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Rettich, Heinrich: Bricht der vom Stuttgarter Gemeinderat zum Studium neuerer Friedhofsanlagen bestellten Komission, [2]
DOI Seite / Zitierlink: https://doi.org/10.11588/diglit.22778#0116
VIII, 6 DIE GARTENKUNST 105
Raum ein. Nach allen Seiten ist sie durch Busch- und weitem nicht erreicht wird, ganz abgesehen davon, dal's
Baumwerk abgeschlossen und bringt so das Intime des die Arkaden dem künstlerischen Wollen von vornherein
Familiengrabes, das .Bewufstsoin des eigenen, aus der einen durch die gemessene Architektonik des Rahmens
Masse herausgehobenen Gräbbesitzes in besonderer Weise bedington Zwang antun. In jenem Naturrahmen aber und in
zum Ausdruck. Hier in der Tat ist ein stilles Gedenken jener stillen Abgeschiedenheit der Waldgräber wird die
an den Verstorbenen möglich, das von keinem wider- Betrachtung eines schönen Grabmonuments zu einem künst-
wärtigen Eindruck gestört wird; man ist allein mit seiner lerischen, von düsterer Friedhof Stimmung befreiten Genufs,
Erinnerung, und nur was angenehm zu sehen ist, umgibt und unsere Kommission war einmütig in den Eindrücken
uns. Ein solcher Platz an sich ist schon Monument, und des Entzückens, die wir bei der Wanderung durch diese
das einzelne Grab bedarf nur wenig besonderen Schmuckes Teile des Hamburger und auch dos älteren Wiesbadener
mehr. In Hamburg ist der Geschmack und der Ehrgeiz Friedhofs gewannen. Es wird zu sagen sein, dafs solange
Abbildung 7. Hauptweg mit besseren Gräbern geringeren Aufwands auf dem Hamburger Friedhof.
Gegenstück zu Abbildung fi, wo solche Gräber auf dem hiesigen Pragfriedhof dargestellt sind.
der Wohlhabenden in erster Linie darauf gerichtet, einen Reichtum und Kunstsinn sich auch auf den Friedhöfen be-
solchen grünen, stillen Waldplatz zur letzten Ruhestätte zu er- tätigen wollen, man es gerade der Kunst und dem Künstler
werben und zu pflegen (Abb. 9 S. 121). Will aberzu denKosten schuldig ist, sie von dem Banne der bisherigen Friodhofs-
der Platzerwerbung noch der Aufwand für ein künstlerisches anordnung zu befreien und ihnen Raum und Gelegenheit
Grabdenkmal gefügt werden, so ergibt sich für das letztere zu geben, sich zur Geltung zu bringen, wie dies in Hamburg
ein Rahmen von Baum und Busch, der die Schönheit und möglich ist. Noch bedeutsamer freilich ist die Wirkung
die Eigenart des Denkmals in einer Weise hervortreten einer solchen Anlage für den landschaftlichen Gesamt-
läfst, welche bei der Massonaneinandorroihung im ge- oindruck. Wer in diesem Teile des Friedhofs wandelt,
meinen Friedhof ganz undenkbar ist und selbst bei den wird nichts gewahr von dem Grauen der Gräber, frische
Münchener Arkadengrüften, die immerhin eine gewisse Waldluft läfst seine Brust tiefer atmen, und die Augen
Individualisierung des einzelnen Monuments gestatten, bei ruhen mit Wohlgefallen und Interesse auf den herrliehen,
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Raum ein. Nach allen Seiten ist sie durch Busch- und weitem nicht erreicht wird, ganz abgesehen davon, dal's
Baumwerk abgeschlossen und bringt so das Intime des die Arkaden dem künstlerischen Wollen von vornherein
Familiengrabes, das .Bewufstsoin des eigenen, aus der einen durch die gemessene Architektonik des Rahmens
Masse herausgehobenen Gräbbesitzes in besonderer Weise bedington Zwang antun. In jenem Naturrahmen aber und in
zum Ausdruck. Hier in der Tat ist ein stilles Gedenken jener stillen Abgeschiedenheit der Waldgräber wird die
an den Verstorbenen möglich, das von keinem wider- Betrachtung eines schönen Grabmonuments zu einem künst-
wärtigen Eindruck gestört wird; man ist allein mit seiner lerischen, von düsterer Friedhof Stimmung befreiten Genufs,
Erinnerung, und nur was angenehm zu sehen ist, umgibt und unsere Kommission war einmütig in den Eindrücken
uns. Ein solcher Platz an sich ist schon Monument, und des Entzückens, die wir bei der Wanderung durch diese
das einzelne Grab bedarf nur wenig besonderen Schmuckes Teile des Hamburger und auch dos älteren Wiesbadener
mehr. In Hamburg ist der Geschmack und der Ehrgeiz Friedhofs gewannen. Es wird zu sagen sein, dafs solange
Abbildung 7. Hauptweg mit besseren Gräbern geringeren Aufwands auf dem Hamburger Friedhof.
Gegenstück zu Abbildung fi, wo solche Gräber auf dem hiesigen Pragfriedhof dargestellt sind.
der Wohlhabenden in erster Linie darauf gerichtet, einen Reichtum und Kunstsinn sich auch auf den Friedhöfen be-
solchen grünen, stillen Waldplatz zur letzten Ruhestätte zu er- tätigen wollen, man es gerade der Kunst und dem Künstler
werben und zu pflegen (Abb. 9 S. 121). Will aberzu denKosten schuldig ist, sie von dem Banne der bisherigen Friodhofs-
der Platzerwerbung noch der Aufwand für ein künstlerisches anordnung zu befreien und ihnen Raum und Gelegenheit
Grabdenkmal gefügt werden, so ergibt sich für das letztere zu geben, sich zur Geltung zu bringen, wie dies in Hamburg
ein Rahmen von Baum und Busch, der die Schönheit und möglich ist. Noch bedeutsamer freilich ist die Wirkung
die Eigenart des Denkmals in einer Weise hervortreten einer solchen Anlage für den landschaftlichen Gesamt-
läfst, welche bei der Massonaneinandorroihung im ge- oindruck. Wer in diesem Teile des Friedhofs wandelt,
meinen Friedhof ganz undenkbar ist und selbst bei den wird nichts gewahr von dem Grauen der Gräber, frische
Münchener Arkadengrüften, die immerhin eine gewisse Waldluft läfst seine Brust tiefer atmen, und die Augen
Individualisierung des einzelnen Monuments gestatten, bei ruhen mit Wohlgefallen und Interesse auf den herrliehen,
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