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629.
Beispiele
in
Paris.
stützen. Die oberste Fensterreihe hebt sich bereits in Dachfensterformen von den hohen Dächern ab.
Einfache Quaderstreifenbilden Füllungen an den Mauerpfeilern; ein kräftiges Consolengesims mit steinerner
Balustrade schliesst den derb- eckig und vielleicht etwas unruhig wirkenden Bau ab.
Das ehemalige Hotel Tubeuf, seit 1643 Mazarin gehörig, jetzt ein Theil der
Bibliotheque Nationale zu Paris, wurde von Le Muet erbaut, als 1633 hier die Strasse
eröffnet wurde und ist, wie Fig. 149975) zeigt, ein Beispiel der strengen, einfachen
Mischung von Backsteinssächen mit glatten Rusticaverzahnungen.
Die Galerie Mazarine, welche Francois Manfard hinten anbaute und die einen
Theil des Kupferstichcabinets bildet, schliesst sich dieser Richtung mit besonders
vornehmen Verhältnissen an.
Fig. 149.
Hotel Tubeuf, später Mazarin, jetzt Theil der Bibliotheque Nationale zu Paris 975).
3) Freiere Richtung.
630. Neben dieser derberen Richtung, die auf der Verwerthung der Verzahnungen
ihre Elemente. ßeru|ltj man ejne andere> welche sich bemüht, etwas mehr -»gentilezza«. in die
Verbindung von Stein und Backstein zu bringen. Die Verzahnungen werden ver-
mieden oder mit Backsteinen verblendet, Pilaster treten stellenweise auf, und in der
Mitte der Backsteinfelder werden profilirte Quadertafeln eingelassen. Zuweilen haben
diese Consolen für Marmorbüsten. Das erste, von Ludwig XIII. zu Versalles er-
baute Schloss hatte diesen Charakter, wie aus Fig. 58 zu ersehen ist.
Wir slehen ohne Zweifel vor einer Richtung, die sich an die freiere Zeit Karl IX. und Hein-
rich III. anschliesst.
Das Schloss Sully, bei Autun in Burgund, bereits 1567 begonnen, an dem aber noch unter
Heinrich IV. und Ludwig XIII. gebaut wurde, dürfte ein Beispiel der freien Richtung sein, welche diese
vom XVI. ins XVII. Jahrhundert hinüberführt. Die dorischen Rusticapilaster des Erdgeschosses nehmen
unmittelbar ohne Gebälk die Basen der jonischen Ordnung des ersten Stockes auf, dessen Gebälk abwech-
selnd mit paarweisen hohen Consolen diese Hofarchitektur abschliesst.
975) Facs.-Repr. nach: Marot, J. Oeuvre, a. a. 0., Bd. II, Fol. 75.
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Beispiele
in
Paris.
stützen. Die oberste Fensterreihe hebt sich bereits in Dachfensterformen von den hohen Dächern ab.
Einfache Quaderstreifenbilden Füllungen an den Mauerpfeilern; ein kräftiges Consolengesims mit steinerner
Balustrade schliesst den derb- eckig und vielleicht etwas unruhig wirkenden Bau ab.
Das ehemalige Hotel Tubeuf, seit 1643 Mazarin gehörig, jetzt ein Theil der
Bibliotheque Nationale zu Paris, wurde von Le Muet erbaut, als 1633 hier die Strasse
eröffnet wurde und ist, wie Fig. 149975) zeigt, ein Beispiel der strengen, einfachen
Mischung von Backsteinssächen mit glatten Rusticaverzahnungen.
Die Galerie Mazarine, welche Francois Manfard hinten anbaute und die einen
Theil des Kupferstichcabinets bildet, schliesst sich dieser Richtung mit besonders
vornehmen Verhältnissen an.
Fig. 149.
Hotel Tubeuf, später Mazarin, jetzt Theil der Bibliotheque Nationale zu Paris 975).
3) Freiere Richtung.
630. Neben dieser derberen Richtung, die auf der Verwerthung der Verzahnungen
ihre Elemente. ßeru|ltj man ejne andere> welche sich bemüht, etwas mehr -»gentilezza«. in die
Verbindung von Stein und Backstein zu bringen. Die Verzahnungen werden ver-
mieden oder mit Backsteinen verblendet, Pilaster treten stellenweise auf, und in der
Mitte der Backsteinfelder werden profilirte Quadertafeln eingelassen. Zuweilen haben
diese Consolen für Marmorbüsten. Das erste, von Ludwig XIII. zu Versalles er-
baute Schloss hatte diesen Charakter, wie aus Fig. 58 zu ersehen ist.
Wir slehen ohne Zweifel vor einer Richtung, die sich an die freiere Zeit Karl IX. und Hein-
rich III. anschliesst.
Das Schloss Sully, bei Autun in Burgund, bereits 1567 begonnen, an dem aber noch unter
Heinrich IV. und Ludwig XIII. gebaut wurde, dürfte ein Beispiel der freien Richtung sein, welche diese
vom XVI. ins XVII. Jahrhundert hinüberführt. Die dorischen Rusticapilaster des Erdgeschosses nehmen
unmittelbar ohne Gebälk die Basen der jonischen Ordnung des ersten Stockes auf, dessen Gebälk abwech-
selnd mit paarweisen hohen Consolen diese Hofarchitektur abschliesst.
975) Facs.-Repr. nach: Marot, J. Oeuvre, a. a. 0., Bd. II, Fol. 75.