz der abschweifigen Perspek-
tiven interessieren wird.
Ein Buch zu illustrieren und eine Szene bildnerisch zu gestalten, sind in ihrem wesent-
lichen Problem verwandte Aufgaben. Denn hier wie dort handelt es sich für den bildenden
Künstler darum, das innere dramatische Erleben, das der Dichter in dem Leser oder Be-
schauer erregen will, durch ein sinnenhaftes, ein Augenerlebnis zu ergänzen. Jenes verläuft
in einem zeitlichen Nacheinander,dieses aber ist ein Räumlich-Gleichzeitiges: so gilt es,
 
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