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Geymüller, Heinrich von; Geymüller, Heinrich von [Mitarb.]
Die Baukunst der Renaissance in Frankreich (Heft 2): Struktive und ästhetische Stilrichtungen, Kirchliche Baukunst — Stuttgart: Bergsträsser, 1901

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https://doi.org/10.11588/diglit.67518#0050
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förmig, mit Rundthürmen bewehrt. An den beiden Enden des einen Durchmessers
befinden sich Thore, von zwei Rundthürmen ssankirt; an dem einen Ende des
anderen, winkelrecht zu jenem slehenden, befindet sich das eigentliche Schloss mit
seinem besonderen Graben, am gegenüber liegenden Ende dieses Durchmessers ein
grösserer Thurmbau 802).
Das laut Berteaux von einem französischen Architekten , Philippe Chinard, für Kaiser Friedrich II.
erbaute berühmte Schloss Caßel del Monte, als regelmässiges Achteck mit Eckthürmen, ist ein Idealbau 803).
Die Gesammtanlage des grossen königlichen Schlosses zu Vincennes bei Paris kann als eine im Geiste
des Idealbaues ersonnene Composition gelten 804 805)- Es wurde begonnen von Carl Graf von Valois, Bruder
von Philippe le Bel, und von Carl V. vollendet. Die Umwallung bildet ein vollkommen regelmässiges
Rechteck, nicht ganz doppelt so lang als breit. Jeder der vier Eckthürme und die Thorthürme in der
Mitte von drei Fronten bilden, so zu sagen, einen selbständigen Donjon. An der einen Langfront wird die

Fig- 92-

Ehemaliges Schloss Maune (Maulnes 805).


Courtine zwischen Thor- und Eckthürmen nochmals mittelst eines Thurms in der Mitte bestrichen. Auf
der anderen Langseite hingegen erhebt sich in der Mitte der eigentliche Donjon. Dieser bildet wiederum
einen Idealbau unabhängig für sich. In der Mitte eines quadratischen Grabens, der die Umwallung des
Schlosses unterbricht und ebenso weit nach aussen wie nach innen vorspringt, ist die quadratische Um-
wallung des Donjons mit runden, erkerartigen Eckthürmchen aufgebaut. In der Mitte des Hofes ganz
frei slehend erhebt sich der eigentliche Donjon-Thurm, alle anderen Thürme überragend, ebenfalls quadratisch
mit runden Eckthürmen.
Das Schloss Vufflens aus dem XIV. Jahrhundert, in der französischen Schweiz, ist ein Idealbau,
allerdings unter italienischem Einssusse.
Unter den ausgeführten Schlössern der französischen Renaissance giebt es mehrere,
deren Grundrissbildung der Gesammtanlage klar zeigt, dass die Erbauer zum Theile
wenigstens von der Geistesrichtung des Idealbaues beseelt waren.
802) Eine Abbildung befindet sich im Cabinet des Efiampes zu Paris, in der Topographie de France, Band »Havre«, Va. 395-
803) In Indien giebt es ein wundervolles, ganz regelmässiges Schloss von ähnlicher Form.
804) Abgebildet in: Du Cerceau, J. Les Plus excellents Baftiments etc. Paris 1576, Bd. I.
805) Facs.-Repr. nach ebendas., Bd. I.
 
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