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Marées-Gesellschaft [Hrsg.]
Ganymed: Blätter der Marées-Gesellschaft — 5.1925

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Paralipomena
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Piper, Reinhard: Ein Besuch bei Oberländer: (Tagebuchblatt aus dem Sommer 1915)
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Hausenstein, Wilhelm: Peter Halm
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https://doi.org/10.11588/diglit.53469#0353

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WILHELM HAUSENSTEIN/PETER HALMf

ÜZ
Als ich auf dem Heimweg schon beim Obelisk war, kam mir plötzlich mein Strohhut
etwas ungewohnt vor. Richtig, es war der Strohhut Oberländers. Auf seinem Grund war
ein goldenes 0 befestigt. Schnell lief ich nochmal zurück. Oberländersche Einfälle sind
mir aber leider unter dem Hut nicht gekommen . . .
Das ist alles nichts Bedeutendes, und Oberländer ist auch sicher nicht der Mann der
großen Worte. Er ist leise und bedächtig. Was er über Welt und Leben gedacht hat,
steht in seinen vielen hundert Zeichnungen für den, der zu lesen versteht.

PETER HALM-*-
I
VON
WILHELM HAUSENSTEIN
Peter Halm, der bekannte Münchner Radierer, ist am 25. Januar 1928 in Gern vor Mün-
chen gestorben — in einem Augenblick, da gerade die Graphische Sammlung in Mün-
chen (für die er als Mitglied der Ankaufskommission durch zwanzig Jahre hin tätig ge-
wesen war) in einer Kollektivausstellung von großem Umfang sein Lebenswerk darzu-
stellen angefangen hatte. Der Künstler hat in langen Jahren seinen Ruhm genossen. Aber
diese Ausstellung wäre nun wohl der Augenblick der allgemeinsten Huldigung geworden.
Wir Jüngeren würden glücklich gewesen sein, dem alten Mann unsere künstlerische und
menschliche Ehrerbietung zu erzeigen; wir beklagten es, daß wir unseren Tribut nun
einem Toten darbringen mußten, wo wir gehofft hatten, einen Lebenden zu erfreuen.
Die Radierung Halms gehört zu den erstaunlichsten graphischen Leistungen der letzten
zwei Menschenalter. Will man den Künstler (ungefähr und unzulänglich) aus der Kate-
gorie heraus charakterisieren, so wäre zu sagen: der 1854 Geborene — ein Mainzer Kind,
das mit dem Zeichnen von Vignetten im Geschmack des Rokoko für eine Mainzer Druk-
kerei begann — stehe etwa mit dem älteren William Unger, dem Radierer des Frans Hals,
mit Hecht, dem Radierer Murillos, des Rubens, auch Lenbachs und Böcklins, mit Köpping,
der nach Hals und Rembrandt radierte, in einer Region. (In Frankreich haben die äqui-
valenten Kräfte Gaillard und Jacquemart geheißen.)
Damit ist allerdings auch ein Schwerpunkt, vielleicht der Schwerpunkt der Graphik
Halms angedeutet: ist sie den alten Meistern zugekehrt. Das Verhältnis ist doppelt: der
Künstler lebte ganz und gar im Bann der alten Meister, und zwar derjenigen unter den
 
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