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Die Gartenkunst — 8.1906

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Hoppe, Kurt: Kritische Betrachtungen zum Wettbewerb zur Erlangung von Entwürfen für die Einteilung und Bebauung des städtischen Geländes (zwischen der Wiesbadener Allee und der Waldstraße) der Stadt Biebrich a. Rh.
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https://doi.org/10.11588/diglit.22778#0238

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VIII, II

DIE GAETENKUNST

225

kann, möglichst grolse öffentliche Anlagen zu schaffen.
So scheint als Resultat, als ob hier der leidige Geldbeutel
das ausschlaggebende Moment gewesen sei. Und das ist
bedauerlich bei Aufgaben, an denen sich so manche
begeisterte neue Werte schaffenden Kräfte mit Einsetzung
ihrer ganzen Persönlichkeit beteiligten und bewährten.

Leider beeinträchtigte eine recht ungünstige Auf-
hängung der Pläne, die parallel zur Fensterwand auf-
gehängt waren, die Wirkung und das Studium der meisten
Pläne. Man sollte auch in solchen Punkten mehr Respekt
vor geistiger Arbeit haben und selbst in Motto gehüllten
Verfassern die Pflichten des Anstandos nicht aufser acht
lassen.

Hier ist violleicht auch der Platz allgemein einiges
zu bemerken, indem dieses Preisausschreibon wieder ein-
mal in ganz drastischer Weise die unrichtige Art der
Ausarbeitung der Bedingungen von Wettbewerben zeigt.

Weder das Wiesbadener Kurpark-, das Wormser
Rosengarton- noch das vorliegende Biebricher Preisaus-
schreiben hat zu einem effektiv befriedigenden Resultat
geführt, indem keiner der darin preisgekrönten Entwürfe
auch nur annähernd so zur Ausführung kommt.

Es liegt dies in erster Linie an der oft mangelhaften,
zu sehr beschränkenden Weise der Wettbewerbs-
bestimmungen, die entweder wie in Wiesbaden gar nicht
für das Urteil bindend sind, oder wie hier, die Bewerber
am Erfolg wirklich gesunder Lösungen hindert.

Es wäre an der Zeit, auch praktisch die Achtung
vor der Betätigung des freien Menschengeistes zu doku-
mentieren, und solche Aufgaben — nur mit den not-
wendigsten Beschränkungen und Gesichtspunkten — zur
freien Bearbeitung auszuschreiben.

Und dann noch eins. Bei Wettbewerben auf fast
allen Gebieten, wie Architektur, bildende Kunst, Kunst-
gewerbe, Plakatkunst usw. wird das Recht des geistigen
Eigentums dos Urhebers anerkannt, und dem Sieger auch
die Ausführung übertragen, wenn auch oft mit recht
vielen — aber vom Verfasser selbst in Gemeinschaft mit den
ausführenden Behörden bearbeiteten Änderungen!*)

Bei gärtnerischen Wettbewerben kennt man diesen
Takt nicht. Da wird dann von dem oben stationierten
städtischen Beamten, dorn die Absichten und Ziele des
Urhebers niemals klar werden, so ein Plänchen zu-
rechtgedoichselt oder „nachempfunden" und ausgeführt.
Das ist rückständlich und bedarf entschieden einer
Änderung.

Wenn dann das Preisgericht sein Urteil fällt, so sollte es
nur dann seine Stimme für einen ersten Preis abgeben, wenn
das Projekt — vorbehaltlich wohlüberlegter Änderungen —
auch zur Ausführung empfohlen werden kann. Das mufs
das Ziel der Deutschen Gesellschaft für Gartenkunst sein,
sonst werden wir nie vorbildliche, wirklich künstlerisch
bedeutende Anlagen aus einem Gufs, die Sprache einer
künstlerischen Persönlichkeit, bekommen.

*) Bildet das wirklich die Regel? Es wäre ja sehr schön.
Aber ich meine, es trifft nicht zu. Die Schriftleitung.

Verschiedenes.

Zur Aufklärung! In der Besprechung des Jahresberichtes
der Königlichen Gärtnerlehranstalt zu Dahlem im Juliheft
dieser Zeitschrift sind die beiden letzten Abschnitte so be-
urteilt worden, als ob die darin besprochene Arbeit (des Aus-
schusses der Hörerschaft und der Autographischen Gesellschaft
Dahlemer a. H. a. H.) sich in einen gewissen Gegensatz zu
der Tradition Wildparks setze, wodurch das Vorwärtsschreiten
Dahlems beeinträchtigt werde. Um es im voraus zu sagen:
Hätten diese Abschnitte auch nur den Schein erweckt, Dahlem
gegen Wildpark ausspielen zu wollen, so hätten sie sicherlich
keinen Platz im Jahresbericht gefunden. Denn das Manuskript
hat vor der Drucklegung jenen beiden Männern vorgelegen,
die ihr Wirken mit den Zielen Wildparks verbanden: den Herren
Ministerialdirektor Dr. Thiel und Königl. Gartenbau Direktor
Echtermeyer. Dafs es der Herausgeber, der doch wohl in
dieser Sache der berufenste Vertreter aller alten Wildparker
ist, in den Jahresbericht einreihte, sollte eigentlich als Zeug-
nis genügen. Da dies nicht geschehen ist, müssen wir an-
nehmen, dals die Beurteilung entweder auf falscher Voraus-
setzung oder auf Mifsverständnissen beruht, die zu klären, wir
für nötig halten:

Der Beurteilung sollte man vor allem den Wunsch eines
dankbaren Schülers, die Vorzüge seiner ihm lieb gewordenen
Bildungsstätte zu preisen, zugrunde legen. Man mufs das
miterlebt haben, wie's aus dem engen Haus ins geräumige
in Dahlem ging. Und das möeht ich auch geistig verstanden
wissen. Man streckte nach allen Seiten die Fühler aus, weil
man einsah, heute kommt nur vorwärts, wer sich mitten hin-
einstellt ins Leben und nach allen Seiten die Hände reicht.
Erst hier ging Fachwissen und Wissenschaft Seite an Seite
und wies Ziele, von denen man in Wildpark höchstens
„träumte". Dess' sind wir froh und stolz. Greift nicht
hemmend in die Räder, ihr Alten, nachdem es in Klarheit zlel-
bewufst vorwärtsgeht, sonst baut ihr nicht mit, „an der Kultur-
arbeit, welche den Namenj( Gärtnerlehranstalt Dahlem" trägt.

Die dem AusschuCs angegliederte Autographische Abteilung,
deren Mitglieder ihre Freizeit benutzen, um dem Ganzen mit
ihrer Arbeit zu dienen, hat in knapp einem halben Jahr 11
autographische Blätter und 13 Tafeln (Iber Gemüsebau in
4 facher Gröfse herausgegeben, welche den Hörern kostenlos
übergeben wurden. Ist's Überhebung, wenn der Aussehe Cs-
vorsitzende dankbar gegen seine Kameradon bekennt, „die ge-
leistete Arbeit ist aufserordentlich hoch'?" Der AusschuCs der
Hörerschaft schuf einen Mittelpunkt, um den sich alles gruppierte
und solange wir Hörer waren, gab's zwischen den Kameraden
ein Einvernehmen, das geradezu herzlich genannt werden
kann und mit hinaus genommen wurde ins Leben. Welches
Semester wir auch um Wildpark befragten, alle meisten be-
kennen, dafs Unfriede in der Elevenschaft an der Tagesordnung
war. Und dieses geistige Band des Ausschusses haben Kura-
torium, Direktion und Lehrerschaft wiederholt anerkannt.

Wie hoch wir selbst unsern AusschuCs schätzten, geht
daraus hervor, daCs wir auch im Leben solch engen Zusämmcn-
schlufs haben wollten, weshalb die „Autographische Gesell-
schaft Dahlemer a. H. a. H." begründet wurde: „Arbeit ist ihr
Fundament!" Auf diesem Grundsatz wurde der Zusammen-
schlufs aurgebaut. Wir gingen unbekümmert unsern Weg,
teilten aber artig die Gründung unserer Gesellschaft den be-
reits bestehenden Vereinigungen der Lehranstalten mit. Als
wir dann in der 2. Reichsversammlung die Mitarbeit aller er-
baten, schlug man uns es ab und — griff uns später sogar an.
 
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