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Die Gartenkunst — 8.1906

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DIE GARTENKUNST VIII, 5

bisher im Verein mit dem Städtebauer und Architekten an der
Verschönerung des Stadtbildes arbeiten mufs.

Wie in dem ersten Teil des Vortrages, so wurden auch in
diesem durch reichliches zeichnerisches und Bildermaterial die
Ausführungen des Vortragenden unterstützt und anschaulicher
gemacht.

Baukunst und Gartenkunst in ihrem gegenseitigen Ver-
hältnis schilderte ein Vortrag des Garteningenieurs Lesser-
Zehlendorf im Verein zur Beförderung des Gartenbaues in
dessen Monatsversammlung am 3. April d. J. im Saalbau des
Landesausstellungsparks zu Berlin. Im Hausbau hat sich ja in
den letzten Jahrzehnten vieles gebessert, arg aber steht es
noch immer mit dem Gartenbau. Entweder man erinnert sich
erst nach Beendigung des Hausbaues des Gartens; für wenig
Geld muss dann der Gärtner einen „Alltagsgarten" errichten;
auf hundert Quadratmeter hundert verschiedene Zierpflanzen,
alles in sinnloser Anordnung. Oder aber und das ist auch sehr
beliebt: Der Architekt macht den Garten; seinem Schema
mufs der Garten sich unterwerfen. Die Anlagen werden in
streng geometrischer Weise durchgeführt, der individuelle Wert
der einzelnen Pflanzen wird nicht im geringsten berücksichtigt.
Der richtige Standpunkt ist jedoch der, dafs, wo die Baukunst
und die Gartenkunst sich gegenseitig Konzessionen machen,
der Gärtner den Geist des Architekten weiterführt, durch Kon-
traste in der Gartenkunst das Bauwerk hebt. Diese Grund-
sätze illustrierte der Vortragende an zahlreichen Beispielen; die
Villa d'Este, die Versaillesgärton, der Hupprechtsbau am
Heidelberger Schlots und viele andere zeigen, wie durch ver-
ständige Gartenkunst die Wirkung des Bauwerks gesteigert
werden kann. Viel kann hier von der Natur gelernt werden;
wie oft hebt ein einziger Baum, ein dunkelgrünes Epheugerank
auf grauem Mauergrund den Bau in der wirkungsvollsten
Weise! Vor allem wird es darauf ankommen, wieder die Be-
deutung der einzelnen Pflanzen in ihrem dekorativen Wert zu
erkennen. Ein einzelner grot'ser Baum tut da oft mehr, als
grofse „gärtnerische Anlagen". Die italienische Kunst weil's
besonders glücklich die Architektur durch kontrastierende
Baumlinien zu heben. Die malerische Wirkung ist schliefslich
das Höchste und Letzte, nachdem der Gärtner streben mufs;
auch in der Umgebung Berlins gibt es Beispiele genug, die
dartun, dal's dies mit ganz bescheidenen Mitteln zu erreichen ist.

Heimatschutz. Vom Bund Heimatschutz, welcher vom
12.—14. Juni 1905 in Goslar seine erste Jahresversammlung
abgehalten hat, ist inzwischen der Bericht über die Verhand-
lungen dieser Tagung erschienen.

Neben der Begrüfsungsansprache, Geschäftsberichten u. dgl.
bildete eine Reihe von Vorträgen die Tagesordnung, die sich
im wesentlichen um die Frage der Ausnützung der Naturkräfte
durch die Kultur mit besonderer Rücksichtnahme auf die An-
lage von Talsperren drehten.

Diese Art, einen einzelnen Gegenstand von allgemeinem Inter-
esse bei Verhandlungen in den Vordergrund zu rücken und
ihn von den verschiedensten Gesichtspunkten aus durch Auto-
ritäten beleuchten zu lassen, hat den Verhandlungen einen
einheitlichen Zug verliehen, der auch in dem Bericht zum Aus-
druck kommt und ihm bleibende Bedeutung verleiht.

Unter den Vorträgen behandelte der des Regierungs- und
Baurats Ruprecht-Berlin die wasserwirtschaftliche Bedeutung
und die Technik der Talsperren, der von Dr. Hans Menzel-Berlin
das Bild der Landschaft, seine Entstehung und Erhaltung. Diese
beiden Vorträge haben, soweit sich das nach dem Bericht be-
urteilen läfst, die Höhepunkte der Verhandlungen gebildet.

Die sachlich klaren und die kulturelle Bedeutung der Tal-

sperren stark betonenden Ausführungen des erstgenannten Red-
ners schlössen mit den Worten:

„Aber wünschenswert und zu gesundem Ausgleiche not-
wendig ist es, dafs auch die, welche gegenüber der platten
Nützlichkeit, die idealen Güter verfechten, sich zu gleich leb-
hafter Betätigung- zusammenschlieCsen, damit nicht die Stimmen
der Einzelnen von dem lauten Tosen des wirtschaftlichen Ge-
triebes übertönt werden. Am wenigsten kann dies denjenigen
Stellen ungelegen sein, denen die Aufgabe zufällt, aus der
Summe aller berechtigten Wünsche entscheidende Ergebnisse
zu ziehen. Die Besorgnis vor einem schroffen Aufeinander-
stof'sen der Interessen scheint mir gerade auf dem heute be-
handelten Gebiete der Bestrebungen Ihres Bundes wenig
begründet. Es wird sich fast in jedem Falle eine Lösung
finden lassen, die weder unersetzlichen Schaden bringt an Natur-
schönheiten und Erinnerungsschätzen unseres Landes, an denen
unser Herz hängt, noch die Ausnützung aller Vorteile einer
geregelten Wasserwirtschaft ernstlich beeinträchtigt."

Prof. Schultze-Naumburg, welcher über Kraftanlagen in
ihrer ästhetischen Bedeutung sprach, kam nach Prüfung ver-
schiedener ausgeführter Anlagen, insbesondere der Urfttal-
sperre, zu dem Ergebnis, dal's gegen derartige Anlagen,
wenn sie in landschaftlich belanglosen Waldtälern ausgeführt
werden, wie es deren zu Tausenden im deutschen Vaterlande
giebt, nichts eingewandt werden könne. Nur müsse ge-
fordert werden, dafs die Wirkung des schönen klaren See-
spiegols, der nach der Natur des Elementes nie unschön wirken
kann, nicht durch geschmacklose architektonische Fassungen
beeinträchtigt werde.

Der letzte Vortrag „die Ausnützung der Naturkräfte vom
Standpunkt der Volkswirtschaft" von Prof. Dr. Fuchs-Freiburg
stellte der leicht überschätzton Bedeutung des Kapitalismus
und Industrialismus in beredten Worten den hohen Wert idealer
Güter gegenüber, wie sie uns vielfach in der deutschen Heimat
gegeben sind. „Es gibt Schönheiten unserer Heimat, ideale
Werte von solcher Grüfse, dal's kein Vorteil neuer industrieller
Entwickelung ihre Vernichtung aufwiegen kann! H.

Ablehnung des Zuschusses für den Botanischen
Garten durch Schöneberg. Wie nach der Stimmung in
Schöneberger städtischen Kreisen vorauszusehen war, hat der
dortige Magistrat den Berliner Magistrat benachrichtigt, dafs
er einen Zuschul's für die Erhaltung des Botanischen Gartens
nicht leisten könne. Er habe an der Angelegenheit überhaupt
kein Interesse und sei nicht in der Lage, in Verhandlungen
zu treten.

Der Bescheid ist in hohem Masse bedauerlich, da er die
Erhaltung des Gartens ernstlich in Frage stellt. Tatsächlich
liegt es doch so, dafs von den 110000 qm des Gesamtgeländes
50000 qm als zusammenhängende Parkfläche erhalten bleiben
sollen, d. h. etwas mehr als der Viktoriapark, in dem Tausende
jahraus, jahrein Erholung finden. Das würde auch im alten
Botanischen Garten der Fall sein und zwar vorzüglich zugunsten
der Schöneberger. Hoffentlich findet sich ein Vermittelungs-
vorschlag aus Kreisen der Schöneberger Stadtverordneten-
versammlung. Sonst wird zum ewigen Schaden der Schwester-
städte Berlin und Schöneberg der herrliche, grüne, baum-
bestandene Fleck an der Gemarkungsgrenze der beiden grofsen
und wohlhabenden Städte fiskalischerseits in Baustellen ver-
wandelt werden.

Das Schicksal des Botanischen G-artens ist ein Aufsatz
im 11. Heft des VIII. Jahrgangs der Berliner Architekturwelt
überschrieben, in welchem H. Schliepmann auf die Bedeutung
der Frage der Erhaltung dieses Gartens hinweifst. Er knüpft
an die Zeitungsnachricht, wonach ein Teil des Gartens bebaut,
 
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