Vllt, 10
DIE GARTENKUNST
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Balkonsclinuick. meiniglich an Wohnungen, welche bei dem Mieter eine
Von gewisse Wohlhabenheit voraussetzen. Also wir haben es
Edgar Rasch, Berka a. Ilm. (immer in der Mittel- und Grofsstadt gerechnet) mit mitt-
Alljährlich fällt unser Blick beim Lesen der Zeitungen leren und höheren Beamten, Kaufleuten und bossersituierten
auf Bekanntmachungen von Verkehrs- und Verschönerungs- Handwerkern und Industriellen zu tun, alles Leute, deren
vereinen, sowie gärtnerischen Korporationen, welche Wett- Beruf nichts ferner liegt als Blumenpflege,
bewerbe im Balkon- und Fensterschmuck anregen. Vielleicht fühlen sie gerade deshalb den Drang zur
Was hat dies für einen Zweck? Natur, die ihnen zwar fremd ist, deren wohltätige Wirkung
Man möchte gern das Strafsenbild und damit das sie aber ahnen. Die Folge davon ist: Blumenpflege, wo es
Stadtbild freundlicher gestal- _ nur geht, mit viel gutem Wil-
~ — ^
weil er sich nichts aus Blumen- Aus dem Garten des Prof. Behrens am „Tonhaus" in der zereien vollzustopfen, nur um
pflege macht, oder weil ihm Flora zü Gölni den Eindruck von Wohl-
der Balkon mehr eine neben- habenheit zu erwecken. Diese
sächliche Zugabe der Wohnung ist, welche man eben mit Eitelkeit hat den Blick der Menschen getrübt, so dafs sie
in Kauf nimmt. nicht mehr fragen, ist es schön, gut, solide und brauchbar
Sehr oft schliefst die Lage des Balkons auch die und pafst es zu meinen Mitteln und in meine Verhältnisse?
Möglichkeit von Blumenschmuck aus, durch zuviel Sonne Man fragt nur, ist es das modernste und ist es billig. —
oder Schatten oder Staub. Nicht bei jedem Balkon ist Mir sind viele Familien bekannt, deren Mittel eine vornehme
vom Architekten von vornherein auf Blumenschmuck be- und gediegene Einrichtung gestatten, was findet man aber?
dacht genommen, und es wird nicht selten vorkommen, Modernen Prunk, Unmengen von Spielereien und Krims-
dafs dem Balkonbesitzer nach verschiedenen sorgfältigen, kram vom Mackardtbesen an bis zum verballhornten Winter-
aber fruchtlosen Versuchen, Blumen zu kultivieren, die garten. Was veranlafst nun eigentlich die Leute, stets
Lust vergeht, und er lieber zu Markisen und Leinenwänden konsequent das Gegenteil vom Richtigen zu nehmen?
seine Zuflucht nimmt, um den Balkon wohnlich zu Doch nur der Umstand, dafs sie verlernt haben, ihre Augen
machen. und ihren Verstand richtig zu gebrauchen. Es gibt
Andere wieder züchten wohl Blumen auf dem Balkon, viel Leute, die Gärten und eine Unmasse Blumen haben,
wissen aber wenig Bescheid mit der Pflege, haben wenig bei denen man aber entweder lauter Krüppel findet oder
Pflanzenkenntnis, so dafs sie, soweit es Sommergewachse ein geschmackloses Kunterbunt von Kunst- und Handels-
im Sämlingsstadium betrifft, das bunteste Zeug kaufen, gärtners Gnaden. So auch auf dem Balkon,
ohne zu ahnen, wie dies später aussieht. Balkons sind go- Zu Grofsväters Zeiten sahen die Blumenfenster und
DIE GARTENKUNST
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Balkonsclinuick. meiniglich an Wohnungen, welche bei dem Mieter eine
Von gewisse Wohlhabenheit voraussetzen. Also wir haben es
Edgar Rasch, Berka a. Ilm. (immer in der Mittel- und Grofsstadt gerechnet) mit mitt-
Alljährlich fällt unser Blick beim Lesen der Zeitungen leren und höheren Beamten, Kaufleuten und bossersituierten
auf Bekanntmachungen von Verkehrs- und Verschönerungs- Handwerkern und Industriellen zu tun, alles Leute, deren
vereinen, sowie gärtnerischen Korporationen, welche Wett- Beruf nichts ferner liegt als Blumenpflege,
bewerbe im Balkon- und Fensterschmuck anregen. Vielleicht fühlen sie gerade deshalb den Drang zur
Was hat dies für einen Zweck? Natur, die ihnen zwar fremd ist, deren wohltätige Wirkung
Man möchte gern das Strafsenbild und damit das sie aber ahnen. Die Folge davon ist: Blumenpflege, wo es
Stadtbild freundlicher gestal- _ nur geht, mit viel gutem Wil-
~ — ^
weil er sich nichts aus Blumen- Aus dem Garten des Prof. Behrens am „Tonhaus" in der zereien vollzustopfen, nur um
pflege macht, oder weil ihm Flora zü Gölni den Eindruck von Wohl-
der Balkon mehr eine neben- habenheit zu erwecken. Diese
sächliche Zugabe der Wohnung ist, welche man eben mit Eitelkeit hat den Blick der Menschen getrübt, so dafs sie
in Kauf nimmt. nicht mehr fragen, ist es schön, gut, solide und brauchbar
Sehr oft schliefst die Lage des Balkons auch die und pafst es zu meinen Mitteln und in meine Verhältnisse?
Möglichkeit von Blumenschmuck aus, durch zuviel Sonne Man fragt nur, ist es das modernste und ist es billig. —
oder Schatten oder Staub. Nicht bei jedem Balkon ist Mir sind viele Familien bekannt, deren Mittel eine vornehme
vom Architekten von vornherein auf Blumenschmuck be- und gediegene Einrichtung gestatten, was findet man aber?
dacht genommen, und es wird nicht selten vorkommen, Modernen Prunk, Unmengen von Spielereien und Krims-
dafs dem Balkonbesitzer nach verschiedenen sorgfältigen, kram vom Mackardtbesen an bis zum verballhornten Winter-
aber fruchtlosen Versuchen, Blumen zu kultivieren, die garten. Was veranlafst nun eigentlich die Leute, stets
Lust vergeht, und er lieber zu Markisen und Leinenwänden konsequent das Gegenteil vom Richtigen zu nehmen?
seine Zuflucht nimmt, um den Balkon wohnlich zu Doch nur der Umstand, dafs sie verlernt haben, ihre Augen
machen. und ihren Verstand richtig zu gebrauchen. Es gibt
Andere wieder züchten wohl Blumen auf dem Balkon, viel Leute, die Gärten und eine Unmasse Blumen haben,
wissen aber wenig Bescheid mit der Pflege, haben wenig bei denen man aber entweder lauter Krüppel findet oder
Pflanzenkenntnis, so dafs sie, soweit es Sommergewachse ein geschmackloses Kunterbunt von Kunst- und Handels-
im Sämlingsstadium betrifft, das bunteste Zeug kaufen, gärtners Gnaden. So auch auf dem Balkon,
ohne zu ahnen, wie dies später aussieht. Balkons sind go- Zu Grofsväters Zeiten sahen die Blumenfenster und