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Die Gartenkunst — 8.1906

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204

DIE GARTENKUNST

VIII, 10

läge von Strafsen, die infolge zunehmenden Verkehrs eine
spätere Verbreiterung zu gewärtigen haben, durch Lichtbilder
ergänzt. Eingehend besprochen wurde ferner die sehr wichtige
Frage der Vorgärten und damit zusammenhängend die Trennung
der Vorgärten von der StraCse.

„Architektur und Skulptur in den Gärten der Renaissance
und Barockzeit" war das Thema zu dem dritten Vortrage des
Tages, den Herr Dr. Stegmann. II. Direktor des germanischen
Museums zu Nürnberg, durch Vorführung einer Fülle pracht-
voller Lichtbilder ergänzt, hielt. Ebenso interressant, wie ge-
nufsreich war es, geleitet von dem sachkundigen Führer eine
Wanderung durch die Gärten früherer Jahrhunderte, wie sie
die Prachtliebe der italienischen und französischen Grofsen ge-
schaffen, zu unternehmen, deren überwältigende Wirkung vor-
nehmlich in dem Zusammenwirken der Architektur mit der
großartigen Landschaft liegt. Der Vortragende gab deshalb
am Schlufs seiner Ausführungen dem lebhaften Wunsch Aus-
druck; es möge dem modernen Gartenkünstler gelingen, wieder
eine solche enge Verbindung der Schwesterkünste herzustellen,
die beiden nur zum Heile gereichen könne.

Uber „Arbeitergärten" sprach am letzten Verhandlungstage
Gartenarchitekt Hanisch-Kattowitz. Entsprechend der grofsen
Bedeutung der Frage in kultureller und sozialer Beziehung
fanden die Anregungen des Vortragenden, die derselbe durch
Vorlage von Plänen und Ansichten von iir serner ober-
schlesischen Heimat ausgeführten Anlagen dieser Art an-
schaulich ergänzte, lebhaften Beifall und gaben Anlafs zu einer
anregenden Diskussion. Hierbei wurde auch eingehend der
Bedeutung der Schrebergärten gedacht und darauf hingewiesen,
wie wichtig die Förderung der Bestrebungen für die Volks-
wohlfahrt und die Sefshaftigkeit der Arbeiter sei.

Zusammengenommen können wir mit berechtigten Stolze
auf die Arbeit zurückblicken, die während der diesjährigen
Tagung die Gesellschaft beschäftigt hat. Eine Fülle von An-
regungen ist gegeben und neue Aufgaben sind zu bewältigen,
die der ernsten Mitarbeit der Mitglieder bedürfen.

Uber den äufseren Verlauf der Tagung kann der Bericht-
erstatter nur Worte des Lobes und der vollsten Zufriedenheit
finden. Von echt süddeutscher Gemütlichkeit durchdrungen
war der Begrüfsungsabend auf dem Ludwigstorzwinger, den
der Nürnberger Gartenbau verein veranstaltete, wobei das
Philharmonische Orchester konzertierte. Herr Magistrats- und
Ökonomierat Hofmann entbot den Gästen herzlichen Will"
kommensgrufs, wofür der Vorsitzende Trip - Hannover bestens
dankte.

Am Montag früh wurden durch den Vorsitzenden in dem
festlich dekorierten grofsen Saal der Stadtparkrestauration die
Verhandlungen eröffnet. Nach den Begrül'sungsansprachen des
Vorsitzenden, dos Rechtsrats Wagner namens der beiden
Bürgermeister der Stadt Nürnberg und des Architekten Kieser
namens des mittelfränkischen Architekten- und Ingenieurvereins
wurde in die Tagesordnung eingetreten. Der Geschäfts- und
Kassenbericht, der gedruckt vorlag, wurde einstimmig ge-
nehmigt. Anschliefsend berichtet der Vorstand über die Mit-
gliederanzahl zur Zeit der Tagung. Es sind am Anfang des
Jahres ausgetreten 17(1 Mitglieder, davon sind wieder eingetreten
15 Mitglieder, neu eingetreten sind 175 Mitglieder, darunter
54 Stadtbehürden, derzeitiger Bestand 800 ordentliche Mit-
glieder.

Nach dem Vortrage Hömanns wurde durch Herrn
Bürgermeister Ritter die für das nächste Jahr ergangene
Einladung der Stadt Mannheim und der Ausstellungsleitung
persönlich vertreten unter Darlegung der Bestrebungen und
gemeinsamen Ziele Nach eingehender Aussprache stimmte

die Versammlung dem entsprechenden Antrage des Vor-
standes und des Ausschusses zu mit dem Vorschlage, für die
übernächste Hauptversammlung Potsdam vorzusehen. Dieser
Disposition können wir mit Freude zustimmen, wird es doch
nach den Anregungen der Modernen, die in Mannheim in Aus-
sicht stehen, von ganz hervorragender Bedeutung sein, an der
klassischen Stätte Potsdam, die von Pückler, Lenne und
Meyerschem Geiste erfüllten Werke auf sich wirken zu
lassen und Vergleiche zwischen dem Alten und Neuen ziehen
zu können.

Wir werden damit gleichzeitig den berechtigten Wünschen
unserer im Osten Deutschlands ansässigen Mitglieder gerecht
und hoffen dadurch ihnen räumlich und persönlich näher zu
rücken.

Der Westen ist in seinen Kulturarbeiten dem Osten vor-
aus, ist ein immer wiederholter Satz. Wir glauben nicht recht
daran. Auch im Osten ist eine hohe Intelligenz zu Hause und
die Kulturarbeiten im Osten erfordern der schwierigen Ver-
hältnisse wegen noch viel intensivere Arbeit. Wir hoffen
deshalb von einer Tagung in Potsdam für unsere Mitglieder
und die Ziele der Gesellschaft erhebliche Förderung.

Am dritten Verhandlungstage gab der Vorsitzende die ge-
wählten Ausschufs- und Vorstandsmitglieder bekannt. Den
Vorsitz führt während der nächsten 2 Jahre wie bisher Garten-
direktor Tri p-Hannover, als Schatzmeister wurde Garten-
architekt Karich-Bremen wiedelgewählt, zum Schriftführer
wurde Glogau-Hannover an Stelle des ausscheidenden
Zeininger-Wiesbaden gewählt. Die Versammlung genehmigt
sodann den Vertrag mit dem Schriftleiter der Zeitschrift
Gartendirektor He icke-Frankfurt, der damit für die Zeit von
5 Jahren das verantwortungsvolle und arbeitsreiche Amt über-
nimmt. Herr Heicke dankte für das bewiesene Vertrauen,
bittet aber die Mitglieder um rege Mitarbeit.

Im oberen Saal der Stadtparkrostauration war eine Aus-
stellung gartenkünstlerischer Arbeiten in Plänen, Zeichnungen
und Skizzen veranstaltet, die allgemeine Beachtung verdiente
und fand. In erster Reihe hatte besonders die Stadt Köln die
neuen Schöpfungen Enckes im Plänen und Photographien zur
Schau gestellt, ebenso hatten mehrere andere städtische Be-
hörden (Mitglieder der Gesellschaft) die hervorragendsten neu-
artigen Platzanlagen ausgestellt. So Frankfurt a. O. den
Kaiser-Wilhelmsplatz, ebenfalls ein Werk Enckes; Mannheim
seinen Wassertorplatz, das grofsartige Werk des Architekten
Bruno Schmitz; Hannover den neuen Stöckener Friedhof,
der nach dem Entwurf Trips zurzeit in der Entstehung be-
griffen ist. Interessante Hausgärten, besonders in architek-
tonischer Gliederung, zeigten Trip - Hannover, Möhl u.
Schnizlein-München, Hardt u. Nauen-Düsseldorf u. a. m.
Bauer-Magdeburg zeigte einige seiner feinsinnigen Entwürfe,
von denen besonders derjenige für das Schoch - Denkmal
viel Beachtung fand.

Arends - Ronsdorf und Peter L ambert - Trier hatten
reiche Sortimente frischer Blumen von Stauden und Rosen
ausgestellt, die für die Verwendung bei der Gartengestaltung
immer mehr zu empfehlen sind.

Der letzte Tag der Tagung brachte zahlreichen Teilnehmern
einen hohen künstlerischen Genufs durch den Besuch des
Städtchens Rothenburg o. d. T. unter freundlicher sachkundiger
Führung des 2. Vorsitzenden des Vereins „Alt-Rothenburg",
Herrn Architekten Kieser-Nürnberg — Nürnberg in seiner
Pracht und seineirr Reichtum an echt deutschen Bauwerken
und Rothenburg als fein gestimmtes absolut rein erhaltenes
Städtebild mittelalterlicher, ebenfalls rein deutscher Architektur,
das war es was der Tagung den Charakter gegeben hat. Uber
 
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