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Die Gartenkunst — 8.1906

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Heicke, C.: Die Nachahmung der Natur in der Gartenkunst, [2]: Vortrag gehalten auf der Nürnberger Hauptversammlung der D.G.f.G. am 19. August 1906
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https://doi.org/10.11588/diglit.22778#0244

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VIII, 12

DIE GARTENKUNST

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Gewifs kann es Fälle geben, wo man nicht wählerisch Vergewaltigungen geschärft, die ihr an vielen Orten in

sein darf; wenn es sich z. B. um schnelle Bekleidung den Gärten angetan werden, nicht zum wenigsten von

einer häfslichen Wand handelt, dann ist einem alles rocht, Männern, die die besten Absichten haben mögen, aber infolge

was schlingt, wenn es nur rasch wächst. Da können dor gänzlichen Unbökanntschaft mit dem Pflanzenmaterial

Ipomaeen neben Humulus, Ephou neben Schlingrosen und begreiflicherweise leicht daneben greifen,

wildem Wein alles durcheinander genommen und selbst Für jeden, der Gartenkunst nicht nur gelegentlich

mit angehefteten Zweigen von Strauchwerk auf Schliol'sung nebenher und dilettantenhaft botreibt, ist es geradezu un-

etwaiger Lücken hingearbeitet werden. Aber das sind Aus- möglich, für die Auswahl der zu vorwendenden Pflanzen

nahmefälle, die nicht ausschlaggebend sind. z. B. ausschliel'slich die Farbe der Blüten mal'sgebond sein

Welcher Landschaftsgärtner, dor seinen Beruf mit zu lassen. Ohne dafs man sich dessen immer bewufst wird,

Liebe und sprechen

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rotgefärbten Begonien,

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Wein vom nicht einmal

Bild einer Wasserpartie mit Gesteingruppen und Staudenpflanzung in den Erfurter Stadtanlagen, schlechtweg

mit Glyzi- ausgeführt von Gartendirektor Linne, Erfurt. Yon roten

nien um- Rosen, son-

rankten Säulenhalle, wie ganz anders wirkt das Reben- dern man spezialisiert unwillkürlich und hat für den

gerank an einem Bogengang aus Spalierwork gegenüber einen Zweck „Grufs an Teplitz", für einen anderen

dem dichten Kloide, welches der Bpheu in tief schattigen „Souvenir de Madame Lovarasseur" im Sinne und immer

Lagen um den Stamm alter Bäume webt. Es sind alles wird einem die Wirkung der ganzen Pflanze in allen

„Schlingpflanzen" und doch welche verschiedenartige ihren Teilen, nicht aber nur die Farbenwirkung dabei im

Wirkungsmöglichkeiten, wenn man sie naturwahr und Sinne liegen.

naturgemäfs verwendet, anstatt sie nebeneinander glatt an Ich möchte in diesem Zusammenhang die Frage auf-

dieselbe Wand zu heften. werfen, ob bei den Farbengärten, die in diesem Sommer

Es lassen sich hier wie in allen ähnlichen Fällen wieder in der Flora zu Köln zu sehen sind, auch so

keine feston Regeln geben — glücklicherweise nicht! sorgfältig die Pflanzonauswahl werden wird. Ich glaube,

möchte ich sagen —, man mufs es fühlen und dieses Kollege Rausch wird mir bestätigen, dai's gar nicht gefragt

Gefühl kann nur durch fleifsige Naturbeobachtung ent- wird, ob da woifse Astern oder Kaiserin Auguste Viktoria,

wickeit werden. weifse Phlox und Lilien, Geranien, Balsaminen oder Petunien

Je mehr man sich mit dor Art und Weise vertraut zusammengestopft werden — wenn es nur weifs im einen,
gemacht hat, wie die Natur für ihre besonderen Zwecke gelb oder rot im anderen Fall ist. Alles zusammen wird
an jedem Platz und in joder Lage ihre besonderen Mittel im Halbschatten unter den Bäumen gepflanzt ohne Rück-
anwendet, wobei alles, auf das feinste zueinander ab- sieht darauf, dafs das ganze den stimmungsvollen Namen
gestimmt, um so mehr wird die Empfindung für alle die der Frauen Rosen hol' führt.
 
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