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Die Gartenkunst — 8.1906

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Das Ergebnis des Biebricher Wettbewerbs
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Hoppe, Kurt: Kritische Betrachtungen zum Wettbewerb zur Erlangung von Entwürfen für die Einteilung und Bebauung des städtischen Geländes (zwischen der Wiesbadener Allee und der Waldstraße) der Stadt Biebrich a. Rh.
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218

DIE GARTENKUNST

VIII, 11

räum opferten; andere begingen den Fehler, trotzdem im
Programm auf die Minderwertigkeit dieser Lage hin-
gewiesen war, am Eisenbahnkörper entlang Bauplätze an-
zuordnen und die Anlagen durch Fahrstraßen zu zer-
schneiden. Dieser letztere Umstand allein hätte unserer
Auffassung nach nicht hinreichen sollen, solche Arbeiten
unbedingt von der Prämiierung auszuschliel'sen. Indessen
hat bei der Jury die Erwägung, dal's die Durchschneidung
der Anlage mittelst einer Fahrstrafse oder eines fahrbaren
Weges ein Mifsgriff sei, doch bei der Zuerkennung der

Preise ausschlaggebend mitgewirkt. Insbesondere bei
einer Arbeit, die im übrigen sehr grofse Vorzüge hatte
— Motto: „Beides zugleich" (den Verfasser glauben wir
in München suchen zu sollen!) —, ist dieses Bedenken
zu unserem Bedauern für die Ausschliofsung entscheidend
gewesen.

Die dritte Klasse bildeten diejenigen Arbeiten, bei
denen die erwähnten Fehler vermieden worden sind, und
unter ihnen befinden sich die prämiierten Entwürfe.

Kritische Betrachtungen zum W ettbewerb zur Erlangung
von Entwürfen für die Einteilung und Bebauung des
städtischen Geländes (zwischen der Wiesbadener Allee
und der Waldstrafse) der Stadt Biebrich a. Rh.

Von

Kurt Hoppe, Architekt, Mannheim.

Wieder einmal ist der Würfel gefallen! Eine Fülle
liebevoller, oftmals langen Nächten abgerungener Arbeit

kam vor den Richter, glühende Phantasien, — berech-
nende Skeptiker. Und siehe — alea jacta est — die
Spekulanten siegten. Und die ,.freien" Geistor wurden
zur Linken gestellt.

Man könnte das loben, denn wenigstens herrschte
Gerechtigkeit, die Buchstabon des Programms mul'sten
entscheiden. Den Murrenden kann man darauf getrost
verweisen.

Und doch mul's den Unbefangenen etwas wie ein
Bedauern überkommen, wenn man das Gesamtresultat an-

sieht. Wohlverstanden, nicht die preisgekrönten Entwürfe
sind gemeint, nein, nur allgemein sollte man meinen, eine
solche Konkurrenz mül'ste greisere, reifere Früchte zeitigen,
resp. die gröfseren und reiferen, modernen, die sie ge-
zeitigt hat, mül'ston trotz der scheinbaren Verstöfse
gegen das Programm von einem Richterkollegium moderner
Geister mit mehr Respekt angesehen und behandelt werden.

Unsere Zeit weil's so viel in schönen Reden die Freiheit
des Geistes und die „neue Zeit", das moderne Leben
und den modernen Garten-, Wege- und Städtebau zu
preisen. Man vergleiche z. B. die Sitzung des Deutschen
Architekten- und Ingenieur-Vereins im September dieses
Jahres zu Mannheim, wo besonders der Senior des Bie-
brichor Preisgerichts Prof. Baumeister aus Karlsruhe die
moderne Städtebauf'rage zur Spracho und Diskussion
brachte. Und fast gleichzeitig schwebt in Deutschland
eine Konkurrenz, deren Ziel und Zweck im Grunde ge-
nommen im weitesten Mal'so die Fragen über modernen
Städtebau in praktischen Vorschlägen zur Geltung bringen
sollte. Und da versagt mit einem Schlag der ganze Eifer,

Der im Biebrichor Wettbewerb mit einem III. Preis ausgezeichnete Entwurf von Fr. Schwartz, Leipzig.
 
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