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Marées-Gesellschaft [Hrsg.]
Ganymed: Blätter der Marées-Gesellschaft — 5.1925

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Paralipomena
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Baeumler, Alfred: Hildebrand als Zeichner
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Paquet, Alfons: Frankfurt: ein anachronistisches Bild
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https://doi.org/10.11588/diglit.53469#0359

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ALFONS PAQUET/FRANKFURT

22 I

Plastiker ein reizendes Naturmotiv, etwa ein schlafendes Kind, um seiner selbst willen mit
dem Stift festzuhalten nicht verschmäht. Daß er Porträts zeichnet, die den Besonderheiten
des Vorbilds mit der Treue eines alten Meisters folgen. Oder daß er einer humoristischen
Laune, der dekorativen Vorstellung einer Gruppe, einem originellen malerischen Einfall
bereitwillig nachgeht. Freilich liegt in diesen Dingen nicht das Wesentliche Hildebrands.
Das bewegliche, naive Weltverhältnis jedoch, das darin sich ausspricht, bleibt immer eine
richtige Voraussetzung seiner Produktion. Im Mittelpunkt aber steht die Zeichnung als
methodisches Mittel der plastischen Schöpfung. Über den Schaffensprozeß des Bildhauers
geben die nicht nur äußerlich das Zentrum der Auswahl einnehmenden Entwürfe zu
Figuren und Reliefs eindrucksvoll Aufschluß. Man erkennt deutlich und klar, daß die
Zeichnung für diesen Künstler kein Nebenwerk gewesen ist, sondern integrierender Be-
standteil des Vorgangs der plastischen Gestaltung selbst.
Einer oberflächlich analysierenden Betrachtung würde es vielleicht nicht schwer fallen,
bei manchem dieser Blätter eine kunstgeschichtliche Anregung zu nennen. Gerade auf
ihren historischen Gehalt hin geprüft, erweisen jedoch die Zeichnungen Hildebrands ihre
persönliche Originalität. Seine Hand ist unverkennbar: Unmittelbarkeit und Wärme der
vorstellenden Phantasie schließen sich hier mit einem gebildeten Geschmack und einer
souveränen Herrschaft über die Form zu einem durchaus einmaligen und unauflöslichen
Ganzen zusammen.

FRANKFURT
EIN ANACHRONISTISCHES BILD
VON
ALFONS PAQUET
I
Der Umriß dieser Stadt ist gedrungen, weithinwirkend,in Luft und Wasser prächtig
abgesetzt. Seit fünf Jahrhunderten ist Frankfurt unter den Städten Deutschlands an
Umfang immer die siebente gewesen, zugleich aber auch in diesem Rang die beständigste
im Unbestand und Wechsel der andern. Ist sie die heimliche Hauptstadt Deutschlands,
seine Mitte im philosophischen Sinn, goldene Ader, Mediocritas im politischen Glück und
Unglück? Diese Stadt war, was sie als Verkehrsstadt heute ist, schon vor einem Jahrtausend;
sie ist, in sichtbaren und unsichtbaren Dingen, unter den motivierten Städten Europas
eine der motiviertesten. Es gibt ein anderes Frankfurt im Osten Deutschlands, es gibt in
 
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