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Die Gartenkunst — 8.1906

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Heicke, C.: Rückblick auf die Darmstädter Ausstellung
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https://doi.org/10.11588/diglit.22778#0024

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11

DIE GARTENKUNST

VIII, 1

„ . . . Man erfend die Landsohaftsgartnerei, diese grofse
Irrung, diesen schlimmsten Naturalismus. Dieser wilde
Spröfsling am Baum der Kunst mufs abgeschnitten
werden; er ist grofs geworden und hat sich selbst als Baum
gedünkt, als man in der Kunst alle Begriffe verwechselte. Er
ist ein Profiteur, der auf Kosten und zum Schaden seines un-
freiwilligen Nährbodens lebt, wie es unsere sogenannte Bau-
kunst getan hat usw."

Im „Kunstgewerbeblatt", Verlag B. A. Seemann,
Leipzig und zwar im Novemberheft 1905 äu Isert sich

Nicht so der Hausgarton! Um ihn wieder zu heben,
hält er die Anknüpfung an Gewesenes und Fremdes nicht
für richtig. Er fürchtet, dafs man dabei leicht wieder zur
Schablone und Modo gelangt. Brauchbare Anregungen
soll man annehmen, aber immer den Unterschied zwischen
einst und heute, zwischen deutscher und englischer
Lebensweise usw. berücksichtigen. Er warnt vor Nach-
äfferei und Verflachung und hält nichts von sentimental-
romantischer Backf'isch-Biedermeiorei!

Aus Henkels Ausstellungsgarten (4).

Otto Bernhardt, Darmstadt, in sachlicher und be-
achtenswerter Weise über Gartenkunst.

Er bringt zunächst einen guten Überblick über die ge-
schichtliche Entwickelnng und würdigt die Vorzüge und
Schwächen der historischem Gartenstile. Er stellt den
regelmäfsigen Gartenformen, die er als „romanische" be-
zeichnet, den dem ausgeprägten Naturgefühl der Deutschen
entsprungenen landschaftlichen Stil als den „germa-
nischen" gegenüber, eine Unterscheidung die uns sehr
gut gefällt.

Er geht dann den Schwächen des letzteren unnach-
sichtlich zu Leibe, erkennt dagegen an, dafs die grofsen
landschaftlichen^ Schöpfungen Pücklers und Skells auch
unter der Sonde s charfer Kritik bestehen können und
gibt zu, dafs unsere Parkanlagen im allgemeinen be-
friedigen können.

Olbrichs Gärten Iii Est er als Ropräsentationsgärten
gelten, sie können ihm aber nicht als Beispiel und An-
regung für Hausgärten dienen.

Sehr interessant ist, was er auf die wiederholt auf-
geworfene Präge: „Warum denn alles viereckig, ab-
gezirkelt?" antwortet! Er sagt:

„dafs es nicht die Viereckform ist, die wir wollen, dafs
die uns im Grunde ganz gleichgültig ist, dafs das, was wir er-
streben Harmonie und Rhythmus ist, dals wir also an sich gar
nichts gegen die runde und ovale Form und gegen eine un-
symmetrische Anordnung haben, dafs wir sie nur für schwerer
halten" und es daher klüger finden, mit dem Leichten
anzufangen!"

Vielleicht bildet dieses Zugeständnis die Brücke, über
die hinüber der Weg zu einer Verständigung zwischen
der architektonischen und landschaftlichen Richtung führt.
 
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