Geymüller, Heinrich von; Geymüller, Heinrich von [Mitarb.]: Die Baukunst der Renaissance in Frankreich (Heft 2): Struktive und ästhetische Stilrichtungen, Kirchliche Baukunst (Stuttgart: Bergsträsser, 1901)

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640.
V erbindung
von
verticalen und
horizontalen
Gliedern.

hingewiesen haben (ssehe Art. 105,
S. 100). Vor Allem die tragen-
den oder verstärkenden Theile,
wie auch die Strebepfeiler an den
Ecken bleiben gothisch, während
die neuen Renaissanceformen mehr
als decorative Füllungen sseh da-
zwischen ausbreiten.
Die Fagade der Kirche zu Roches-
Tranchelin, jetzt eine Ruine, wird durch
gothische Strebepfeiler in drei Traveen
getheilt. Die mittlere, etwas breitere,
wird in ihrer ganzen Höhe durch eine
Spitzbogennische eingenommen, in wel-
cher unten das Portal liegt. Erst in den
Seitentraveen tritt die Renaissance-Glie-
derung auf: unten als Arcatur mit drei
Bogen von ssachen Pilastern getragen,
darüber schlanke Lisenen, die, wie die Kirche zu Magny. — Fagade des Kreuzschiffs 980).
Schäfte der Pilaster, Renaissance-Füllungen

Fig. I5I-



haben und in 2/s Höhe durch Medaillons
mit antikisirenden Köpfen ver-
bunden sind.
Selbst an der Fagade der
Kirche zu St.-Calais (Fig. 152),
die eben beschrieben wurde,
findet man etwas von diesem
Gedanken. Man hat die mitt-
leren Strebepfeiler aufgegeben
und in antike Formen über-
setzt, während die an den Ecken
als solche ihre gothische Form
beibehalten. Zwischen diesen
feilen Ecken öffnete sich das
Feld für die neuen Formen.
Aehnlich verhält es sich
noch am folgenden Beispiele,
aber die zwischen den gothi-
schen Eckstrebepfeilern ent-
wickelten Formen sind schon
nach einem einheitlichen Ge-
danken verbunden, und nach
der erwähnten Methode der so-
zusagen fertigen Früh-Renais-
sance zusammengeschmolzen
(siehe Art. 113, S. 106—107).
Die Fagade der
Kirche von Montresor in
der Touraine (Fig. 153 982)
zeigt, wie man bestrebt
war, das Ausstrebende

982) Nach einer Photographie
mit der Bezeichnung: MF 3163.

Fig. 152.

Kirche zu St.-Calais 98')•